Gipfelschutzhaus mit 360-Grad-Panorama Die Nuvolau-Hütte bei Cortina
Es gibt nicht allzu viele Hütten in den Alpen, die wirklich ganz oben stehen, auf einem Gipfel. Zu diesen speziellen Wolkenhäusern gehört das Rifugio Nuvolau in den Ampezzaner Dolomiten – ein Etappenziel auf dem Dolomiten-Höhenweg Nr. 1.
Gleich einem Adlerhorst thront die Hütte auf dem Gipfel des 2575 Meter hohen Nuvolau. Sie wurde 1883 erbaut und gilt als erste Hütte in den Dolomiten. Schon Paul Grohmann, der Mitbegründer des Österreichischen Alpenvereins und Erschließer der Dolomiten, notierte 1897: "Ein Meer an Gipfeln erstreckt sich vor uns, unmöglich einen herauszugreifen und gesondert zu beschreiben. Nur ein Fotoapparat könnte unsere Eindrücke festhalten". Bis heute kommen die meisten Wanderer und Bergsteiger auf das Rifugio Nuvolau, um den spektakulären Sonnenuntergang und Sonnenaufgang zu fotografieren.
Manchmal allerdings kommt es anders als erhofft: strömender Regen und dicke Nebelsuppe. Die Markierungen in der Steinwüste des langgezogenen Nuvolau-Gipfelgrats sind kaum zu erkennen. Dann schält sich die Hütte plötzlich aus dem Nebel, doch vom berühmten 360-Grad-Panorama ist nichts zu sehen. Vor mir ist schon eine Alpinisten-Gruppe aus Eckernförde eingetroffen, vertreibt sich die Zeit mit Skatspielen und lässt sich trotz der Regentristesse die gute Laune nicht verderben.
Viele Hüttengäste sind unzufrieden bei schlechtem Wetter, aber die alpine Natur ist wie sie ist, sagt Hüttenwirt Mansueto Siorpaes. Normalerweise kommt das schlechte Wetter von Süden, von Venedig, wenn es dort Hochwasser gibt, aber manchmal eben auch von Norden. Seit 1973 bewirtschaftet Mansueto Siorpaes mit seiner Familie das Rifguio Nuvolau und kennt natürlich auch dessen Geschichte und den alten Namen „Sachsendankhütte“. Richard von Meerheimb, ein Oberst und Baron aus Dresden, hat die Hütte 1883 zum Dank errichten lassen, nachdem er zwei Sommer hier oben verbracht und sein Asthma auskuriert hatte.
Ganz plötzlich geschieht ein kleines Wetterwunder. Kurz bevor die Sonne im Westen hinter dem Rosengarten versinkt, reißt es auf. Das nun folgende Naturschauspiel ist einem Wolkenhaus mehr als würdig. Fast alle Gipfel sind im Abendlicht zu sehen: vom Monte Cristallo über Soràpis, Antelao, Pelmo und Civetta bis zur Marmolada, Col di Lana, Conturines, Lagazuoi, der Averau und die Tofane direkt gegenüber, und in zweiter Reihe das Zuckerhütl. Nur die Königsspitze und der Großglockner wollen sich an diesem Abend nicht zeigen. Ansonsten ist das Panorama so großartig wie die Nuvolau-Hütte – sagen wir mal - authentisch. Es gibt keinen Luxus wie warmes Wasser und Duschen, denn auch die Alpenvereinssektion Cortina will die Hütte möglichst ursprünglich erhalten, so wie Berghütten vor 50 Jahren waren.
Natürlich gibt es mittlerweile Strom, doch die Elektrik ist in die Jahre gekommen, weshalb es bei Gewitter trotz Blitzableiter schnell romantisch wird. Bei einem heftigen Gewitter wird alles ausgesteckt und man sitzt im Dunkeln bei Kerzenlicht – so wie früher. Und wenn draußen auf den Holztischen der Hagel liegt, dann serviert Carlo, der Hüttenkoch aus Neapel, gerne ein Gelato, ein Eis zum Nachtisch. Er kümmert sich um das leibliche Wohl der Gäste. Von der Gemüsesuppe bis zum Gulasch wird alles frisch und mit regionalen Zutaten zubereitet. Jeden Tag gibt es Polenta, natürlich auch Knödel und ab und zu auch mal eine Margherita - Pizza und Polenta. Nicht nur das gute Essen auf der Nuvolau-Hütte ist ein Grund zum Wiederkommen, sondern vor allem auch die einzigartige Lage inmitten der Dolomiten, meint Mansueto, der ladinische Ampezzaner: “Sanin da pò“ – Auf Wiedersehen, bis bald.
Die Nuvolau-Hütte ist von Juni bis September geöffnet. Da sie nur 24 Übernachtungsplätze bietet, ist eine Reservierung unbedingt erforderlich! Anmeldung und Informationen unter siorpaes@yahoo.com
Erreichbar ist das Rifugio Nuvolau vom Passo Giau sowie vom Falzàrego-Pass aus. Der kürzeste Zustieg führt von den Cinque Torri aus in knapp zwei Stunden auf den Nuvolau.
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Karte: Die Nuvolau-Hütte