Corona: Immer weniger Flugzeuge bedeuten auch weniger Wetterdaten aus der Atmosphäre.
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Corona: Immer weniger Flugzeuge in der Luft bedeuten auch weniger Wetterdaten aus der Atmosphäre.

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Unpräzisere Wettervorhersagen wegen Corona

Unpräzisere Wettervorhersagen wegen Corona

Die Wettervorhersagen und Klimabeobachtungen werden wegen der Corona-Krise schwieriger. Der Grund: Der Flugverkehr ist weitgehend eingestellt. Damit fehlen die Daten wichtiger Sensoren, die zur Ausstattung von Flugzeugen gehören.

Der Frühling steht vor der Tür, so viel ist klar. Viele Sonne und blauer Himmel werden vorausgesagt. Doch auch der wechselhafte April wird sich voraussichtlich bemerkbar machen. Aufgrund fehlender Daten von Flugzeugsensoren wird es für Meteorologen in der Zeit der Corona-Krise aber schwieriger, zuverlässige Prognosen zu erstellen.

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An Bord von Flugzeugen werden auch Wetterdaten erhoben

Wetterdaten werden auf verschiedene Art und Weise gewonnen. Es gibt Bodenwetterstationen, Schiffsmessungen, Satellitendaten und Messungen in der Atmosphäre durch den Flugverkehr. Doch seit Anfang März 2020 sind Flugzeugdaten weitgehend weggebrochen, weil der Flugverkehr eingeschränkt wurde.

"Vor allem der Rückgang des Flugverkehrs hat sich deutlich ausgewirkt. Messungen der Umgebungstemperatur sowie der Windgeschwindigkeit und -richtung während des Fluges sind eine sehr wichtige Informationsquelle - sowohl für die Wettervorhersage als auch für die Klimaüberwachung." Pressemitteilung vom 1. April 2020 der Weltorganisation für Meteorologie (WMO)

WMO und DWD sammeln Daten zu Wetter und Klima

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) umfasst 193 Mitgliedsstaaten weltweit. Sie liefert Beobachtungen zum Zustand der Atmosphäre, macht Wettervorhersagen und längerfristige klimatische Analysen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit Sitz im hessischen Offenbach am Main ist die nationale Einrichtung der Meteorologen.

Wettermodelle als Basis für Prognosen

Für Prognosen liegen sogenannte Wettermodelle zugrunde. Ein Wettermodell umspannt den gesamten Erdball mit einem Gitternetz. An jedem Gitternetzpunkt werden alle paar Stunden die neuesten Wetterprognosen berechnet. Gemessen werden Temperatur, Luftdruck, Regenmenge, Luftfeuchtigkeit und auch Windstärken.

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Es gibt beispielsweise Bodenwetterstationen, Schiffsmessungen, Satellitendaten und Messungen in der Atmosphäre durch den Flugverkehr.

Wetterballons sind kein Ausgleich für fehlende Flugzeugdaten

Einzelne Länder versuchen, den Schaden gering zu halten. So lässt das Schweizer Bundesamt für Meteorologie am Standort Payerne täglich vier statt wie üblich zwei Wetterballone aufsteigen. Allerdings mache das fehlende Daten, die sonst bei Atlantiküberflügen gesammelt werden, nicht wett, so die WMO.

"Gegenwärtig wird erwartet, dass die nachteiligen Auswirkungen des Verlusts von Beobachtungen auf die Qualität von Wettervorhersageprodukten noch relativ gering sind. Da die Verfügbarkeit von Wetterbeobachtungen für Flugzeuge jedoch weiter abnimmt, können wir eine allmähliche Abnahme der Zuverlässigkeit der Prognosen erwarten." Lars Peter Riishojgaard, Direktor der Abteilung Erdsystem in der Infrastrukturabteilung der WMO.

Einige Meteorologen fallen derzeit aus

Außer den Flugausfällen gibt es noch ein anderes Problem: Viele Meteorologen arbeiten derzeit von zu Hause aus. Allein beim Deutschen Wetterdienst sind 750 von 2.300 Mitarbeitern im Homeoffice. Einige sind auch erkrankt oder befinden sich in Quarantäne.

"Der nationale Wetterdienst hat ein rund 500 Expertinnen und Experten umfassendes Notfallteam zusammengestellt, um zum Beispiel den 24-stündigen Betrieb seiner umfangreichen Infrastruktur einschließlich Großrechenzentrum, der Wettervorhersagebereiche und vor allem der Flugwetterwarten an den wichtigsten deutschen Flughäfen sicher zu stellen." Pressemitteilung des DWD vom 26. März 2020

Momentan stimmen die Wetterprognosen noch

In den Industrieländern liefern Wettersatelliten und Bodenstationen ihre Daten weitgehend automatisiert. Wenn die Krise aber andauere und das Personal nicht wie gewohnt arbeiten könne, bestehe die Gefahr, dass die Anlagen mangels Wartung und Reparatur ausfallen könnten, so die Weltorganisation für Meteorologie. Derzeit sind die Prognosen der Meteorologen aber noch aussagekräftig.

"Wir überprüfen täglich die Prognosegüte der vergangenen 24 Stunden und stellen immer noch eine recht gute Eintreffwahrscheinlichkeit von 96,7 Prozent fest." Dominik Jung, Diplom-Meteorologe

Warnung vor gefährlichen Wetterlagen muss weitergehen

Der Deutsche Wetterdienst teilte Anfang April mit, dass trotz Corona-Pandemie die zentralen Aufgaben nach wie vor erfüllt werden können. Das Augenmerk liege vor allem darauf, weiterhin zuverlässig zu informieren, wenn gefährliche Wetterlagen auftreten. Wetterwarnungen etwa vor Stürmen, Orkanen, Schneefällen und Starkregen sind vor allem für den Katastrophenschutz wichtig.

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