Im "Lancet Countdown in Europe report" haben 44 europäische Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift Lancet die Auswirkungen des Klimawandels in Europa und auf die Gesundheit der dortigen Bevölkerung untersucht. Demnach hat der Klimawandel auch heute schon Auswirkungen auf die europäischen Länder: Extremwetterereignisse wie Dürren, Hitze oder Flutkatastrophen bedrohen die Menschen, aber auch höhere Risiken für Infektionskrankheiten oder Herzkranke und durch Luftverschmutzung zählen dazu.
- Zum Artikel: Wie uns das Klima krank machen kann
Gesundheitsfolgen durch den Klimawandel
Die Forscherinnen und Forscher haben konkrete Zahlen zusammengestellt, wie der Klimawandel schon jetzt die Gesundheit der europäischen Bevölkerung beeinflusst.
- Die Häufigkeit von Hitzewellen hat zwischen 2010 und 2019 im Vergleich zum vorherigen Jahrzehnt um die Hälfte zugenommen, an manchen Orten sogar um das Zweieinhalbfache.
- Zwischen 2000 und 2020 gab es mehr Hitzetote und zwar ist die Zahl um 15 jährliche Todesfälle pro eine Million Einwohner angestiegen.
- Die extremen Dürren in Europa haben zugenommen.
- Das Risiko für ansteckende Krankheiten wie Malaria oder das West-Nil-Fieber steigt mit dem wärmeren Klima an.
- Der Frühling verschiebt sich nach vorne, das merken Allergiker: So blühen Birke, Erle oder Olive rund zehn bis 20 Tage früher als noch vor 41 Jahren.
- Die Luftverschmutzung durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen führte im Jahr 2020 zu 117.000 Toten in Europa, hauptsächlich verursacht durch den Transportsektor.
"Europa muss schneller handeln"
Kim van Daalen von der Universität Cambridge in Großbritannien ist Mitautor des Berichts und sagt: "Europa ist einer der Hauptschuldigen der Klimakrise und setzt die Menschen und ihre Gesundheit damit weltweit einem Risiko aus." Europa müsse schneller handeln und die Klimaziele erreichen.
Darüber hinaus hat die Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig es sei, die Gesundheit der Bürger zu schützen, so Mitautorin Prof. Maria Nillson von der Umeå Universität in Schweden. "Wir sehen, dass die Klimakrise einen weiteren Druck auf das Gesundheitssystem ausübt."
Folgen der Klimakrise kosten auch Geld
Zusätzlich zu den gesundheitlichen Folgen, so die Autorinnen und Autoren des Berichts, kämen noch wirtschaftliche Folgen durch den Klimawandel und fehlgeleitete politische Entscheidungen dazu.
- Innerhalb des letzten Jahrzehnts war das Jahr 2021 am teuersten: insgesamt knapp 48.000 Millionen Euro Verluste durch Klimaereignisse. Davon fiel der größte Teil auf Deutschland mit 30.000 Millionen Euro durch die Flutkatastrophe im Sommer 2021.
- 15 Länder subventionieren die fossilen Energieträger mit Milliarden Euro jedes Jahr.
Darüber hinaus sei Kohle immer noch ein wichtiger Baustein im europäischen Energiemix, im Jahr 2020 immerhin noch zu 12 Prozent. Die derzeitigen Bemühungen zum Kohleausstieg reichten nicht, um im Jahr 2050 bei der Netto-Null anzukommen, so die Autorinnen und Autoren.
Weltweit hat die Klimakrise Einfluss auf die Gesundheit
Es gibt kaum eine Region auf der Welt, die durch den Klimawandel nicht betroffen ist, und damit sind auch überall gesundheitlichen Auswirkungen auf die Menschen, die dort leben, zu verzeichnen, so der Bericht (der komplette Bericht auf Englisch zum Nachlesen).
Zum Beispiel wenn man die Hitzetode weltweit zusammenzählt, hat sich deren Zahl im Zeitraum 2017 bis 2021 um 68 Prozent gegenüber den Jahren 2000 bis 2004 erhöht.
In den Hochebenen der amerikanischen Kontinente hat sich das Klima schon so erwärmt, dass die Anzahl der Monate, in denen das Risiko für eine Malariaausbreitung erhöht ist um ein Drittel größer geworden ist.
Die Forscherinnen und Forscher bemängeln, dass zu wenige Länder ihr Gesundheitssystem krisensicher und resilient aufbauen, um den Folgen durch den Klimawandel für die Gesundheit zu begegnen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!