Eine Betreuerin spielt mit Heimbewohnern des AWO-Dorfs Hasenbergl mit einem Schaumstoffball.
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Leichtes Training ist auch im hohen Alter noch wichtig, um die Muskulatur zu erhalten. Damit kann Stürzen vorgebeugt werden.

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Wie Sturzprophylaxe hilft, auch im Alter beweglich zu bleiben

Die Angst vor Stürzen mindert die Lebensqualität vieler Senioren. Mit leichtem Muskelaufbau lässt sich gegensteuern. Das zeigt eine Studie des Lehrstuhls für Geriatrie der Uni Erlangen-Nürnberg. Er war vor 50 Jahren der erste in Deutschland.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Zehn Seniorinnen und Senioren sitzen in einem Stuhlkreis. Auf Anweisung eines Trainers stehen sie langsam und konzentriert auf, zählen dabei laut bis drei. Die Hände haben sie dabei über der Brust gekreuzt. Dann setzen sie sich wieder langsam hin, zählen dabei bis fünf. Übungen wie diese helfen Senioren, die Angst vor Stürzen ab- und gleichzeitig Muskulatur aufzubauen. Denn auch im Alter sollen die Menschen noch aktiv sein können. Das steigert ihre Lebensqualität enorm.

Auf einem Bein stehen

Zwei Mal pro Woche treffen sich diese zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie zum Thema "Mobilität im Alter", um mit Sabine Britting und zwei weiteren Trainern eine Stunde lang zu üben. Britting ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Biomedizin des Alterns, das zum Lehrstuhl für Geriatrie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gehört. Neben dem kontrollierten Aufstehen dürfen die Probanden auch ihren Gleichgewichtssinn trainieren, indem sie auf einem Bein stehen – möglichst freihändig. Doch die Stuhllehne ist immer in greifbarer Nähe, so dass die Senioren sich jederzeit festhalten können, wenn sie drohen, das Gleichgewicht zu verlieren.

Beweglichkeit beugt Stürzen vor

Insgesamt 20 Mal treffen sich die Seniorinnen und Senioren im Laufe der drei Monate dauernden Studie zum gemeinsamen Training. Am Ende sollen sie sich sicherer bewegen können und weniger Angst vor Stürzen im Alltag haben. Das ist nicht zuletzt wegen der gestiegenen Lebenserwartung wichtig. Die hat sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nahezu verdoppelt. Wer auch im Alter beweglich ist, bleibt gesünder und hat damit eine höhere Lebensqualität. Laut Statistischem Bundesamt werden Jungen, die zwischen 2020 und 2022 geboren wurden, im Schnitt 78,3 Jahre alt. Mädchen haben eine Lebenserwartung von 83,2 Jahren.

Wie Stress und Angst auf Mobilität im Alter wirken

Mit der Studie hoffen die Wissenschaftler herauszufinden, ob die Verringerung der Sturzangst zu weniger Stress für die Senioren führt und ob dadurch womöglich auch chronische Entzündungen vermindert werden können. Die Forscher wollen mit diesen Erkenntnissen neue Möglichkeiten entwickeln, um den "Teufelskreis" aus Sturzangst und dem altersbedingten Abbau von Muskelmasse zu verlangsamen oder sogar aufzuhalten. Denn es sei bekannt, dass viele Senioren aus Angst, dass sie hinfallen können, sich immer weniger bewegten und dadurch der Muskelabbau schneller voranschreite, erklärt Sabine Britting.

Zweites Forschungsfeld: Ernährung im Alter

"Mobilität und Bewegung im Alter" ist einer der aktuellen Forschungsschwerpunkte am Lehrstuhl für Geriatrie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Ein zweites Forschungsfeld: Ernährung im Alter. Schon bei der Gründung des Instituts 1973, das einst in unmittelbarer Nachbarschaft zum Klinikum Nord in Nürnberg untergebracht war, untersuchten die Forscher den Einfluss der Ernährung auf alternde Menschen. Damals betrachtete man vor allem den Einfluss von Fetten auf den Stoffwechsel von Senioren.

Senioren haben weniger Hunger und Durst

Heute sitzt der Lehrstuhl in der Kobergerstraße in der Nürnberger Nordstadt. Hier hat auch Prof. Dorothee Volkert ihr Büro. Sie ist für den Ernährungsbereich am Lehrstuhl für Geriatrie der FAU zuständig und beschäftigt sich aktuell vor allem mit Phänomenen wie mangelndem Appetit bei Senioren. Denn mit zunehmendem Alter lasse zum Beispiel Geruchs- und Geschmackssinn nach, auch das Durstgefühl schwinde bei Senioren immer mehr, erklärt Volkert. Deshalb müsse man bei älteren Menschen sehr darauf achten, dass sie ausreichend essen und trinken und sich entsprechend ausgewogen ernähren.

Das Ziel: Selbständigkeit bis ins hohe Alter

Die Wissenschaftler am Lehrstuhl für Geriatrie der FAU versuchen der Frage nachzugehen, wie alte Menschen bis ins hohe Alter hinein gesund und weitgehend mobil bleiben und sich möglichst selbständig versorgen können. Ein Forschungsansatz, der 50 Jahre nach Gründung des Lehrstuhls aktueller und dringlicher ist denn je.

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