Kondensstreifen und Flugzeug am Himmel und der Schriftzug CO2
Bildrechte: picture-alliance/dpa
Videobeitrag

Shutdown der Wirtschaft: Hilft Corona dem Klima?

Bildbeitrag
> Wissen >

Shutdown der Wirtschaft: Hilft Corona dem Klima?

Shutdown der Wirtschaft: Hilft Corona dem Klima?

Die Corona-Krise lässt alles andere in den Hintergrund treten - auch den Klimaschutz. Klimaforscher hoffen, dass jetzt, wo das gesamte Leben verlangsamt ist, die Chance ergriffen wird, die Weichen neu zu stellen, dass auch der Klimaschutz profitiert.

Über dieses Thema berichtet: UNKRAUT am .

Was Klimaforschern mit ihren Appellen an die Politik über Jahrzehnte kaum gelungen ist, das schaffte das Coronavirus in wenigen Tagen. Der Shutdown der Wirtschaft führt zu einem sichtbaren Rückgang des Stickstoffdioxidausstoßes über europäischen Metropolen wie Norditalien oder München. Und auch beim C02-Austoß zeichnet sich eine leichte Verbesserung ab. Aber wird das bereits einen positiven Einfluss auf das Klima haben?

Führt die Corona-Krise zum Umdenken?

Skeptiker weisen darauf hin, dass auch nach der Finanzkrise der CO2-Ausstoß kurzfristig abnahm. Dafür stieg er danach wieder kräftig an. Prof. Hans-Peter Schmid vom Klimaforschungsinstitut in Garmisch-Partenkirchen hofft, dass es diesmal anders wird. Denn jeder Einzelne könne aus den Erfahrungen, die er in dieser Zeit sammelt, lernen, dass er sein Leben auch anders gestalten kann. So müsse man nicht immer auf Dienst- oder Geschäftsreisen gehen, vieles ließe sich auch via Videokonferenzen erledigen. Wenn viele Menschen und Betriebe sich darauf einstellen und die Erfahrungen aus Corona-Zeiten in die Zeit nach Corona hinüberretten würden, wäre, so Schmid, viel gewonnen.

Lernen von Corona für den Klimaschutz?

Wie macht es zum Beispiel der Automobilzulieferer Webasto, das Unternehmen, das als erstes vom Coronavirus betroffen war, mit seinen weltweiten Niederlassungen? Wie in vielen Firmen arbeiten auch hier die meisten Mitarbeiter des Firmenhauptsitzes noch immer im Home-Office. Videokonferenzen ersetzen sämtliche Dienstreisen.

"Wir merken, dass viele Dinge, von denen wir in der Vergangenheit glaubten, dass sie nicht gehen, auf einmal sehr gut funktionieren. So werden wir sicherlich nach Corona eine andere Mischung haben - zwischen digitalem auf der einen Seite und persönlichem Kontakt auf der anderen Seite. Es wird mehr digital sein. Wir werden voraussichtlich weniger fliegen und weniger reisen. Das kommt natürlich am Ende auch der persönlichen Gesundheit und den Kosten zugute." Holger Engelmann, Vorstand Webasto

Die Politik reagiert ihrerseits auf die Corona-Krise, indem sie die Wirtschaft mit milliardenschweren Hilfspaketen stützt.

"Wir haben zugesagt, dass es an fehlendem Geld und am fehlenden politischen Willen nicht scheitern soll." Peter Altmaier, Bundeswirtschaftsminister (Archiv vom 23.03.2020)
"Whatever it takes, alles was notwendig ist." Markus Söder, Bayerischer Ministerpräsident (Archiv vom 13.03.20)

Wie sieht es mit dem Engagement für das Klima aus?

Vertreter der Klimabewegung Fridays for Future, wie Matilda Gettins, finden diese Maßnahmen richtig. Andererseits haben sie eineinhalb Jahre lang jeden Freitag demonstriert, damit die Verantwortlichen endlich etwas gegen den Klimawandel unternehmen - doch die verhielten sich eher passiv.

"In der Corona-Pandemie wurde anerkannt, dass es eine Riesenkrise ist, dass wir alle zusammen anpacken müssen, und dass es zum Teil auch gesellschaftlichen Verzicht braucht. Und genau dieses Geständnis gibt es bei der Klimakrise noch nicht. Uns ist es wichtig, dass mit dem Geld, das in Form von Konjunkturpaketen fließt, jetzt die Weichen gestellt werden für eine klimafreundliche Zukunft.“ Matilda Gettins, Klimabewegung Fridays for Future

Europäischer Automobilverband will Klimaziele aufweichen

Allerdings versucht der Europäische Automobilverband schon jetzt, die Corona-Krise auszunutzen, um die Pariser Klimaziele aufzuweichen. Er hat bei der EU-Kommission um einen Aufschub für die strengen C02-Flotten-Vorgaben gebeten.

Deutsche Autoindustrie will an Klimazielen festhalten

Bei deutschen Autobauern stößt das aber auf wenig Begeisterung. Bei vielen ist der Umbau hin zu mehr Klimaschutz bereits angelaufen. Auch der Zulieferer Webasto will an den CO2-Zielen festhalten.

"Wir sehen an der jetzigen Niederschlagssituation in Bayern, dass der Klimawandel nicht vor Corona Rücksicht nimmt. Von daher finde ich das wichtig, dass wir an diesen Zielen, die wir uns gesetzt haben, festhalten." Holger Engelmann, Vorstand Webasto

Im Moment stoßen Empfehlungen von Wissenschaftlern bei Politikern auf offene Ohren. Aber ob das so bleiben wird?

"Die Hoffnung, die ich habe, ist, dass man auch in anderer Thematik (...) auf die Experten hört, die eine andere Kurve flachhalten wollen, nämlich die vom Klimawandel. Und dass man jetzt Maßnahmen ergreift und nicht wartet, bis die Katastrophe da ist." Prof. Hans-Peter Schmid, Institut für Meteorologie und Klimaforschung

Auch die Erderwärmung bedroht die Menschheit

"Es hat auch schon viele Tote gegeben, wie zum Beispiel bei Extremereignissen, wie in der Hitzewelle vom Sommer 2018. Das war ein Fenster in die Zukunft, was wir - zunehmend mit dem Klimawandel - erwarten müssen.“ Prof. Hans-Peter Schmid, Institut für Meteorologie und Klimaforschung

Die Krise sollte jetzt dafür genutzt werden, dass das viele Geld, welches in den Wiederaufbau der Wirtschaft fließt, vor allem in umweltschonende Projekte und Verfahren investiert wird. Nur so lassen sich die Weichen für den Klimaschutz neu stellen.

"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!