Diese Trockentoilette stand drei Monate lang zu Testzwecken auf einem Wanderparkplatz bei Kreuth. Mit Erfolg: 23 solcher Bioklos sollen zukünftig im Landkreis Miesbach für die Notdurft zur Verfügung stehen.
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Diese Trockentoilette auf einem Wanderparkplatz bei Kreuth wurde drei Monate lang gestestet. Jetzt sollen 23 Nachfolger entstehen.

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Trockentoilette im Test: So wertvoll ist Ihr Geschäft

Trockentoilette im Test: So wertvoll ist Ihr Geschäft

Es ist die biologische und nachhaltige Renaissance des Plumpsklos: In Kreuth südlich des Tegernsees erfreute sich testweise eine Trockentoilette regen Zulaufs. Das spart nicht nur viel Wasser, sondern könnte irgendwann den Äckern zugute kommen.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Das Wasserklosett ist zwar bei uns flächendeckend verbreitet, aber eben doch nicht überall verfügbar. Wer im oberbayerischen Kreuth vor dem Wandern noch eine Toilette aufsuchen möchte, hat mitunter ein Problem: An den Parkplätzen außerhalb des Ortes, von wo aus viele Gäste starten, gibt es keinerlei Infrastruktur. Und damit auch keine Möglichkeit, Toiletten an die Kanalisation anzuschließen.

Doch die Gemeinde Kreuth hat eine schlaue Lösung gefunden, die für drei Monate getestet wurde: eine Trockentoilette. Ein hübsches Holzhäusl am Waldesrand, ausgestattet mit einem Plumpsklo, Klopapier und einem Sack Sägespäne. Klingt nach einer jahrhundertealten Erfindung und ist trotzdem ganz modern. Denn durch ein Trockenklo geht's im Idealfall nicht einfach in die Jauchegrube.

Was ist eine Trockentoilette?

Die Kloschüssel einer Trockentoilette ist so gestaltet, dass Urin und Kot verschiedene Wege gehen und in unterschiedlichen Behältern gesammelt werden können. Zum "großen Geschäft" kommt das Klopapier, danach noch Sägespäne, die mildern den Geruch.

Aber nicht allein der Geruch ist ausschlaggebend, ob ein Trockenklo Erfolg hat oder nicht. Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider freut sich, dass das Trockenklo am Wanderparkplatz gut angenommen wurde. Es sei auch sehr ansprechend gestaltet worden. Der Testbetrieb ist inzwischen vorbei und das Klohäusl abgebaut, doch Kreuth und einige andere Gemeinden wollen wieder einsteigen: An 23 Standorten im Landkreis Miesbach sollen Trockentoiletten errichtet werden, wenn es nach dem Wunsch der Gemeinden und der Regionalentwicklung Oberland geht.

Trockentoiletten sparen viel Wasser

Für kommunale Anbieter ist eine Trockentoilette eine günstige Variante für öffentliche Klos, denn sie funktioniert ganz ohne Wasser, Kanalisation und Chemie. Das macht Trockentoiletten umweltfreundlich. Allein die Wasserersparnis ist enorm: Ein Drittel unseres Trinkwasserverbrauchs spülen wir im Klo hinunter, durchschnittlich sechs Liter pro Toilettengang.

Angesichts der zunehmenden Trockenheit durch den Klimawandel ist das zu viel, meint Ariane Krause, die das Projekt "Zirkulierbar" in Brandenburg koordiniert. Bei diesem versucht ein Zusammenschluss von Forschungseinrichtungen, Firmen und Kommunen mit Trockentoiletten das Sanitärsystem nachhaltiger zu machen. Und das nicht nur mit Wassersparen.

Trockentoiletten liefern Nährstoffe

Im Projekt "Zirkulierbar" geht es auch um den Nährstoffkreislauf zwischen Acker und Mensch. "Unsere Vision ist es, dass wir die wertvollen Nährstoffe aus unseren menschlichen Ausscheidungen wieder Landwirtschaft und Gartenbau verfügbar machen wollen", erklärt Ariane Krause.

Dabei ist es aber schon von Vorteil, dass die in Trockentoiletten gesammelten Ausscheidungen erst gar nicht mit Abwasser und den darin enthaltenen Schadstoffen wie Schwermetallen und Kunststoffen in Berührung kam, betont Krause. Im Klärschlamm, der auch zum Düngen auf Feldern noch zum Einsatz kommt, sind diese Schadstoffe wesentlich schwerer zu entfernen. Unsere Hinterlassenschaften in einem Trockenklo sind da vorzuziehen.

Dafür müssen Kot und Urin aber so behandelt werden, dass Keime entfernt werden. Und auch diese Behandlung soll möglichst umwelt- und ressourcenschonend sein.

Fäkalien heizen sich selbst ein

Das Projekt "Zirkulierbar" testet Material aus Trockentoiletten, die auf Festivals und in Parks aufgestellt werden. Der dort angesammelte Kot kommt anschließend für eine Woche in einen großen, schwarzen Hygienisierungs-Container. Gut gelüftet werden die Mikroorganismen, die in den Ausscheidungen enthalten sind, sehr aktiv. Dabei entstehen Temperaturen über 70 Grad, die alle Keime unschädlich machen.

So entsteht wertvoller Humus

Durchmischt mit Grünschnitt aus der Landwirtschaft lagert das Material anschließend einige Wochen lang als lange Haufen, die regelmäßig gewendet werden, um sie zu durchlüften. Am Ende haben Pilze und Bakterien in diesen sogenannten Humusmieten alles zu Humus verwandelt, der nur noch kräftigen Erdgeruch verströmt.

Aus Urin wird vollwertiger Dünger

Auch den menschlichen Urin aus den Trockentoiletten bringt "Zirkulierbar" wieder in den Nährstoff-Kreislauf ein. Dazu müssen die im Urin enthaltenen Schadstoffe wie Ammoniak, Medikamentenrückstände und Hormone mit Aktivkohle herausgefiltert werden. Ein Vakuumverdampfer tötet Krankheitserreger. Am Ende entsteht eine dunkelbraune Flüssigkeit, von der Ariane Krause begeistert ist: "Das ist ein vollwertiger Nährstoffdünger, ein Mineraldünger. Der enthält Stickstoff, Phosphor, Kalium, Magnesium, Kalzium. Alle Nährstoffe eigentlich, die die Pflanze braucht."

Aus dem Wanderer auf den Acker?

Wenn Sie demnächst auf einem Wanderparkplatz oder anderswo eine Trockentoilette nutzen, werden Ihre Ausscheidungen allerdings noch keine so wertschöpfende Reise antreten. Bisher dürfen menschliche Ausscheidungen aus Hygienegründen nur im privaten Garten ausgebracht werden. Doch Projekte wie "Zirkulierbar" könnten genau das ändern, indem sie zeigen, dass die Nutzung der menschlichen Ausscheidungen ohne Gesundheitsgefahren auch im großen Stil möglich ist.

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