Landung von Gallus 1. Der Notarzthubschrauber aus dem benachbarten Vorarlberg kommt, um einen verletzten Jungen abzuholen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Männer der Oberstdorfer Skiwacht an diesem Tag einen Helikopter anfordern müssen.
Ein Hochbetriebstag am Fellhorn
Gut fünf Stunden zuvor am Fellhorn. Bevor die Skifahrer auf die Piste dürfen, checkt Bergretter Sebastian Cato, ob alles passt: "Alles top, wir haben jetzt noch ein paar Stangen gerichtet und den Zaun ein bisschen aufgestellt. Die Piste ist sozusagen frei gegeben und jetzt kann es losgehen." Catos Kollegen packen währenddessen oben in der Station der Skiwacht zusammen, was sie für den Tag brauchen könnten: Verbandsmaterial, Armschienen, den Rettungsschlitten. Michael Lacher von der Skiwacht erwartet einen Hochbetriebstag: "Deshalb bleibt es auch nicht aus, dass der eine oder andere Unfall passiert.“
Die letzte Verschnaufpause des Tages
Bis zu 5000 Wintersportler werden heute im Skigebiet Fellhorn/Kanzelwand erwartet. Kurz nach 9.00 Uhr gibt es eine kurze Verschnaufpause für die Männer der Skiwacht. Möglicherweise wird es die letzte heute sein, denn an Ferientagen wie diesem fällt auch oft mal das Mittagessen aus, erklärt Michaels Vater, Luggi Lacher.
Das deutsch-österreichische Skigebiet umfasst 36 Pistenkilometer. Drei der vier Bergretter bleiben an der Fellhornbahn auf deutscher Seite, einer besetzt die Wache an der Kanzelwand und versorgt die Skifahrer Richtung Kleinwalsertal.
Knieschmerzen, Rückenverletzungen, Hubschraubereinsatz.
Der erste Einsatz des Tages beginnt: Ein 10-jähriger Bub klagt über Schmerzen im Knie. Luggi Lacher versorgt den Patienten: "Der hat eine Knieverletzung, den nehme jetzt mit zur Mittelstation bei uns und da schauen wir es uns dann nochmal an." So viel ist jetzt schon klar: Der Skitag ist für den Zehnjährigen zu Ende.
Die meisten Einsätze bayernweit
Fast 500 Mal rücken die Bergretter hier im Skigebiet im Winter aus. Die Männer sind Angestellte der Stiftung Sicherheit im Skisport, die zum Deutschen Skiverband gehört. Ihre Hauptaufgabe ist damit die Prävention von Unfällen in Skigebieten: Sie überprüfen die Skipisten auf ihre Sicherheit, kontrollieren die Beschilderung oder klären Skifahrer auf, wenn es Nachfragen oder Unklarheiten gibt. Gleichzeitig sind die Mitarbeitenden der Skiwacht auch Mitglieder der Bergwacht. In dieser Funktion übernehmen sie die Rettungs-Einsätze - und das dann ehrenamtlich. Weil es rund um Oberstdorf noch drei weitere Skigebiete gibt, verzeichnet die Oberstdorfer Bergwacht bayernweit die meisten Einsätze.
Luggi Lacher ist mit seinem Patienten inzwischen in der Station angekommen. Offenbar hatte der einen Zusammenstoß mit einem Snowboardfahrer. Für den Buben geht es jetzt mit der Bergbahn zurück ins Tal und anschließend in die Klinik.
Ein Einsatz nach dem anderen
Und für die Männer von der Skiwacht geht es weiter, Schlag auf Schlag. Für eine Skifahrerin, die sich die Schulter ausgerenkt hat, wird ein Hubschrauber gerufen, sie wird ins Krankenhaus gebracht. Für den 34-jährigen Skifahrer Stefan Platter ist der Skitag ebenfalls vorbei. Beim Tiefschneekurs hat er sich das Knie verdreht, nach einer scharfen Bremsung: "Es tut auf jeden Fall weh, so geht es jetzt. Aber wenn man dann das Knie belastet, dann tut es richtig weh." Während im Tal der Krankenwagen auf den verletzten Stefan Platter wartet, müssen die Bergretter direkt weiter. Am frühen Nachmittag ist ein Bub im Schanzenpark gestürzt und hat sich vermutlich an der Halswirbelsäule verletzt. Wieder kommt ein Hubschrauber, vorsichtig wird der Verletzte in den Helikopter geladen.
Unfall außerhalb des Skigebiets
Michael bekommt unterdessen einen weiteren Einsatz herein: An der ehemaligen Piesenalpe wird ein Notarzt gebraucht, ein Schneeschuhwanderer hat eine Rückenverletzung. Der Unfall hat außerhalb des Skigebiets stattgefunden, deswegen braucht Luggi jetzt den Hubschrauber. Er soll den Notarzt begleiten. Zur gleichen Zeit muss auch Christian wieder los. An einer Pistenkreuzung liegt jemand. Die Lage ist unklar, auch der genaue Bereich, in dem der Unfall geschehen ist. Michael Lacher koordiniert von der Station aus die Einsätze.
Ein ganz normaler Arbeitstag
Um kurz nach vier ist der Arbeitstag fast geschafft. Gleich bleiben die Lifte stehen. Michael Lacher meint, das sei ein ganz normaler Tag für die Skiwacht gewesen. So was komme in der Hochsaison immer vor: "Wir haben jetzt acht Einsätze gehabt, die wir im Skigebiet, und einen außerhalb abgewickelt haben." Zwar habe es an diesem Tag auch einige schwere Einsätze gegeben, aber: "Runtergebrochen ist es ein ganz normaler Einsatztag für uns da am Fellhorn", erklärt Michael Lacher.
Die letzte Aufgabe: Piste abfahren
Doch ganz ist der Arbeitstag noch nicht zu Ende: Als letzte Aufgabe fahren die Männer der Skiwacht noch die Pisten ab, um sicherzugehen, dass niemand zurückbleibt und alle Skifahrer gesund ins Tal kommen.
- Zum Artikel: 100 Jahre Bergwacht Allgäu: So wird man Bergretter
Im Video: Unterwegs mit der Skiwacht
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