++++ Januar ++++
US-Mediziner verpflanzen erstmals Schweineherz
Das neue Jahr beginnt mit einem schwierigen Fachbegriff: Xenotransplantation - die Übertragung von Tierorganen auf den Menschen. In einer Klinik in Baltimore wird erstmals einem Mann ein Schweineherz eingesetzt. Der 57-jährige Herzpatient lebt zwei Monate lang mit dem genetisch modifizierten Organ, bis sich sein gesundheitlicher Zustand verschlechtert und er stirbt. Experten hoffen, dass Operationen wie diese künftig einmal den Mangel an Spenderorganen beheben können. Bislang verpflanzen Mediziner bereits Herzklappen von Schweinen und Schweinehaut bei Verbrennungsopfern.
Tsunami in Tonga: Untersee-Vulkan erzeugt Rekord-Aschewolke
Mitte Januar erschüttert eine kolossale Eruption das Südsee-Archipel Tonga. Der Untersee-Vulkan Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai schleudert eine gigantische Wolke aus Asche und Gas kilometerweit in die Höhe. Spätere Messungen ergeben, dass die Eruptionssäule 57 Kilometer hoch bis in die dritte Schicht der Erdatmosphäre, der Mesosphäre, vordringt. Der gewaltige Ausbruch löste Tsunami-Wellen aus, die bis an die Küsten Japans, Alaskas und Südamerikas reichen. Selbst in Bayern ist die Druckwelle messbar. Erst Monate später, im November, vermelden britische Wissenschaftler nach komplexen Berechnungen schließlich den Rekord: Der Ausbruch erzeugte die höchste jemals auf der Erde gemessene Aschewolke.
++++ Februar ++++
Corona-Pandemie - Omikron-Variante dominiert das Geschehen
Durch den Omikron-Subtyp des Coronavirus werden seit Beginn des Jahres 2022 bereits gut drei Viertel aller rund 200 Länder auf der Welt als Hochrisikogebiete eingestuft. Laut EU-Gesundheitsbehörde ECDC ist das hochansteckende Omikron auch die dominierende Variante in der Europäischen Union und im Europäischen Wirtschaftsraum. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte erstmals im November 2021 die in Südafrika nachgewiesene Corona-Variante B.1.1.529 als "besorgniserregend" eingestuft. Trotz massiver Reisebeschränkungen verbreitete sich Omikron rasch weltweit und verursachte extrem viele Infektionen. Ende Dezember 2021 hatte die Variante das zuvor dominierende Delta-Virus verdrängt. Bis heute (Stand: Dezember 2022) dominieren Omikron-Subtypen weltweit das Infektionsgeschehen.
Kleinste bekannte Landschnecke der Welt entdeckt
Winzig klein und doch Weltmeister: Die Schneckenart "Angustopila psammion" ist die kleinste bekannte Landschnecke der Welt. Gefunden wurde sie im Sediment der Cap-La-Höhle in Nordvietnam. Ihr Gehäuse ist weniger als einen halben Millimeter groß und das gesamte Tier ist kleiner als ein Sandkorn. Zoologen gehen davon aus, dass die Größe der gefundenen Schnecke schon an der Untergrenze erwachsener Landschnecken liege. Sehr viel kleiner können die Tiere nicht werden, da es eine bestimmte Anzahl von Neuronen geben müsse, die eine Schnecke funktionsfähig machen, so die Experten.
++++ März ++++
Corona-Pandemie - Geringere Lesekompetenz bei Grundschülern
Die Pandemie hinterlässt ihre Spuren, auch in der Schule: Homeschooling und Unterrichtsausfall haben Grundschülern deutschlandweit das Lesenlernen stark erschwert. In der Folge wiesen Kinder der vierten Klassen während der Pandemie im Jahr 2021 laut einer Studie des Instituts für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund eine "substanziell geringere" Lesekompetenz auf als Viertklässler vor der Pandemie im Jahr 2016. Die Lernrückstände beim Lesen von einem halben Schuljahr seien so massiv, dass man sie nicht mit Einzelmaßnahmen wie Nachhilfe-Unterricht auffangen könne, sagen die Autoren der Studie. Förderprogramme zum Ausgleich von pandemiebedingten Lerndefiziten sollen die Kinder nun in den Schulen unterstützen.
