Wolkenhaus am Fuß des nördlichsten Alpengletschers Die Blaueishütte am Blaueisgletscher
Mitten im unteren Blaueiskar liegt die Blaueishütte auf einer Höhe von 1651 Meter. Sie ist die einzige Hütte am Hochkalter im Nationalpark Berchtesgaden. 1922 wurde die erste Blaueishütte gebaut, etwa 100 Höhenmeter oberhalb des heutigen Standorts.
Die Grundmauern kann man noch sehen. Die Hütte wurde 1955 durch eine Lawine zerstört. Extrembergsteiger und Nanga-Parbat-Erstbesteiger Hermann Buhl, der in der Ramsau wohnte, entdeckte und meldete damals die zerstörte Hütte. An lawinensicherer Stelle wurde daraufhin eine neue Hütte gebaut, 100 Meter tiefer im Kar. Seit Generationen bewirtschaftet die Familie Hang aus der Ramsau die Blaueishütte unterhalb des Blaueisgletschers, dem nördlichsten Gletscher der Alpen.
Über den Wolken
Der Kontrast ist groß. Unten im Zauberwald und rund um den Hintersee beim Bergsteigerdorf Ramsau im Nationalpark Berchtesgaden sind jede Menge Wanderer unterwegs. Oben am Blaueisgletscher dagegen ist es still und einsam. Etwa 850 Höhenmeter und ein schweißtreibender Aufstieg liegen zwischen den zwei Welten. Mitten im Kar liegt die Blaueishütte, Hüttenwirt Raphael Hang, der hier schon aufgewachsen ist, liebt den Herbst hier oben, besonders wenn Inversionswetterlage ist – wenn im Tal unten der Nebel hängt und oben schönes Wetter ist. Dann fühlt man sich ganz allein und frei – über den Wolken sozusagen.
Im Blaueiskar: abgeschieden und einsam
Sicher, man hat auf der Blaueishütte nicht so das Gefühl der Weite wie auf dem Watzmannhaus, die frei mit Blick nach allen Seiten auf dem Bergstock daneben thront. Dafür ist man hier wirklich ganz abgeschieden.
Von der Hütte selbst hat man keine Sicht ins Tal. Große Steinbrocken liegen dazwischen. Und gerade im Herbst eben auch Nebel und Wolken. Aber dafür hat man von der Hütte Blick auf den Blaueisgletscher, den nördlichsten Gletscher der Alpen. Der ist zwar nicht blau, wie sein Name vermuten lässt. Jedenfalls schimmert er heute nicht blau. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur an der fehlenden Sonneneinstrahlung. Blau ist er zwar nicht, aber das mit dem Gletscher, das stimmt – noch.
Der Gletscher wird immer kleiner
Der Gletscher geht seit Jahren zurück. In der Hütte hängt ein altes Gemälde, das beweist, wie der Gletscher früher aussah. Allein seit 1920 ist er etwa 150 Meter kürzer geworden und vor allem viel dünner. Die Stärke beträgt heute nur noch 10 Meter. Seine Fläche ist von 25 Hektar im Jahr 1820 bis auf 7 Hektar im Jahr 1994 zurückgegangen. Viele Wanderer, die die Blaueishütte besuchen, waren schon öfter hier und berichten: Jedes Jahr haben sie das Gefühl, dass der Gletscher noch kleiner wird. Hier könne man den Klimawandel sozusagen live miterleben.
Vorsicht: lockeres Gestein
Wo früher Eis war, ist heute lockeres Geröll. Da muss man aufpassen, wenn man aus dem Kar aufsteigt - wenn man zum Beispiel zur Schärtenspitze unterwegs ist. Viele Wanderer haben einen Helm dabei. Braucht man den auch auf Blaueisspitze, Steinberg und Hochkalter – die Gipfel, die man von der Hütte aus machen kann? Hüttenwirt Raphael will keine pauschale Empfehlung geben. Vorsichtig sein, muss man immer, ist seine Devise. „Wir sind in den Bergen. Da kann immer ein Stein losgetreten werden - von einer Gams oder von einem anderen Bergsteiger“. Das könne man nicht pauschal beantworten.
Kletterrouten direkt an der Hütte
Zum Klettern haben alle Bergsportler einen Helm auf. Das lernen die Teilnehmer der Kletterkurse hier auf der Blaueishütte gleich am ersten Tag. Die DAV-Hütte ist Stützpunkt für die alpine Kletterausbildung. Besonders geeignet ist das Gebiet für Kletterer, die zum ersten Mal von der Halle an den Fels wollen. Viele lernen hier – und kommen dann im nächsten Jahr gleich noch einmal, weil es ihnen so gefallen hat. Denn es gibt jede Menge Routen von der Hütte aus ohne große Zustiegswege in verschiedenen Schwierigkeitsgraden.
Steine – soweit das Auge reicht
Von den Gipfeln über dem Blaueiskar kann man zum Watzmann schauen, zum Steinernen Meer, zum Steinberg und zu den Loferer Steinbergen. Übrigens ein Steinblock, der sich hier oben an der Schärtenspitze gelöst hat und ins Tal gedonnert ist, war es auch, der vor langer Zeit den Zauberwald unten im Tal hat entstehen lassen. Und der Zauberwald wiederum hat den Hintersee aufgestaut. Wer nach 1350 Metern Abstieg noch Interesse an Geologie hat, der findet am Hintersee und im Zauberwald – sozusagen am Ausgangspunkt der Tour – interessante Informationstafeln über die Entstehungsgeschichte, die die Nationalparkverwaltung hier aufgestellt hat.
Die Hütte hat heuer noch bis zum 14. Oktober offen. Die letzte Übernachtungsmöglichkeit ist am 13. Oktober.
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Karte: Die Blaueishütte