Der erste Schnee ist heuer schon gefallen. Kaum liegen die ersten Flocken, beginnen die Winterpflichten: Der Schnee muss weg. Das schreibt die Schneeräumpflicht vor, denn Wege und Straßen dürfen nicht zur Gefahr werden. Hier sind die Eigentümer gefragt. Der Vermieter kann die Schneeräumpflicht aber auch auf den Mieter übertragen - das muss dann aber klar im Mietvertrag geregelt sein. Oder es wird ein professioneller Räumdienst beauftragt. Wann genau man räumen oder streuen muss, hängt von der Gemeindeverordnung ab. Meist beginnt die Pflicht ab 7 oder 8 Uhr morgens. Zwar muss nicht den ganzen Tag Schnee geschippt werden, aber wenn am Nachmittag wieder alles prächtig weiß ist, muss man nochmals ran. Und wer krank oder im Urlaub ist, muss sich um eine Vertretung kümmern.
Ungewohnte Bewegung für Muskulatur und Gelenke
Beim Schneeschippen selbst gibt es einiges zu beachten - vor allem sollte man auch auf sich selbst achten. Denn die Massen, mit denen man teilweise umgehen muss, sind gerade für nicht ganz fitte und untrainierte Menschen nicht zu unterschätzen. Daher hat die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) ein paar Tipps zusammengetragen, wie man ohne Rückenschmerzen Herr oder Frau über die Schneemassen wird. Denn das Schneeschippen ist eine ungewohnte Bewegung für Muskeln und Gelenke. Hinzu kommt, dass viele Menschen sich im Winter grundsätzlich schon weniger bewegen, die Muskulatur untrainierter ist und die plötzliche Belastung Rückenschmerzen verursachen kann.
Schneeschippen zeitlich einplanen
Wichtig ist eigentlich schon die Vorbereitung, bevor man die Schaufel in die Hand nimmt. Oftmals wird für das Schneeschippen nicht genügend Zeit eingeplant. Dann rennt man direkt nach dem Aufstehen raus und legt los. Die Muskeln sind dann aber noch gar nicht aufgewärmt. Wenn es schnell gehen muss, zieht man sich nicht richtig warm an. Und der Tag beginnt schon mal stressig. Das lässt sich vermeiden, wenn man - wenn der Schneefall angekündigt war - das Schneeschippen morgens in den Ablauf einplant. Zeitiger aufstehen, richtig warm anziehen (vor allem der Rücken sollte bedeckt sein) und der Muskulatur ein bisschen Zeit geben, sich an Bewegungen zu gewöhnen - die Muskeln quasi warmlaufen lassen.
Zerrungen oder Verletzungen in der Rückenmuskulatur
Denn durch falsche Drehungen, ruckartige Bewegungen oder das Heben von zu viel Last kann es zu Zerrungen und Verletzungen in der Rückenmuskulatur kommen. Das kann bis zu Blockierungen von Wirbeln oder einem Hexenschuss reichen. Zusätzlich kommt die Belastung des Rückens in gebeugter Haltung dazu.
Schnee schieben statt heben
Daher wird geraten, den Schnee mehr zu schieben als ihn zu heben. Dadurch lässt die Belastung auf den Rücken nach und man bleibt in einer aufrechten Position. Wenn dann doch gehoben werden muss, leicht die Knie beugen und eher kleinere “Portionen” Schnee schaufeln, damit das Gewicht nicht so hoch ist. Den Oberkörper dabei trotzdem gerade halten. Auch bei den Schaufeln selbst gibt es Unterschiede. Beim Kauf auf eine leichte Schippe mit ergonomischer Form achten. Sie entlastet Wirbelsäule und Gelenke. Auch das richtige Schuhwerk ist wichtig: Ein stabiler Stand mit rutschfesten Schuhen unterstützt Rücken- und Bauchmuskeln.
Hexenschuss kann drohen
Laut der DGOU leiden 80 bis 85 Prozent aller Menschen irgendwann in ihrem Leben mal an Rückenschmerzen. Ein heftiger, intensiver Schmerz im Lendenwirbelbereich führt zum Hexenschuss. Das ist eine Muskelverspannung nach einer heftigen Bewegung, in Fachkreisen akute Lumbalgie genannt. Aufstehen ist für die meisten Patienten dann eine Mammutaufgabe, die mit starken Schmerzen verbunden ist. Der Hexenschuss geht vor allem mit einer schwachen Bauch- und Rückenmuskulatur einher und einem bewegungsarmen Lebensstil. In der Regel lassen die Schmerzen nach einigen Tagen von selbst nach oder man hilft mit rezeptfreien Schmerzmitteln nach. Auch ein heißes Bad oder Rotlichtlampen können helfen. Es ist wichtig, sich weiterhin regulär zu bewegen und nicht in eine Schonhaltung zu verfallen. Lassen die Schmerzen nicht nach, ist ein Besuch beim Arzt oder einer Ärztin ratsam. Dann kann sich dahinter nämlich beispielsweise auch ein Bandscheibenvorfall verstecken.
Im Zweifelsfall ärztlichen Rat einholen
Muss sehr viel Schnee geräumt werden und ist man selbst nicht so fit, hilft es auch Nachbarn oder Familienangehörige zu fragen und sich abzuwechseln. Vor allem chronisch Kranke und ältere Menschen sollten mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin darüber sprechen. Auch nach einer frischen Wirbelsäulen-OP sollte mindestens drei Monate auf solch schwere körperliche Arbeit verzichtet werden.
Herzpatienten sollten aufpassen
Schneeschippen kann auch für Herzpatienten gefährlich werden. Durch die ungewohnte Belastung kann bei Menschen mit Engstellen an den Herzkranzgefäßen unter Umständen nicht mehr genügend Sauerstoff und Nährstoffe ins Herz gepumpt werden. Ein vorgeschädigtes Herz kann damit schnell überlastet werden. Im schlimmsten Fall können ein Herzinfarkt oder ein plötzlicher Herztod drohen. Und auch die Kälte ist ein wesentlicher Faktor, denn dann ziehen sich die Gefäße zusammen. Das kann die Durchblutung verringern.
Generell gilt: sich Zeit lassen, warm einpacken, Schnee eher schieben, keine zu großen Massen heben, dabei in die Knie gehen und Pausen einlegen. Die Rückenmuskulatur lässt sich auch im Winter prima bei Skilanglauf, Spaziergängen oder Nordic Walking trainieren. Auch Treppen steigen oder schwimmen stärken die Muskeln.
Im Video: Wenn Schneeräumen zur Sisyphusarbeit wird
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Dieser Artikel ist erstmals am 10.02.2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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