Gerade zwischen Oktober und März kommen viele junge Patienten nicht nur wegen Schnupfen- oder Grippeviren in die Kinderarztpraxen. Auch Scharlach, eine Infektionskrankheit, die durch bestimmte Bakterien, den Streptokokken-Bakterien, ausgelöst wird, trifft in diesem Zeitraum am häufigsten Kinder, insbesondere im Kindergarten- und Schulalter. Was Eltern über die Erkrankung wissen sollten.
Scharlach-Ursache: Infektion von A-Streptokokken hervorgerufen
Scharlach ist eine durch sogenannte A-Streptokokken hervorgerufene Infektionskrankheit. Übertragen werden Streptokokken-Bakterien meist durch Tröpfchen, also durch Ansprechen, Anhusten oder Anniesen. In seltenen Fällen kann die Infektion auch durch mit Bakterien verunreinigten Gegenständen wie kontaminiertes Spielzeug oder Besteck verursacht werden.
Weltweit gehören Streptokokken-A-Infektionen, insbesondere bei Kindern und jungen Erwachsenen, immer noch zu den zehn häufigsten Todesursachen bei Infektionskrankheiten, schreibt der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte auf seiner Internetseite. Eine Besonderheit der Krankheit ist: Wer einmal die Erkrankung überstanden hat, ist in Zukunft vor dem jeweiligen Giftstoff des Erregers geschützt. Das Problem ist aber: Die Bakterien bilden unterschiedliche Giftstoffe, an Scharlach mehrmals zu erkranken ist daher möglich.
Was sind die Symptome bei Scharlach?
Als Symptome treten bei Scharlach meist Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Schüttelfrost und rasch ansteigendes Fieber auf. Möglich sind auch Bauchschmerzen und Erbrechen. Gaumen und Rachen sind rot, die Mandeln entzündet und unter Umständen weiß belegt. Die Lymphknoten am Hals schwellen stark an. Mitunter bildet sich nach ein bis zwei Tagen ein nicht juckender Hautausschlag, der sich von oben über den ganzen Körper ausbreitet. Typisch für eine Scharlach-Erkrankung ist auch die sogenannte "Himbeerzunge": Zuerst ist die Zunge weiß belegt, nach einigen Tagen rötet sie sich himbeerfarben.
Wann und warum ist eine Streptokokken-Infektion gefährlich?
Komplikationen können unter anderem durch die von Streptokokken produzierten Gifte auftreten. In sehr seltenen Fällen kann es dadurch zum sogenannten Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrom (STSS) kommen. Grund dafür ist: Die Gifte der Streptokokken, sogenannte Superantigene, "bewirken eine polyklonale unkontrollierte Stimulierung" bestimmter Immunzellen, der T-Zellen, schreibt das RKI. Diese Reaktion des Immunsystems führt zu einem Schock und einem Multiorganversagen, der laut RKI in 30 Prozent der Fälle tödlich endet.
Behandlung: Warum Antibiotika bei Scharlach wichtig, aber nicht zwingend sind
Bei unkompliziertem Verlauf und leichtem Krankheitsbild ist eine antibiotische Behandlung nicht zwingend angezeigt, so die entsprechende Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Um Komplikationen bei Scharlach-Infektionen zu vermeiden, empfiehlt das Robert Koch-Institut allerdings eine frühzeitige und gezielte Therapie mit Antibiotika, die gegen Scharlach helfen, zum Beispiel mit Penicillin V.
Wenn Antibiotika allerdings - wie in letzter Zeit immer mal wieder - schwer zu bekommen sind, ist die Gabe von Breitbandantibiotika, wie oft diskutiert, laut Kinderärzten keine Alternative. Denn die Kinder erkrankten nach Absetzen des nur unspezifisch wirkenden Antibiotikums dann an derselben Infektion wieder oder steckten sich nach wenigen Tagen wieder an, heißt es seitens der Mediziner. Umso wichtiger ist daher der verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika. In der Praxis heißt das: Ein geeignetes Antibiotikum sollten Ärzte erst nach dem konkreten Nachweis einer Infektion verschreiben.
Tipps für Eltern von an Scharlach erkrankten Kindern
Eltern sollten bei einer Scharlach-Erkrankung ihrer Kinder Folgendes beachten:
- Bei einer Halsentzündung mit Fieber und einem Hautausschlag: immer zum Arzt gehen.
- Bei einer Erkrankung: ausreichend trinken und wegen der Schluckbeschwerden auf weiche Nahrung und warme Getränke achten.
- Hygieneregeln beachten, das heißt vor allem: Hände regelmäßig gründlich mit Seife waschen und solange die Erkrankung ansteckend ist - bei nicht spezifisch behandelter Erkrankung kann das bis zu drei Wochen der Fall sein - Abstand halten und Bettruhe einhalten.
- Scharlachkranke Kinder von anderen fernhalten.
- Noch gesunde Geschwister von scharlachkranken Kindern sollten laut dem Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte erst wieder Schule oder Kindergarten besuchen, wenn es der Arzt erlaubt.
- Wurde die Erkrankung mit Antibiotika behandelt, besteht bis zu 24 Stunden nach der Behandlung noch Ansteckungsgefahr, das heißt: das Kind kann schon nach einem Tag wieder in den Kindergarten oder die Schule.
- Wird auf eine Behandlung mit Antibiotika verzichtet, so darf das Kind erst nach vollständigem Abklingen der Symptome wieder in eine Gemeinschaftseinrichtung. Ein schriftliches ärztliches Attest ist nicht erforderlich.
- Eine Impfung bzw. einen Impfstoff gegen Scharlach gibt es nicht.
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