++++ April ++++
Globale Plastikflut erreicht die Arktis
Leider kein Aprilscherz: Plastikmüll überschwemmt mittlerweile auch die Arktis. Nach einer internationalen Übersichtsstudie des Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), findet sich Mikroplastik in großen Konzentrationen im Wasser, am Meeresboden, an abgelegenen Stränden, in Flüssen und sogar in Eis und Schnee.
Die Folgen sind laut AWI gravierend. Praktisch alle untersuchten Meeresorganismen - vom Plankton bis zum Pottwal - seien mit Plastikmüll und Mikroplastik in Kontakt. Das belastet nicht nur die Ökosysteme, sondern könnte auch den Klimawandel verschärfen.
++++ Mai ++++
Stiko empfiehlt Corona-Impfung für Kinder
Manche Eltern haben bereits darauf gewartet: Im Mai aktualisiert die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Impfempfehlung. Auch gesunde Kindern zwischen fünf und elf Jahren sollen nun gegen das Sars-Cov-2-Virus geimpft werden. Allerdings erhalten sie - anders als Erwachsene - zunächst nur eine mRNA-Impfstoffdosis. Bislang hatte die Stiko bei Kindern zwischen fünf und elf nur zur Corona-Impfung geraten, wenn sie bestimmte Vorerkrankungen und somit ein erhöhtes Risiko oder Menschen mit hohem Corona-Risiko im Umfeld hatten. Im November erweitert die Stiko ihre Impfempfehlung schließlich auf Kinder im Alter von sechs Monaten bis vier Jahren, die unter Vorerkrankungen leiden.
Astronaut Matthias Maurer zurück auf der Erde
Gut sechs Monate, seit November 2021, ist Matthias Maurer auf der Internationalen Raumstation ISS um die Erde gekreist, bevor er Mitte Mai gemeinsam mit drei weiteren Crew-Mitgliedern in einer Raumkapsel zur Erde zurückkehrt. Der gebürtige Saarländer erprobte auf der ISS neue Technologien: In 400 Kilometern Höhe experimentierte Maurer etwa mit Wasser in der Schwerelosigkeit, mit neuartigen Betonmischungen für nachhaltiges Bauen auf der Erde und aus Hautzellen hergestellten Biopflastern.
++++ Juni ++++
Australischer Seegrasteppich wohl größte Pflanze der Welt
Viele einzelne Halme, aber wohl ein riesiger Organismus: Forschende entdecken vor der Westküste Australiens die vermutlich größte Pflanze der Welt. Der 180 Kilometer lange Seegrasteppich wächst vermutlich seit rund 4.500 Jahren. Das botanische Wunder wuchert in der Meeresbucht Shark Bay, etwa 800 Kilometer nördlich von Perth und seit 1991 Unesco Weltnaturerbe. Ursprünglich wollten die Wissenschaftlerinnen herausfinden, wie genetisch divers eine so große Seegraswiese ist und nehmen dafür Proben. Dann die Überraschung: Alle Proben sind genetisch identisch - bei dem gigantischen Gewächs handelt es sich somit um einen einzigen zusammenhängenden Organismus.
Robert Koch-Institut bestätigt 80 Fälle von Affenpocken
Im Mai ist der erste bekannte europäische Fall von Affenpocken bei einem Mann in Großbritannien registriert worden. Eigentlich treten Affenpocken fast nur in West- und Zentralafrika auf. Nach mehreren Wochen gibt es aber auch Fälle in den USA und Europa. Am 20. Mai wird der erste Fall in Deutschland festgestellt, im Juni registriert das Robert Koch-Institut (RKI) 80 bestätigte Infizierte. Erstmals nachgewiesen wurde der Erreger im Jahr 1958 bei Affen. Eine Infektion mit Affenpocken verlaufe im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken in der Regel deutlich milder; die meisten Menschen erholten sich innerhalb von mehreren Wochen, so das RKI. Im Dezember beschließt die WHO die Umbenennung der Krankheit auf "Mpox", denn Bezüge zu Ländern, Tieren oder Regionen sollen laut einer WHO-Richtlinie möglichst vermieden werden.
