Verwegener Platz in wilder Gletscherlandschaft Die Rauhekopfhütte im Kaunertal
Auf einem schütteren Felskamm, zu fast drei Vierteln von der Gletscherzunge des Gepatschferners umflossen, thront hoch über dem Kaunertal die Rauhekopfhütte inmitten einer wilden Gletscherlandschaft. Wer auf diesen wilden Platz hinauf will, muss den Gletscher queren und schon deswegen kommen nicht so viele Besucher hoch, aber wer oben ist, der vergisst diesen Platz nicht mehr so schnell, so wie die drei Tiroler, die am frühen Mittag plötzlich vor der Tür stehen.
Es ist David Falkeis, der neue Nachbar, der gute zwei Stunden mit zwei Freunden heraufmarschiert ist von seiner kleinen Schäferhütte weiter drunten am gegenüberliegenden Berghang. Wie es sich gehört, gibt’s eine Wohnungs- bzw. Hütten-Besichtigung.
Alte Aufnahmen zeigen, welche Dimension die Gletscherzunge, die in weitem Bogen um die Hütte fließt, einst hatte. Auch heute noch fasziniert die Urgewalt der Landschaft mit dem in der Sommerhitze blau schimmernden Eis. Ein ehrenamtliches Hüttenteam bewirtschaftet die Rauhekopfhütte im 14-tägigen Wechsel. Mit 21 Lagerplätzen ist die Hütte zu klein, um wirtschaftlich betrieben zu werden. Gerade dieses Konzept kommt bei vielen Gästen gut an, die auch gern mit anpacken oder helfen, zum Beispiel beim Geschirrabwaschen. Die DAV-Sektion Frankfurt hält alles astrein in Schuss. Die Rauhekopfhütte ist zwar urig und einfach, hat aber trotzdem das Umweltgütesiegel und eine kleine Solaranlage. Gekocht wird auf einem Holzofen. Die besondere familiäre Atmosphäre führt auch dazu, dass sich alle ein bisschen kennenlernen, denn es gibt wirklich nicht viel Platz
An heiteren Sonnentagen ist die Hütte ein launiges Sonntagsplatzl. Wenn aber von der offenen Wetterseite her Gewitter heranziehen, wird sie zum echten Schutzhaus. Wolkenfetzen jagen vor den Fenstern vorbei, das geduckte Holzhaus befindet sich buchstäblich im Auge des Sturms. Keiner, der hier hochkommt, kann sich der besonderen Kraft, die an und um diesen Platz liegt, entziehen, wie zum Beispiel ein holländischer Bergsteiger, der einen Tag damit verbracht hat, mit seinem Seilgefährten in die weit aufgerissenen Spalten zu klettern.
1880 schon haben die Frankfurter ihren Vorposten in die Welt des Eises und der rohen Felsen gepflanzt. Ihn umweht ein Hauch von Amundsen und Scott und der Suche nach den Polen, und das beeindruckt jeden in dieser schlichten, der gewaltigen Umgebung angepassten Form. Das „Wolkenhaus“ Rauhekopfhütte fügt sich bescheiden ins Spiel. Die wirklich imposanten Akteure sind die Gletscher, die Wolken und die Berge.
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Karte: Die Rauhekopfhütte