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Der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen erwartet ein schwieriges Jahr 2025.

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2025 wird ein schwieriges Jahr für den bayerischen Arbeitsmarkt

2025 wird ein schwieriges Jahr für den bayerischen Arbeitsmarkt

Betriebe schließen oder melden Insolvenz an, Autohersteller und Industrieunternehmen kündigen Stellenabbau an, was sich auch auf die Zulieferer in Bayern auswirkt. Deshalb erwartet der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen ein schwieriges Jahr 2025.

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Die Arbeitslosigkeit in Bayern hat sich im November im Vergleich zum Oktober kaum verändert. Die Arbeitslosenquote beträgt wie schon im Vormonat 3,7 Prozent. Der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Markus Schmitz, rechnet allerdings mit einem schwierigen Jahr 2025. Im industriestarken Bayern wirke sich die anhaltende Konjunkturflaute besonders stark aus. "Der Wind wird uns ganz schön ins Gesicht blasen", sagt Schmitz. Darauf würden sich die bayerischen Arbeitsagenturen nun einstellen. Die Prognosen gehen von einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit aus. Zwei Entwicklungen sind dafür verantwortlich.

Konjunkturkrise und langsame Transformation

Der Anstieg bei der Arbeitslosigkeit ist zum einen eine Auswirkung der Konjunkturkrise, die sich vor allem in der Automobilbranche, bei den Zulieferern und in der Industrie bemerkbar macht. "Das sehen wir an allen Ecken und Enden", sagt der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen.

Die Nachrichten von Stellenabbau, Insolvenzen und Betriebsschließungen scheinen nicht abzureißen. Diese wirkten sich erst im kommenden Jahr auf die Arbeitsmarktdaten aus: "Viele der Ankündigungen werden erst noch in die Realität umgesetzt", sagt Schmitz.

Im Freistaat fehlt ihm zufolge außerdem der Schwung bei der Transformation. Damit ist der grundlegende Wandel in der Wirtschaft gemeint, hin zu Digitalisierung und Automatisierung sowie zu neuen, klimaneutralen Technologien. Die Transformation hat laut Schmitz in Bayern zwar bereits begonnen. Sie bräuchte nun Investitionen und Innovationen.

Höchste Arbeitslosenzahl seit Finanzkrise

Aktuell zeigt sich eine für den Herbst übliche Entwicklung: Im November ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Oktober um 1.150 leicht gesunken. Damit sind im Freistaat 285.500 Menschen ohne Arbeit. Nach Angaben der bayerischen Arbeitsagenturen ist das die höchste Zahl in einem November seit der Finanzkrise 2009. Außerdem sind 31.200 Männer und Frauen mehr arbeitslos gemeldet als vor einem Jahr. Im November 2023 betrug die Arbeitslosenquote im Freistaat 3,3 Prozent – derzeit liegt sie bei 3,7 Prozent. Neben der Arbeitslosigkeit steigt in Bayern jedoch auch die Beschäftigung.

Neuer Beschäftigungsrekord trotz steigender Arbeitslosigkeit

Bei der Beschäftigung zeigt sich eine positive Entwicklung: Erstmals wurde die historische Marke von sechs Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bayern geknackt. Den Zuwachs verzeichnen die Arbeitsagenturen vor allem in den Bereichen Gesundheit und Pflege sowie Erziehung und Unterricht. Die hier zusätzlich Beschäftigten kompensierten den Stellenabbau in der Industrie und in der Zeitarbeit, heißt es im aktuellen Arbeitsmarktbericht für Bayern.

Der Beschäftigungsrückgang in der Industrie trifft vor allem Männer, in den wachsenden Branchen arbeiten hauptsächlich Frauen. Außerdem ist der Beschäftigungszuwachs seit gut einem Jahr ausschließlich auf ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückzuführen. Schmitz rechnet auch in den kommenden Monaten mit steigenden Beschäftigtenzahlen. Allerdings werde der Anstieg etwas langsamer ausfallen als in den vergangenen Monaten.

