Die Weihnachtsferien laufen, viele wollen raus in die Natur: zum Skifahren zum Beispiel. Die Liftkarten in Bayerns Skigebieten werden allerdings immer teurer. Eine preiswertere Alternative ist das Rodeln. Dazu braucht man auch weniger Ausrüstung: "Rauf auf den Schlitten und ab geht's", denken sich wahrscheinlich viele. Raimund Höfer vom Rodelclub Rottach-Egern sieht das völlig anders.
Rodel, Handschuhe, grobe Sohle und Helm
Der 72-Jährige weiß, worauf es ankommt beim Rodeln. Er hat über 350 Rennen bestritten und ist mehrmaliger deutscher Seniorenmeister.
An Rodelbahnen kann man sich Schlitten oft leihen. Raimund Höfer hat immer seinen eigenen dabei. Außerdem Handschuhe, Skibrille, festes Schuhwerk am besten mit Spikes – für Hobbyrodler tun es ordentliche Schuhe mit grober Sohle aber auch. Und ganz wichtig: ein Helm. "Rodeln ohne Helm, das geht ja überhaupt nicht! Es kann so viel passieren, ich hab schon so viel gesehen, so viele Unfälle erlebt beim Rodeln, weil die Leute ohne Helm gefahren sind. Also ich fahr‘ keinen Meter ohne Helm", sagt Höfer.
Wenn's nicht mit der Bahn den Berg rauf geht, sondern zu Fuß die Rodelstrecke entlang, rät er dazu, immer an der Seite zu laufen und nach oben zu schauen. Schließlich weiß man nie, wer von oben kommt und ob der- oder diejenige das Sportgerät im Griff hat.
Nur wenig Platz für Fahrfehler
Hinzukommt, dass Rodelbahnen oft ohnehin nicht besonders breit sind. Anders als bei Skipisten ist links und rechts neben der Strecke oft nur wenig Platz für Fahrfehler. Zusammenstöße mit stehenden Objekten, also Bäumen zum Beispiel, gehören zu den häufigsten Unfallursachen beim Rodeln. Das geht aus einer Studie des Österreichischen Kuratoriums für Verkehrssicherheit mit der TU Graz hervor. Demnach führen Rodelunfälle oft zu schweren Kopf- und Nackenverletzungen. Helme können das Risiko solcher Verletzungen signifikant verringern, heißt es weiter in der Studie. Das glaubt auch Roland Ampenberger von der Bergwacht Bayern. Trotzdem seien die allermeisten Schlittenfahrer ohne Helm unterwegs. Das liege daran, dass Rodeln so niederschwellig ist, glaubt Ampenberger.
Hauptunfallursachen: Fehlendes fahrerisches Können und Überschätzung
Im Winter 2018/2019 hatte die Bergwacht Bayern knapp 270 Einsätze wegen Rodlern. Zum Vergleich: Einsätze wegen Skitourengehern gab es im gleichen Zeitraum nur ein Drittel so viele. Im vergangenen Winter hatte die Bergwacht nur 90 Einsätze wegen Rodlern und etwa 70 wegen Skitourengehern – das lag am wenigen Schnee. Mit Abstand am meisten Einsätze hatte sie wegen Pistenskifahrern und Snowboardern, darauf folgten Winterwanderer und schließlich Rodler.
Laut der österreichischen Studie sind die häufigsten Gründe für Rodelunfälle fehlendes fahrerisches Können und Überschätzung. Das hält auch Rodelexperte Raimund Höfer für das größte Risiko: "Die steigen halt zu viel aufs Gas und überschätzen sich kolossal", sagt Höfer. Besonders gefährlich wird es, sagt Höfer, wenn mehrere Leute zusammen unterwegs sind und beim Einkehrschwung vor der Abfahrt auch noch Alkohol im Spiel ist.
Mit beiden Füßen bremsen und Rodel vorne anheben
Auch richtiges Bremsen will gelernt sein. Laut Höfer soll man beide Füße in den Schnee hauen und den Rodel gleichzeitig vorne anheben. Das verstärkt den Bremseffekt. Außerdem rät er dazu, die eigenen Rodelfähigkeiten ehrlich einzuschätzen, im Zweifel lieber etwas langsamer zu fahren und nie Kopf voraus zu rodeln. Da bremst es sich nun mal einfach schwer.
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