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Vor felsiger Wolkenkratzer-Skyline Das Rifugio Pedrotti in der Brenta

Ausgerechnet Flachländer aus Bremen hatten sich schon 1876 einen der besten Plätze in der Skyline der Brenta-Dolomiten gesichert für ihre Tosa-Hütte. Wie überall in den Dolomiten hat die Hütte im Zuge der Weltkriege den Besitzer gewechselt, ein größerer Neubau kam dazu, doch der besondere Platz im oberen Stockwerk der Brenta, an dem die heute Rifugio Pedrotti genannte Hütte steht, blieb der gleiche. Und wer dort der „Hausmeister“ sprich Hüttenwirt sein will, der muss auch eine besondere Vorliebe für die vertikale Umgebung haben.

Von: Georg Bayerle

Stand: 25.08.2018

In 60 Tagen auf alle 82 Viertausender der Alpen | Bild: BR; Georg Bayerle

Uns zuliebe drückt Franco, genannt „Franz“ Nicolini seine Begeisterung über den Sonnenaufgang sogar auf Deutsch aus. Glühend rot schiebt sich die Sonne über den Horizont, der von unserem 2500 Meter hohen Platz aus gesehen unter uns liegt. Ein mystisches, rotgoldenes Licht färbt die Gipfel im Umkreis.

Fotostimmung am Morgen

Das Rifugio Pedrotti steht inmitten der berühmten Wolkenkratzer der Brenta, sozusagen im versteinerten Manhattan der Alpen. Der berühmte Campanile Basso reckt sich nur einen Steinwurf entfernt in den Himmel. Einmal hat ihn Franz nach einem dieser ermüdenden 14-Stunde Tage in der vollen Hütte als Workout mit seiner Tochter bestiegen. Um 21 Uhr sind sie losgegangen, nach vier Stunden waren sie wieder auf der Hütte - eine Mitternachtstour auf den Campanile Basso.

Fotostimmung am Morgen

Jetzt am Morgen ist es noch ruhig, denn auf italienischen Hütten wird gern etwas länger geschlafen als in nördlichen Gefilden. Sandra, die Ehefrau von Franz, steht schon an der Kaffeemaschine und gibt sich ganz als italienische Mamma zu erkennen, der es gefällt, auch hier „tutta la famiglia“, also die ganze Familie um sich herum zu haben: den Mann, die beiden längst erwachsenen Kinder und deren Verlobte. Die familiäre Atmosphäre überträgt sich auf die Stimmung in der Hütte. Der Hüttenbetrieb ist Familiensache.

Die Felskulisse um die Pedrotti-Hütte

60 Jahre lang hat vor den Nicolinis eine Familie von Bergführern aus Molveno die Hütte bewirtschaftet. Seit über 30 Jahren ist nun aber Franz hier als Brenta-Bergführer unterwegs. Ihm hat die Hütte schon immer gut gefallen, und ein großer Teil seiner Lebensgeschichte hat sich hier abgespielt. Natürlich ist sein Name intensiv mit den legendären Felswänden um Cima Brenta, Campanile Basso und Cima Tosa verbunden. Franz versucht, auch wieder mehr echte Kletterer anzulocken, die in die großen Wände steigen. Die klassischen Routen wurden mit festen Sicherungshaken besser abgesichert. Im lebhaften Hütten-Treiben am Abend sind die Kletterer trotzdem in der Minderzahl. Vor allem Klettersteiggeher, die auf dem legendären Bocchette-Weg unterwegs sind, und Wanderer machen hier Station. Viele sind von weither gereist, um einmal die felsige Skyline der Brenta in der Magie des Abend- und Morgenlichts zu erleben.

Karte: Das Rifugio Pedrotti

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Karte: Das Rifugio Pedrotti


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