++++ Juli ++++
Ultraschallpflaster lässt Mediziner in den Körper schauen
Allgemeinmediziner, Gynäkologen, Orthopäden - sie alle nutzen Sonographie, um in den Körper ihrer Patienten zu sehen. Ultraschallgeräte liefern Bilder von inneren Organen, Sehnen und Gelenken, aber auch Bilder von ungeborenen Babys. Das Problem: Diese herkömmlichen Ultraschallgeräte sind üblicherweise sehr groß. Forschende des Massachusetts Institute of Technology haben ein briefmarkengroßes Pflaster entwickelt, das 48 Stunden lang kontinuierlich hochauflösende Live-Ultraschallbilder aus dem Körperinneren liefern kann. Mediziner können so große Blutgefäße, Herz, Lunge und Magen ihrer Patienten untersuchen - und das, während diese joggen oder Rad fahren.
James Webb-Weltraumteleskop liefert Bilder mit Wow-Effekt
Es zu entwickeln dauerte Jahrzehnte und am Ende explodierten die Kosten. Trotzdem startete Ende 2021 das James Webb-Weltraumteleskop schließlich ins Weltall. Im Juli liefert das Teleskop dann die ersten Bilder aus der Tiefe des Alls.
Mit dem James Webb-Weltraumteleskop werden nun Details sichtbar, die Astronominnen und Astronomen bislang verborgen geblieben sind. Dafür musste es nicht nur 1,5 Millionen Kilometer durch den Weltraum reisen, sondern auch zunächst seinen aus 18 Segmenten bestehenden Teleskop-Spiegel ausklappen und seinen Sonnenschild entfalten: Das galt als kompliziertestes Manöver der gesamten Mission. Drei Monate dauerte es, bis die Spiegel genau so justiert waren, dass sie wirklich scharfe Bilder liefern. Deren Qualität sei laut NASA besser als die optimistischsten Hoffnungen.
++++ August ++++
Hitze und Dürre: Sommer der Rekorde in Deutschland
So viele Rekordwerte in einem Sommer wie noch nie, konstatieren die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im August. Zwar sei dieser Sommer deutschlandweit nicht der trockenste gewesen. Doch regional seien extreme Wetterunterschiede registriert worden.
Während im Bayerischen Wald etwa die Forste nicht so extrem austrockneten wie zum Beispiel in Franken oder der nördlichen Oberpfalz, herrschte in vielen Regionen Bayerns Hitze und Dürre mit allen Folgen: Niedrigwasser und ausgetrocknete Flussläufe, Blaualgenplagen, gestresste Bäume und Pflanzen, verdorrte Äcker, hohe Waldbrandgefahr. Der Niedrigwasser-Lagebericht Bayern zeigt: Mitte August weisen 80 Prozent aller Grundwassermessstellen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände. Die Durchschnittstemperatur im Deutschland beträgt im Sommer 2022 19,2 Grad Celsius (Bayern 19,5 Grad Celsius). Seit Beginn der Temperaturmessungen zählen die Sommer 2022, 2019, 2018 und 2003 zu den wärmsten Sommern. Wetterexperten haben keinen Zweifel daran, dass diese Häufung Folge des Klimawandels ist.
++++ September ++++
Südlicher Schneeferner verliert Gletscher-Status
Der heiße Sommer setzt auch den Alpengletschern zu - mit Konsequenzen: Der Südliche Schneeferner gilt nun nicht mehr als eigenständiger Gletscher. Aufgrund der geringen Eisdicke sei dort keine Eisbewegung mehr zu erwarten, damit sei der Südliche Schneeferner nicht länger als eigenständiger Gletscher zu betrachten, teilt die Bayerische Akademie der Wissenschaften mit. Das verbleibende Eis wird voraussichtlich innerhalb der kommenden ein bis zwei Jahre vollständig abschmelzen. Seit 2018 hatte sich die Gletscherfläche auf weniger als einen Hektar halbiert. Damit bleiben Deutschland nur noch vier Gletscher erhalten - und auch die sind vom Abschmelzen bedroht.
