Idyllisch sei die Lage des Schapbachhofs, seufzt der Bürgermeister von Schönau, Hannes Rasp (CSU). Der schlanke Mann im Trachtenjanker zeigt auf die beeindruckende Bergkulisse des Berchtesgadener Lands. Bisher wurde der Hof als Schullandheim genutzt. Doch noch in diesem Monat sollen hier 100 afghanische Ortskräfte untergebracht werden – gegen den Willen des Bürgermeisters.
Der Schapbachhof gehört dem Landkreis Schwäbisch-Hall in Baden-Württemberg. Um ihn weiter als Schullandheim zu betreiben, wären hohe Investitionen notwendig gewesen. Jetzt vermietet der Landkreis den Gebäudekomplex als Unterkunft für Geflüchtete an die Regierung von Oberbayern, für eine monatliche Kaltmiete von 5.000 Euro.
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Viele Geflüchtete in Schönau - Infrastruktur gerät an Grenzen
Hannes Rasp hat lange versucht, das zu verhindern. Aus seiner Sicht hat Schönau schon genug Geflüchtete aufgenommen. Aktuell leben in der 5.700-Einwohner-Gemeinde 170 Geflüchtete. Das sind zweieinhalb Mal so viele Geflüchtete pro Kopf wie im bayerischen Durchschnitt. Bei der Infrastruktur, die die Zuwanderung erfordert, kommt Schönau - wie viele andere Kommunen auch - langsam an seine Grenzen: Zum Beispiel weiß der Bürgermeister nicht, wo er Kitaplätze für die Kinder der Ortskräfte herbekommen soll.
Im Schönauer Rathaus sorgt man sich auch um den Tourismus. Die Übernachtungszahlen sinken, bei einigen Hotels wären Investitionen nötig. Hannes Rasp befürchtet, dass das Modell Schapbachhof Schule machen könnte und noch mehr touristische Betriebe zu Unterkünften für Geflüchtete werden.
Unterkunft weitab vom Ort: Vorteil oder Nachteil?
Auch die Lage des Schapbachhofs findet der Bürgermeister unpassend. Der Gebäudekomplex liegt weitab vom Ortskern: Die Bewohner müssen 1,3 Kilometer bis zur nächsten Bushaltestelle laufen, zum Teil durch ein Waldstück ohne Straßenlaternen. "Ich stelle mir die Integration hier sehr schwierig vor. Wenn sie nicht gelingt, könnte die Stimmung in der Bevölkerung kippen", sagt Rasp.
Die Regierung von Oberbayern sieht in der Lage des Schapbachhofs dagegen kein Problem. Der Gebäudekomplex sei als Unterkunft geeignet, heißt es auf Anfrage: "Ganz allgemein stellen wir bei der Akquise neuer Unterkünfte für Geflüchtete fest, dass das Argument der Ortskernnähe oder Ortskernferne auf die unterschiedlichste Weise als 'günstig' oder 'ungünstig' vorgetragen wird, jeweils entsprechend der gerade verfolgten Interessenlage."
Flüchtlingsrat: Stimmung gegen Unterkünfte verprellt Helfende
Im Ort sind die Meinungen gemischt. Viel zu abgelegen sei die Unterkunft, man habe Angst, dass die Ortskräfte völlig isoliert seien, sagen viele. "Was sollen die denn da hinten den ganzen Tag machen?", fragt ein Schönauer zweifelnd. Andere betonen, dass man verpflichtet sei, den ehemaligen Verbündeten zu helfen. "Bei uns gibt es viele Menschen, die sich engagieren wollen", sagt eine Bürgerin.
Das Engagement von Politik, Behörden und Bürgern sei für die Integration am Ende wichtiger als die Lage, sagt auch der Bayerische Flüchtlingsrat. Doch wenn die Politik von Anfang an Stimmung gegen die Unterkünfte mache, sei das schwierig. "Dann sind auch weniger Menschen motiviert, zu helfen, und die wenigen aktiven Ehrenamtlichen werden verprellt", sagt der Sprecher Stephan Dünnwald.
Runder Tisch in Schönau geplant
Die Regierung von Oberbayern hat versichert, "dass die Gesamtnutzungsdauer des Schapbachhofs als Übergangswohnheim nicht länger als zwei Jahre betragen wird". Außerdem wolle man dafür sorgen, dass viele Familien am Königssee untergebracht werden. Jetzt hat der Bürgermeister erst einmal einen Runden Tisch einberufen. Zusammen mit verschiedenen Akteuren will man überlegen, wie sich die Afghanen trotz der Abgeschiedenheit des Schapbachhofs am besten integrieren lassen.
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