120 Kinder und Jugendliche singen gemeinsam: zwei Chöre aus Kiew sind bei den Windsbacher Sängerknabenzu Besuch.
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120 Kinder und Jugendliche singen gemeinsam: Zwei Chöre aus Kiew sind bei den Windsbacher Sängerknaben zu Besuch.

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120 Stimmen: Ukrainische Chöre singen mit den Windsbacher Knaben

120 Stimmen: Ukrainische Chöre singen mit den Windsbacher Knaben

Es ist bereits der dritte Besuch zweier ukrainischer Chöre in Windsbach: Bei einem gemeinsamen Konzert singen 120 Kinder und Jugendliche gemeinsam Musik von Gabriel Fauré. Sie stellen zusammen ein beeindruckendes Konzert auf die Beine.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Mit einem großen Tourbus sind sie angereist: Schon zum dritten Mal sind die Sängerinnen und Sänger des Mädchenchores Vognyk und des Knabenchores Dzvinochok aus Kiew im mittelfränkischen Windsbach zu Gast. Der Leiter des Windsbacher Knabenchores, Ludwig Böhme, pflegt eine enge Partnerschaft mit dem Chorleiter-Ehepaar aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Ruben Tolmachov leitet den Knabenchor, seine Frau Olena Solovey den Mädchenchor. Die Verbindung entstand noch vor dem Krieg, als Böhme noch in Leipzig arbeitete. Ludwig Böhme kam vor zwei Jahren zum Windsbacher Knabenchor.

Gesang im Luftschutzbunker: Singen gibt Stabilität

Das Lernen in Kiew finde derzeit unter widrigen Umständen statt. Fast täglich gebe es Luftalarm. "Wir singen dann eben unterirdisch im Luftschutzbunker weiter", sagt die 14-jährige Vira Ivanchenko. "Das Singen hilft uns, mit der Situation umzugehen". Die Arbeit im Chor gebe den Jugendlichen Sinn und Stabilität, sagt Chorleiter Ruben Tolmachov. Diese Kinder seien so begabt. "Talente muss man nutzen, und die Arbeit im Chor ist ein Grund, morgens aufzustehen". Doch auch auf der Reise sind sie vom Kriegsgeschehen nicht verschont. Täglich gehen die Alarm-Warnungen auf den Handys ein. "Ich melde mich dann bei meiner Familie, und frage, ob alles okay ist. Und bete für sie", sagt Vira.

Chöre als musikalische Botschafter der Ukraine

Vor dem dreitägigen Besuch in Windsbach tourten die Chöre bereits durch die Niederlande. Sie haben geistliche Musik und traditionelle ukrainische Volksmusik im Repertoire. "Das ist spannend und für unsere Ohren auf jeden Fall eine Entdeckung", sagt Windsbachs Chorleiter Ludwig Böhme. Direkt nach Kriegsbeginn plante er mit Ruben Tolmachov die ersten Konzerte in Franken. "Die ukrainische Kultur ist viel zu wenig bekannt", sagt Tolmachov. Er sieht die Chöre auch als musikalische Botschafter für sein Land. Die Jugendlichen könnten beitragen, die Folgen des Krieges wenigstens ein bisschen zu lindern. "Mit dem eingespielten Geld können wir für zwölf befreundete Soldaten Prothesen bezahlen", so Tolmachov.

Gemeinsames Projekt: Requiem von Gabriel Fauré

Auf dem Programm des gemeinsamen Konzertes in der Weißenburger St. Andreaskirche steht ein Requiem des französischen Komponisten Gabriel Fauré. Weißenburgs Kantor Michael Haag begleitet auf der Steinmeyer-Orgel. "Fauré ist ein Magier der Klangfarben", sagt Ludwig Böhme. Sein Requiem zeichne sich durch eine unübliche positive Grundstimmung aus. Es stehe weniger die Trauer, als der Ausblick auf das Himmelreich mit ewigem Frieden im Vordergrund. Es ist diese Sehnsucht und eine besondere Ruhe, die in der Musik zum Ausdruck kommt. Die Stimmen von 120 Kindern und Jugendlichen bringen dies auf besondere Weise zum Klingen.

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