++++ Oktober ++++
Oktoberfest und Herbstwelle: Corona trifft Krankenhäuser in Bayern
Ab Mitte September feiern wieder Millionen Gäste auf der Theresienwiese - ohne Pandemie-Einschränkungen. Manche Experten befürchten bereits im Sommer, die Besucher aus aller Welt könnten das Coronavirus in München verteilen und rechnen mit hohen Infektionszahlen nach der Wiesn. Tatsächlich steigen die Corona-Inzidenzen in Bayern im Herbst. Auffällig dabei ist eine gewisse Ballung um München herum, kurz nach Ende des Oktoberfestes. Sowohl die Stadt als auch drei der vier direkt angrenzenden Landkreise liegen zu diesem Zeitpunkt über der 1.000er-Inzidenz, der Landkreis München nur relativ knapp darunter. In der zweiten Oktoberfestwoche waren die Zahlen im München bereits sehr stark angestiegen.
Höhepunkt des Wissenschafts-Jahres: die Nobelpreise 2022
Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an den in Leipzig forschenden Schweden Svante Pääbo für seine Erkenntnisse zur menschlichen Evolution. Er erhält die Auszeichnung für die Sequenzierung des Genoms der Neandertaler und die Begründung der Paläogenetik. Pääbo habe mit seiner "bahnbrechenden" Arbeit "scheinbar Unmögliches" geschafft, heißt es seitens des Nobelpreis-Komitees.
Der Physik-Nobelpreis geht an Wissenschaftler für Forschung auf dem Gebiet der Quantenphysik. Und für den Chemie-Nobelpreis werden Forschende - darunter eine Nobelpreisträgerin - für die Entwicklung von Methoden zum zielgerichteten Aufbau von Biomolekülen nominiert.
++++ November +++
Laufzeit deutscher Atomkraftwerke verlängert
Nach der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 war der Atomausstieg eine beschlossene Sache: Die drei in Deutschland noch aktiven Atomkraftwerke (AKW) Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 sollten Ende 2022 abgeschaltet werden. Doch angesichts der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise wird im November darüber diskutiert, Kernkraftwerke länger am Netz zu lassen. Schließlich beschließt der Bundestag eine Laufzeitverlängerung der AKW bis Mitte April.
RSV-Welle: Kinderkliniken in Bayern unter Druck
Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) verlaufen meist harmlos, bei Säuglingen und Kleinkindern kann das Virus aber lebensbedrohend sein. Im November baut sich in Bayern eine Welle auf. Immer mehr Kinder erkranken so schwer, dass sie in eine Klinik eingeliefert werden. Viele von ihnen müssen beatmet und entsprechend engmaschig kontrolliert werden. In mehreren Bundesländern gibt es kaum noch freie Kinderbetten. Aufgrund der Notlage soll nun Pflegepersonal von Erwachsenenstationen aushelfen, Kliniken dürfen von Personaluntergrenzen abweichen und aufschiebbare Eingriffe können zurückgestellt werden.
++++ Dezember ++++
UN-Biodiversitätskonferenz will Artenschutz stärken
Eine Million Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht und damit auch unsere Lebensgrundlage. Denn die Basis für Landwirtschaft und Ernährung der Weltbevölkerung sind gesunde Böden, Insekten und vielfältige Pflanzen. Die im Dezember startende Biodiversitätskonferenz in Montreal soll nun für den Artenschutz eine weltweite Strategie bis 2030 festlegen. So lautet etwa ein Ziel, 30 Prozent der Meeres- und Landfläche unter Schutz zu stellen. Auch gibt es Überlegungen, wie Subventionen, die für den Artenschutz schädlich sind, etwa für Infrastrukturprojekte oder auch Agrarsubventionen, verringert werden können.
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