Das Miniaturmodell eines Wagons als Magnetschwebebahn, die auf einer Schiene schwebt, ist zentral im Bild.
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Supraleiter können auf Magneten dahinschweben und verlustfrei Strom leiten - derzeit allerdings nur bei extrem tiefen Temperaturen.

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Supraleiter-Skandal: Umstrittene Studie wird zurückgezogen

Supraleiter-Skandal: Umstrittene Studie wird zurückgezogen

Verlustfreier Stromtransport dank Raumtemperatur-Supraleiter: Die Hoffnung auf eine technische Revolution hatte ein US-Forscher im März versprochen. Doch nun zieht das renommierte Fachmagazin "Nature" die umstrittene Studie zurück.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Im März dieses Jahres sorgte eine Forschergruppe um den US-Forscher Ranga Dias von der University of Rochester für Aufregung: In einem im Fachmagazin "Nature" veröffentlichen Artikel behauptete das Team, ein Material gefunden zu haben, das elektrischen Strom ohne jeglichen elektrischen Widerstand leiten kann – und das bei Raumtemperatur. Doch der von Anfang umstrittene angebliche Raumtemperatur-Supraleiter entpuppt sich nun endgültig als Phantom, aus der Sensation wird ein Skandal: "Nature" hat die Studie diese Woche auf Bitte von acht der elf an dem Artikel beteiligten Fachautoren hin zurückgezogen.

Raumtemperatur-Supraleiter könnten unsere Energieversorgung revolutionieren

Forschergruppen auf der ganzen Welt sind schon seit Jahren auf der Suche nach einem derartigen supraleitenden Material. Zwar gibt es prinzipiell bereits Supraleiter. Allerdings haben sie den Haken, dass sie nur bei extrem tiefen Temperaturen funktionieren und deshalb nur für hoch spezialisierte Anwendungen verwendet werden, beispielsweise in Teilchenbeschleunigern wie dem Large Hadron Collider am Kernforschungszentrum Cern in Genf.

Ein Raumtemperatur-Supraleiter hingegen könnte auch Einzug in unseren Alltag halten: Mithilfe von Raumtemperatur-Supraleitern könnten Stromkabel tausende von Kilometern lang werden. Oder man könnte damit Magnetschwebebahnen bauen, die hocheffizient durch die Landschaft gleiten. Auch bildgebende Verfahren in der Medizin mit Magnetresonanztomografen (MRT) könnten die Raumtemperatur-Supraleiter verbessern.

Umstrittener Forscher Ranga Dias veröffentlichte angebliche Supraleiter-Sensation

Das Potenzial dieser technischen Revolution lässt Forschende auf der ganzen Welt deshalb nach Jahrzehnten nach einem Material suchen, das sich als Raumtemperatur-Supraleiter eignet. Das erklärt die Aufregung, als ein Team um den US-Forscher Ranga Dias von der University of Rochester im März dieses Jahres verkündete, es geschafft zu haben: Das Gemisch aus einem Metall der Seltenen Erden namens Lutetium, Wasserstoff und Stickstoff sollte bei einer Temperatur von über zwanzig Grad Celsius supraleitend sein, das heißt: Es leitet Strom ohne elektrischen Widerstand.

Allerdings war der Forscher Ranga Dias bereits zu diesem Zeitpunkt nicht unumstritten: Er hatte einige Jahre zuvor bereits ein ähnlich spektakuläres Ergebnis verkündet, das später vom Fachmagazin "Nature" zurückgezogen wurde. Es gab Hinweise, dass die Forschenden die Darstellung einer ihrer Messungen aufgehübscht hatten, die die supraleitenden Eigenschaften belegen sollten.

Raumtemperatur-Supraleiter kein Wundermaterial, sondern Fake

Im jetzigen Fall hatten acht der elf beteiligten Autoren der Studie das Fachmagazin "Nature" gebeten, die Studie zurückzuziehen. Wird ein wissenschaftlicher Artikel zurückgezogen, bedeutet das: Das Ergebnis wird als nicht echt erachtet. In der Erklärung von "Nature" heißt es dazu: "Sie haben die Ansicht geäußert, dass die Veröffentlichung den Ursprung der untersuchten Materialien, die durchgeführten Messungen und die Protokolle zur Datenverarbeitung nicht korrekt wiedergibt." Das bedeutet: Acht Koautoren sind der Meinung, dass die veröffentlichte Studie nicht richtig ist.

Darüber hinaus hatte es bereits zuvor Zweifel hinsichtlich der Daten bei den Messungen des elektrischen Widerstandes gegeben – Zweifel, die Ranga Dias nicht ausräumen konnte. Dias selbst habe sich nicht dazu geäußert, ob er damit einverstanden sei, dass der Artikel zurückgezogen wird. Der Forscher sieht sich zusätzlich mit Plagiatsvorwürfen bei seiner Doktorarbeit und weiteren Vorwürfen der Datenmanipulation konfrontiert. Sein Arbeitgeber, die University of Rochester, lässt seine Arbeit derzeit von externen Experten überprüfen.

Skandal ist Rückschlag für die Supraleiter-Forschung

Für das Forschungsgebiet der Supraleiter ist 2023 somit bislang überhaupt kein gutes Jahr: Es ist bereits die zweite Sensationsmeldung, die sich als falsch herausgestellt hat. Im Sommer hatte eine internationale Forschergruppe ebenfalls von einem neuen Raumtemperatur-Supraleiter berichtet. Andere Forschergruppen bauten das Material nach, fanden aber keine supraleitenden Eigenschaften.

Die Jagd nach dem Raumtemperatur-Supraleiter geht somit weiter, wenn auch künftige derartige Meldungen mit noch größerer Skepsis als vorher beäugt werden dürften. Der Fall zeigt auch, dass das "Peer-Review"-Verfahren bei Fachpublikationen, bei denen ein Artikel vor Veröffentlichungen von unabhängigen Experten begutachtet wird, nicht automatisch sicherstellen kann, dass ein Ergebnis richtig ist. Das lässt sich erst dann sagen, wenn es von unabhängigen Forschergruppen experimentell überprüft und das Ergebnis reproduziert werden kann.

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