Als junge Frau lag Elisabeth H. im Urlaub gern in der Sonne, wollte immer schön braun sein. Doch vor sechs Jahren fiel ihr am rechten unteren Augenlid ein kleines Knötchen auf. Wochenlang schenkte sie der Hautveränderung, die keine Schmerzen verursachte, wenig Beachtung. Sie hielt es für einen harmlosen Pickel. Auf Drängen ihrer Schwester ging die ehemalige Technische Zeichnerin dann doch zu einer Augenärztin.
Häufigster Hauttumor in Deutschland
Die Augenärztin stellte bei Elisabeth H. die Verdachtsdiagnose Basaliom. Dieser weiße Hautkrebs, auch Basalzellkarzinom genannt, ist der häufigste Hauttumor in Deutschland. Hauptverursacher ist eine intensive Sonnenbestrahlung. Pro Jahr erkranken allein in Deutschland bis zu 200.000 Menschen neu daran. 80 Prozent aller Basaliome treten im Gesicht, am Kopf oder am Hals auf. Und oft auch an den Augenlidern, wie im Fall von Elisabeth H.
Ihre Augenärztin entfernte den Tumor und vernähte die Wunde. Zur Untersuchung schickte sie das Gewebe an ein Labor. "Danach hieß es, alles sei in Ordnung", sagt Elisabeth H. "Drei Jahre hatte ich dann auch tatsächlich Ruhe."
Der Tumor kehrt zurück
2020 hatte Elisabeth H. wieder einen Knoten am Unterlid. Die Nürnbergerin ging wieder zu ihrer Augenärztin, die den nachgewachsenen Tumor ein zweites Mal entfernte. Jetzt ergab die Gewebeuntersuchung im Labor, dass immer noch Zellen des Basalioms im vermeintlich gesunden Gewebe zurückgeblieben waren. Die Augenärztin schickte die Patientin zu einem Lidchirurgen. Der sollte die verbliebenen Tumorreste in einer dritten Operation entfernen.
Chirurg entfernt Teil des Augenlids
Elisabeth H. wurde stationär in die Augenklinik eingewiesen. In einer mehrstündigen OP musste der Nürnberger Lidchirurg Sebastian Ober etwa ein Drittel Augenlids entfernen, um den wiedergekehrten Krebs, das sogenannte Rezidiv, endgültig zu entfernen. Um das entstandene Loch wieder zu schließen und auch die Lidkante wiederherzustellen, transplantierte der Lidchirurg einen passgenauen Gewebsblock aus dem Oberlid.
Nach einem Monat war das Gewebetransplantat eingewachsen, von der Gewebeentnahme kaum noch etwas zu sehen.
Ein bösartiger Tumor, der gut behandelbar ist
Die gute Nachricht: Obwohl es sich um einen bösartigen Tumor handelt, bilden Basaliome nur ganz selten Metastasen, berichtet Lidchirurg Sebastian Ober. Allerdings, erklärt der Mediziner, wachsen Basalzellkarzinome mit jedem Mal schneller in die Umgebung ein und zerstören dort Gewebe. Wenn man nicht operiere, könnten sogar Auge, Augenhöhle und andere Knochen am Schädel geschädigt werden, warnt Ober. Deshalb rät er allen Betroffenen, immer einen Augenarzt aufzusuchen, wenn sich ein Knötchen oder Pickel am Ober- oder Unterlid nicht innerhalb weniger Tage oder Wochen zurückbildet.
Sonnenschutz ist beste Prävention
Zudem empfiehlt der Arzt, vor allem jetzt im Sommer und in der Urlaubszeit auf ausreichenden Sonnenschutz zu achten. Ober rät dazu, eine Sonnenbrille zu tragen und stets Sonnenmilch mit einem ausreichend hohen Lichtschutzfaktor zu verwenden. Das sei die wichtigste Präventionsmaßnahme, um Hautkrebs zu verhindern.
Verzicht auf Sonnenbäder
Elisabeth H. ist froh, dass sie den Hautkrebs gut überstanden hat. Die Wunde ist gut verheilt und um die winzige Narbe am Augenlid überhaupt noch zu erkennen, muss die 71-Jährige selbst genau hinschauen. Auf Sonnenbäder verzichtet die Seniorin heute komplett. Ihr Appell: Schon bei kleinsten Knoten oder Veränderungen am Augenlid vorsichtshalber zum Augenarzt gehen. Schließlich könnte der unscheinbare Pickel ein höchst gefährlicher Hautkrebs sein.
Im Video: Weißer Hautkrebs - schwer zu erkennen
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