Diabetes ist nicht gleich Diabetes. Es gibt den Diabetes Typ 1, der meist schon im Kindesalter auftritt. Und es gibt den Diabetes Typ 2, früher auch Altersdiabetes genannt, der sich in der Regel erst im höheren Erwachsenenalter entwickelt, immer häufiger aber auch bei jüngeren Menschen vorkommt.
Viele, die Diabetes haben, wissen das gar nicht. Laut dem aktuellen "Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2024", den die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) gemeinsam mit diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe anlässlich des diesjährigen Weltdiabetestages am 14. November 2023 veröffentlicht hat, liegt die Dunkelziffer von nicht diagnostizierten Diabetes-Erkrankungen in Deutschland bei mindestens zwei Millionen. Was Diabetiker und Angehörige über Diabetes wissen sollten - Antworten auf fünf wichtige Fragen.
Was ist Typ-1-Diabetes, was ist Typ-2-Diabetes?
Beim Diabetes Typ 1 greift das eigene Immunsystem die körpereigene Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse an und zerstört die insulinproduzierenden Zellen. Da das Hormon Insulin für den Transport des mit der Nahrung aufgenommenen Zuckers aus dem Blut in die Muskel- und Fettzellen verantwortlich ist, kommt es durch den absoluten Insulinmangel zu einem starken Anstieg des Blutzuckers und gleichzeitig zu einer Unterversorgung der Körperzellen. Merkmal des Diabetes Typ 1 ist im Unterschied zum Diabetes Typ 2 das absolute Versagen der Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die das Hormon Insulin produzieren. Diabetes Typ 1 ist bisher nicht heilbar, sodass Betroffene ihr Leben lang Insulin spritzen müssen.
Bei Menschen mit Diabetes Typ 2 produziert die Bauchspeicheldrüse zwar noch Insulin, aber die Körperzellen verlieren ihre Empfindlichkeit für das Hormon, was auch als "Insulinresistenz" bezeichnet wird. Ein weiterer Grund für die Entstehung eines Diabetes Typ 2 kann die "Erschöpfung" der insulinproduzierenden Zellen sein. Das heißt: Die Bauchspeicheldrüse kann aufgrund der jahrelangen Überproduktion nicht genügend Insulin für den erhöhten Bedarf liefern. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes lässt sich der Typ-2-Diabetes positiv beeinflussen, indem sich Betroffene gesund ernähren, abnehmen und sich ausreichend bewegen.
Welche Symptome treten bei Diabetes auf?
Alle Diabetes-Typen entwickeln sich schleichend und bleiben daher meist lange unbemerkt. Die typischen Diabetes-Symptome treten vor allem dann auf, wenn der Zuckerspiegel im Blut extrem hoch ist. Bei Menschen mit Diabetes Typ 1 sind die Warnzeichen beziehungsweise typischen Symptome: Müdigkeit, häufiges Wasserlassen, Durst, Gewichtsabnahme, Sehstörungen, schlechte Wundheilung oder trockene Haut. Laut diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe kommt es bei einem extremen Anstieg des Blutzuckerspiegels zu Erbrechen und Bauchschmerzen. Der Atem der Betroffenen riecht dann nach Aceton - ein Geruch, der an Nagellack oder überreifes Obst erinnert.
"Trotz dieser eindeutigen Symptome wird jeder fünfte Diabetes Typ 1 in Deutschland erst entdeckt, wenn der Stoffwechsel entgleist ist. Betroffene fallen aufgrund zu hoher Blutzuckerspiegel in ein lebensbedrohliches diabetisches Koma", schreibt die Gesundheitsorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe in einer ihrer Veröffentlichungen.
Diabetes Typ 2 verläuft hingegen oft jahrelang ohne jegliche Symptome. Er wird daher häufig erst spät erkannt. Das könnte sich schon bald ändern: Laut einer im Oktober 2023 veröffentlichten Studie eines kanadischen Forscherteams soll Diabetes Typ 2 künftig anhand einer Stimmanalyse diagnostiziert werden können.
Was dürfen Menschen mit Diabetes Typ 2 essen?
Verbote gibt es keine, aber: Menschen mit Diabetes Typ 2 können lange Zeit ohne Medikamente leben, wenn sie gewisse Verhaltensregeln beachten. Wichtig ist dabei neben viel Bewegung und dem Vermeiden von Übergewicht vor allem die richtige Ernährung. Denn über die Ernährung können Menschen mit Diabetes auch beeinflussen, wie stark ihr Blutzuckerspiegel ansteigt. Kohlenhydrate, so auch Zucker, wie er zum Beispiel in Obst oder Süßigkeiten enthalten ist, sowie Stärke, Inhaltsstoff von unter anderem Kartoffeln oder Brot, lassen den Blutzuckerspiegel stark ansteigen.
Diabetiker müssen darauf zwar nicht gänzlich verzichten, die Gesundheitsorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe rät aber: Ungefähr die Hälfte der täglichen Energie sollten Diabetiker in Form von Kohlenhydraten zu sich nehmen. Dabei soll Zucker zehn Prozent der Tagesenergie nicht überschreiten. Das entspricht 50 Gramm täglich. Zuckerhaltige Getränke oder stark verarbeitete Produkte wie Weißbrot oder Pommes sowie Fett lassen den Blutzuckerspiegel ebenfalls stark ansteigen und sollten daher so selten wie möglich konsumiert werden. Gleiches gilt für Alkohol und Tabak.
Was senkt den Blutzuckerspiegel?
Neben Insulin und anderen Medikamenten senkt vor allem Bewegung den Blutzuckerspiegel. Bei der Ernährung sollten Diabetiker möglichst auf wenig verarbeitete Lebensmittel mit vielen Ballaststoffen wie Rohkost oder Vollkornprodukte sowie ungezuckerte Nahrungsmittel achten. Sie werden im Gegensatz zu kohlenhydrat-, zucker- und fetthaltigen Nahrungsmitteln langsamer verdaut. Das heißt auch: Der Blutzuckerspiegel erhöht sich dann weniger stark. Das hilft auch, größere Blutzuckerschwankungen zu vermeiden.
Darf man mit Diabetes Blut spenden?
Grundsätzlich gilt: Wer als Diabetiker Blut spenden will, muss sicher gehen, dass sein Blutzucker gut eingestellt ist und er kein Insulin injiziert. Im Klartext heißt das: Diabetiker mit Typ-1-Diabetes dürfen kein Blut spenden, weil sie in der Regel Insulin zu sich nehmen. Menschen mit Diabetes Typ 2 können unter bestimmten Voraussetzungen rein theoretisch Blut spenden. Ob ein Typ-2-Diabetiker das dann auch tatsächlich darf, diese Entscheidung trifft der Arzt bei der Blutspende vor Ort.
Im Video: Diabetes Typ 2 - Moderne Behandlung und Prävention
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