Am Dienstag wurden die Mitarbeiter auf einer Versammlung über die Stellenstreichungen informiert, schon am Mittwoch halten einige von ihnen ihr Kündigungsschreiben in den Händen. 122 Beschäftigte müssen gehen, das hat nun auch die Geschäftsleitung bestätigt. 122 Mitarbeiter, das ist mehr als ein Viertel der Belegschaft. In Lindenberg sind aktuell rund 400 Mitarbeiter beschäftigt.
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Standort Lindenberg bleibt erhalten
Auch die Rotkreuzklinik selbst bestätigt inzwischen die Entlassungen. Man werde jedoch den Standort Lindenberg erhalten. Die Klinik wird künftig einen Schwerpunkt im Bereich der Inneren Medizin betreiben, auch die HNO-Abteilung sowie die Urologie bleiben erhalten. Die Chirurgie wird nach Angaben der Kliniksprecherin in einen teilstationären Betrieb überführt. Veränderungen sieht das Konzept nach Angaben der Sprecherin insbesondere bei der Notfallversorgung und beim Personal vor.
Bei der Schwesternschaft geht man davon aus, dass künftig ein Großteil des Personals im Krankenhaus der Oberschwabenklinik (OSK) in Wangen arbeiten werde. Hierzu habe es im Vorfeld intensive Gespräche und Verhandlungen zwischen dem Sanierungsteam der Rotkreuzklinik und der OSK gegeben. "Die OSK sowie weitere Kliniken in der Region werden darüber hinaus einen entscheidenden Teil der Notfallpatienten in den Rand- und Nachtzeiten übernehmen", heißt es.
Reform der Klinik bis Frühjahr 2024
Mit dem Umbau im Leistungsspektrum soll noch heuer begonnen werden, bis spätestens 1. März 2024 soll dieser abgeschlossen sein. "Mit den Maßnahmen zieht die Rotkreuzklinik die geplante Krankenhausreform vor, sodass einzelne Sanierungsmaßnahmen insoweit selbstständig abgewogen und gestaltet werden können", betonte die Sprecherin.
Bisher bietet die Rotkreuzklinik unter anderem auch Behandlungen im Bereich der Akutgeriatrie, der Radiologie und Nuklearmedizin, der Kinderheilkunde und der Intensivmedizin an.
Finanzielle Schieflage der Klinik
Die aktuelle Gesundheitspolitik und die stark gestiegenen Preise, unter anderen die hohen Energiekosten: Das sind die Gründe, die bisher vom Insolvenzverwalter und von der Klinik genannt wurden. Klar ist, das Minus in Lindenberg wurde immer größer und konnte vom Träger, der Schwesternschaft vom Roten Kreuz in München, nicht mehr gedeckt werden.
Das Krankenhaus in Lindenberg ist nicht das einzige der Schwesternschaft, das im Moment wirtschaftliche Schwierigkeiten hat: Auch die Rotkreuzkliniken in München und Wertheim sind in einem Schutzschirmverfahren und arbeiten an der wirtschaftlichen Sanierung.
Bedeutung für die Region noch unklar
Was die Kündigungen für die Region bedeuten, ist noch nicht klar. Der Blick auf die Stellenangebote zeig allerdings – die gekündigten Mitarbeiter dürften anderswo gute Chancen haben, denn es gibt zahlreichen offene Stellen.
Allein beim Betreiber Oberschwabenklinik (OSK), der auch Krankenhäuser in Wangen und Ravensburg betreibt, sind es rund 30 Stellen im Pflegebereich. Dazu kommen offene Stellen bei Ärzten oder im Labor. Auch in den anderen Krankenhäusern rund um Lindenberg, in Lindau, Tettnang und Kempten werden Mitarbeiter gesucht.
Mitarbeiter sollen in Ravensburg unterkommen
Bei der OSK in Ravensburg hofft man, dass sich möglichst viele Mitarbeiter aus Lindenberg bewerben werden. Man suche ständig neue Beschäftigte, vor allem im Bereich Medizin und Pflege. Eine direkte Übernahme finde aber nicht statt, auch nicht bei den Abteilungen.
Wörtlich heißt es in der Antwort auf die Anfrage von BR24: "Eine Übernahme im Sinne eines Umzugs von Abteilungen von Lindenberg nach Wangen wird es nicht geben. Wohin sich in Fächern, die Lindenberg nicht mehr anbietet, künftig die Patienten wenden, entscheidet sich am Angebot der umliegenden Kliniken. Die OSK kann ihre Kapazitäten vor allem in der Chirurgie in Wangen ausweiten."
Man merke aber schon heute, dass in die Notaufnahme nach Wangen zunehmend mehr Patienten aus dem Raum Lindenberg kommen. Insgesamt könne man die Menschen aus der Region Lindenberg am Westallgäu-Klinikum in Wangen gut versorgen. Für komplexere Fälle sei das St. Elisabethen-Klinikum im 37 Kilometer entfernten Ravensburg die nächste Anlaufstelle.
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