Dreitausender-Gipfelhütte und Himmelswetterwarte Das Zittelhaus auf dem Hohen Sonnblick
Hütten, die direkt auf einem Berggipfel stehen, noch dazu auf einem Dreitausender, gibt es nur wenige in den Alpen. Das Zittelhaus auf dem Hohen Sonnblick hat somit eine ganz besondere Stellung. Entstanden ist das heutige Schutzhaus als Observatorium, das es nach wie vor noch gibt und das zu den bekanntesten im Alpenraum zählt.
Die Wetterdaten vom Sonnblick stehen auf jeder Liste der aktuellen alpinen Wettermeldungen und das hat auch seinen Grund: Der Gipfel steht nämlich immer mittendrin im Wettergeschehen am Alpenhauptkamm. Für Bergsteiger ist er auch darum ein besonderes Ziel.
Bei gutem Wetter gibt es ein Farbschauspiel als Zugabe. Die Himmelsfarben werden von den Bergspitzen und Gletschern reflektiert und wechseln von Goldgelb über Orange und Violett bis Zartrosa und Blau. Dabei ist schwer zu sagen, ob der Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang faszinierender ist. Unzweifelhaft dagegen ist, dass jeder, der oben ankommt, weiß, was er geschafft hat, und jeder freut sich – je nach Temperatur und Wetter – über eine halbe Bier oder eine warme Suppe. Andi Haugsberger, Hüttenwirt und gelernter Koch, hat sich vom Naturfreundehaus unten im Tal sozusagen den Berg hochgearbeitet. Von März bis Mai und dann den Sommer über lebt und arbeitet er auf dem felsigen Gipfelnock hoch über den Gletschern und direkt am Abbruch der Nordkante, die 1500 Meter steil ins Rauriser Tal abfällt.
Andi verbringt sein Leben, wenn man so will, in der Arktis, genau durch diese 1500 Meter von den blühenden Almwiesen und der Sommerwärme des Tals getrennt. Genau wie sein Nachbar, der Rasser Lugg, der als Messtechniker im mit Antennen, Töpfen und anderen Geräten vollbepackten Observatorium arbeitet. Schon 1886 hat der Bergwerksbesitzer und große Pionier des Rauriser Tals, Ignaz Rojacher, auf dem Sonnblickgipfel eine erste meteorologische Station erbauen lassen. 20 Arbeiter schleppten die Materialien damals zu Fuß auf den Gipfel. Heute zählt das Observatorium zu den weltweit 40 Stationen des „Global Atmosphere Watch Program“ (GWA) und damit zu den modernsten Stellen der Atmosphärenforschung.
Den Klimawandel erlebt Lugg Rasser hier hautnah. Längst ist der schüttere Felsenunterbau des Gipfels betoniert, weil der Permafrost auftaut und das natürliche Felsenfundament der beiden Gebäude brüchig geworden ist. Damit die hochsensiblen Messgeräte nicht gestört werden, ist auch das Zittelhaus mit modernster Umwelttechnik ausgestattet. So zeigt die lange Zeitreihe zum Beispiel wie die Temperatur auf dem Gipfel seit 1886 um drei Grad angestiegen ist oder wie sich in der Vergangenheit Saharastaub über den Gipfel gelegt hat. Unermesslich aber ist das Gipfelmeer, das sich vom Triglav in Slowenien über Dachstein und Watzmann bis zum Großglockner und in die Dolomiten erstreckt. Und schier unbeschreiblich ist das Erlebnis, wenn unten die Wolken anbranden und das Farbenspiel startet, wenn die Sonne untergeht oder der neue Tag anbricht – außer, man verschläft es ...
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Karte: Das Zittelhaus