Vor 40 Jahren hat sich auch in Deutschland eine Sektion der "Ärzte gegen den Atomkrieg" gegründet. Das war mitten im Kalten Krieg - und vor der Abrüstung. An diese Gründung erinnern jetzt Mitglieder auf einem dreitägigen Kongress in Landsberg am Lech. Sie diskutieren über Hunger, Klimawandel und vor allem und immer wieder über den gefährdeten Frieden und den Krieg, der nun in der Ukraine wütet.
160 Ärztinnen und Ärzte aus ganz Deutschland
Am Freitagabend startete im Landsberger Stadttheater der Jubiläums-Kongress zum 40-jährigen Bestehen der deutschen Sektion der Internationalen Ärzte*innen für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), besser bekannt als die "Ärzte gegen den Atomkrieg".
Rund 160 Ärztinnen und Ärzte aus ganz Deutschland sind angereist nach Landsberg zu dem Tagungs- und Vortragsprogramm im Stadttheater bis Sonntagmittag.
Ukraine-Krieg und Aufrüstung als größte Herausforderung
Wege zu einer europäischen Friedensordnung vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs - danach wird auf der Tagung gesucht. Den Ukraine-Krieg und die neuerliche Aufrüstung der Atommächte sieht Rolf Bader von der Regionalgruppe Landsberg der Ärzte gegen den Atomkrieg als größte Herausforderung für die Friedensbewegung in unserer Zeit.
1985 Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis
Bei der Auftaktveranstaltung am Freitag, nach dem Grußwort von Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) , blickte laut Programm Ulrich Gottstein, 95-jähriger Mitbegründer der deutschen IPPNW-Sektion, auf die Anfangsjahre der Organisation auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges zurück: Im Jahr 1984 war die IPPNW mit dem UNESCO-Friedenspreis und ein Jahr später mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.
Ukraine-Krieg als größte Herausforderung
Danach ging es um "Wege zu einer europäischen Friedensordnung" vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs. Diesen und die neuerliche Aufrüstung der Atommächte sieht Rolf Bader als größte Herausforderung für die Friedensbewegung in unserer Zeit.
Mit Veranstaltungen und "Initiativen zusammen mit anderen Friedens-Organisationen" müsse man für das Ziel einer atomwaffenfreien Welt werben und Öffentlichkeit herstellen für diese Botschaft. Insgesamt 6.000 Ärztinnen und Ärzte sind deutschlandweit in der IPPNW organisiert, weltweit sind es 150.000 - "auf allen fünf Kontinenten", sagt Bader.
Ächtung von Atomwaffen als Ziel
Als größte Errungenschaft der Organisation bezeichnet er die Abstimmung über den Atomwaffenverbots-Vertrag bei der UNO-Vollversammlung im Jahr 2017, welche die IPPNW zusammen mit der Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) initiiert hatte. 122 Staaten haben der Vereinbarung damals zugestimmt – darunter allerdings keine Atommacht.
Ein nächster Schritt könnte sein, dass wichtige NATO-Länder wie zum Beispiel Deutschland dem Papier zustimmten, so Bader. So könne man "Stück für Stück erreichen, dass Atomwaffen international geächtet werden". Auch bei Chemie- oder Biowaffen habe man das mit einem langem Atem erreicht.
Demo für weltweites Atomwaffenverbot
Um ihrem Ziel Ausdruck zu verleihen, demonstrierten am Samstag etwa 100 beim Kongress anwesende Ärztinnen und Ärzte auf dem Landsberger Hauptplatz in weißem Kittel und mit großen Transparenten für ein weltweites Atomwaffenverbot.
Unterstützung von Oberbürgermeisterin Baumgartl
Die Unterstützung von Oberbürgermeisterin Baumgartl war ihnen sicher: Wie schon ihr Vorgänger Mathias Neuner (CSU) gehört sie den "Mayors for Peace" an, einer Organisation von mehr als 8.000 Bürgermeistern weltweit, die sich für atomare Abrüstung einsetzen. Im Januar dieses Jahres hat Baumgartl vom Bürgermeister der Stadt Hiroshima, wo die "Mayors for Peace" im Jahr 1982 gegründet wurden, mit der Post ihre Beitrittsurkunde bekommen.
Telefoninterview mit Rolf Bader von Ärzte gegen den Atomkrieg
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