Sorgenkinder Schweinfurt und Passau

Die bayerischen Kommunen sind von der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung unterschiedlich betroffen. Markus Schmitz hält die Städte Passau und Schweinfurt aktuell für die größten Sorgenkinder auf dem bayerischen Arbeitsmarkt. Die unterfränkische Stadt Schweinfurt verzeichnet mit 7,2 Prozent die höchste Arbeitslosenquote in Bayern. Zwar gebe es in der Stadt und in der umliegenden Region keine großen Automobilhersteller, dafür aber große Zuliefererunternehmen, erklärt der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen.

Im niederbayerischen Passau zeigt sich Schmitz zufolge zudem eine schwierige Gemengelage. "Wir haben natürlich die Grenzlage und das Fluchtthema, von dem Passau immer schon stärker betroffen war." Darüber hinaus gebe es in Passau einen sehr starken Stellenabbau bei den Automobilzulieferern sowie einen deutlichen Anstieg bei den Anzeigen von Kurzarbeitergeld. Aktuell verzeichnet Passau eine Arbeitslosenquote von 6,1 Prozent.

Unterschiedliche Entwicklungen in den Regierungsbezirken

Beim Blick auf die Regierungsbezirke zeigt sich, dass nicht alle gleichermaßen von Konjunkturkrise und Transformationseffekten betroffen sind. Spitzenreiter Schwaben meldet im November eine Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent, vor einem Jahr lag sie bei 3,1 Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist innerhalb des vergangenen Jahres nicht so stark angestiegen wie in anderen Regionen. In Schwaben gebe es viele kleine, mittelständische Unternehmen, führt Markus Schmitz als Grund dafür an. Außerdem zeichne Schwaben ein Branchenmix aus, man sei nicht abhängig von einer Leitbranche. In Schwaben liegt auch die Kommune, mit der bayernweit niedrigsten Arbeitslosigkeit. Der Landkreis Unterallgäu meldet eine Quote von 2,2 Prozent.

Die Oberpfalz punktet vor allem mit dem starken Landkreis Neumarkt i.d. Oberpfalz, der eine Arbeitslosenquote von 2,5 Prozent verzeichnet. Auch hier gebe es eine gute, diverse Unternehmensstruktur, so der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen. Außerdem pendelten viele Arbeitnehmer in den Großraum Nürnberg.

Niederbayern und Unterfranken teilen sich mit einer Arbeitslosenquote von jeweils 3,6 Prozent den dritten Platz unter den Regierungsbezirken. Der unterfränkische Landkreis Main-Spessart liegt mit einer Arbeitslosenquote von 2,4 Prozent unter der Drei-Prozent-Marke. In Niederbayern verzeichnet der Landkreis Straubing-Bogen mit einer Quote von 2,8 Prozent einen Spitzenwert.

Schlusslichter Mittel- und Oberfranken

Der größte bayerische Regierungsbezirk Oberbayern meldet eine Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent und liegt damit genau im bayerischen Durchschnitt. In der Landeshauptstadt München, die als Beschäftigungsmotor für den Bezirk gilt, ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat gesunken. Allerdings kündigen sich mit Betriebsschließungen auch hier Probleme auf dem Arbeitsmarkt an. Aktuell beträgt die Arbeitslosenquote in München 4,8 Prozent.

Oberfranken und Mittelfranken sind die beiden Schlusslichter unter den Bezirken. Oberfranken meldet eine Quote von 4,0 Prozent. Hier gibt es große Unterschiede zwischen dem Landkreis Bamberg mit einer Quote von 2,6 Prozent und der Stadt Hof mit 7,1 Prozent. Mittelfranken ist mit einer Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent das Schlusslicht unter den bayerischen Regierungsbezirken. Hier leidet vor allem die Industriestadt Nürnberg unter dem Stellenabbau in der Industrie und Automobilbranche. In Nürnberg liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 6,7 Prozent. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei 6,0 Prozent.

Grafik: Arbeitslosenquote je Regierungsbezirk

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