Unabhängig sein von russischem Gas: Dieses Ziel formulierten der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) bei einem Besuch in Kroatien. Auf der Insel Krk besuchten sie gemeinsam mit dem kroatischen Regierungschef Andrej Plenkovic ein LNG-Terminal, in dem Flüssiggas wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt und ins Netz eingespeist wird. "Bayern ist energiehungrig, wir suchen deshalb nach Anbindungen in alle Richtungen", sagte Söder. Er will erreichen, dass langfristig Pipelines ausgebaut werden, damit Gas und grüner Wasserstoff von Kroatien über Slowenien und Österreich nach Deutschland geliefert werden können. "Eine Leitung - zwei Stoffe", so Söders Motto. Schon jetzt kann dem Gas Wasserstoff beigemischt werden. Dieser Anteil müsse kontinuierlich erhöht werden.
Söder: "Grüner Wasserstoff ist die Zukunft"
Söder hat angekündigt, die Partnerschaft mit den Ländern zu intensivieren, die grünen Wasserstoff produzieren können. Dahinter steht auch der Wunsch, Klimaziele zu erfüllen und stabile Gaspreise zu erzielen. "Wir dürfen uns nicht damit zufriedengeben, immer nur billiges Gas einkaufen zu wollen. Was wir brauchen, ist eine langfristige neue Energieperspektive für Europa." Diese Perspektive eröffnet sich für Söder im Süden.
Steuerungsgruppe soll Prozess anschieben
Allerdings braucht es dafür mehr Verbindungen vom Süden Europas in den Süden Deutschlands. Söder, Nehammer und Plenkovic verständigten sich heute auf eine Steuerungsgruppe, die beraten und überlegen soll, wie sich eine europäische Wasserstoffstruktur aufbauen lasse. Eine derartige Struktur gibt es nach Söders Worten noch nicht für Europa. Jetzt gehe es darum, den nächsten Prozess anzustoßen. "Es geht hier nicht um Projekte für den Moment. Es geht auch nicht um den nächsten Winter." Insgesamt wird es noch mehrere Jahre dauern, bis Gas von Kroatien nach Deutschland fließen kann.
Kroatien deckt mit der Anlage bereits den eigenen Bedarf
Kroatien bezieht das Gas unter anderem aus Nordafrika, Katar und den USA - und kann mit seinem 2021 eingeweihten LNG-Terminal bereits den eigenen Bedarf decken. Millionenschwere Investitionen in die Anlage auf Krk sollen die Kapazitäten aber verdoppeln. Man denke nicht egoistisch nur an sich, sondern im Sinne der europäischen Idee auch an die Nachbarländer, erklärte Plenkovic. Plenkovic sicherte Bayern und Österreich zu, die Kapazitäten des LNG-Terminals auf Krk könnten bei Bedarf in Zukunft auch noch weiter ausgebaut werden. Da der Energiebedarf der beiden Länder derart hoch sei, könnten die Lieferungen aber nur einen kleinen Teil abdecken.
Wie viel Gas Kroatien tatsächlich nach Bayern beziehungsweise nach Deutschland liefern kann - diese Frage blieb nach dem Treffen aber offen. Hier wollte sich der kroatische Regierungschef nicht festlegen.
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