Vor vier Jahren ist in Passau das Dackelmuseum mit großem Medienrummel eröffnet worden. Jetzt kann es sein, dass die international bekannte Einrichtung schließt. Der Grund: Eine Auseinandersetzung zwischen den Betreibern und der Stadt Passau.
Deko, Sonnenschirm und Möbel nicht erlaubt
"Wir schließen das Dackelmuseum", teilte Museumsdirektor Seppi Küblbeck am Donnerstagabend dem BR schriftlich mit. Es geht um ein Schreiben der Stadt Passau vom 19. Mai, in dem Küblbeck und sein Partner Oliver Storz aufgefordert werden, das Aufstellen von Sonnenschirmen, Deko, Möbeln und diverser Dackel-Artikel vor dem Museum zu unterlassen. In dem Schreiben, das dem BR vorliegt, heißt es: "Da es sich bei dem Bereich um eine öffentliche Fläche des Bayerischen Straßen- und Wegegesetzes handelt, liegt eine Sondernutzung vor. Auch auf Antrag wäre das in dieser Form gemäß der geltenden Stadtbildsatzung nicht genehmigungsfähig." Man habe erst jetzt bemerkt, dass die Museumsbetreiber keinen Sondernutzungsantrag gestellt hatten, hieß es am Morgen auf BR-Anfrage von der Stadt. Der Bereich des Dackelmuseums sei durch eine längerfristige Baustelle in der unmittelbaren Nachbarschaft zusätzlich beeinträchtigt gewesen. Daher sei die Sitzgelegenheit für einen befristeten Zeitraum geduldet worden. Nun müssten jedoch wieder die gleichen Voraussetzungen gelten, wie für die anderen Betriebe auch, so die Stadt Passau. Dekorationsartikel auf der Treppe des Museums könnten dagegen weiterhin aufgestellt werden, da diese zu dem Privatgebäude gehöre.
Schmerz und Enttäuschung
Die Betreiber sind erbost. Seit vier Jahren bewerbe das Dackelmuseum die Stadt Passau weltweit, Fernsehstationen und Medienvertreter aus aller Welt seien zu Gast gewesen. Den Antrag auf Sondernutzung hätten sie nicht gestellt, weil diese Regelung aus ihrer Sicht während Corona ausgesetzt worden sei. Die Stadt erklärt, dass während der vergangenen beiden Jahre die Sondernutzungsregelungen überall großzügiger ausgelegt worden sei, um die Betriebe, die durch die Corona-Pandemie und die Lockdowns ohnehin schwer getroffen waren, auf diese Weise zu unterstützen. Küblbeck und Storz beruhigt das nicht. "Nicht nur, dass wir mit Nichtachtung bestraft werden, jetzt geht die Stadt auch noch in Strafandrohung über. Wir schließen das Dackelmuseum!", heißt es in einer Stellungnahme an den BR wörtlich. Der Schmerz und die Enttäuschung seien unendlich groß. Die beiden Macher hoffen jetzt auf den Passauer Stadtrat, der eine Entscheidung zugunsten des Museums herbeiführen soll. Wenn nicht, dann würde man eben umziehen - Regensburg oder Linz würden das Museum "mit Handkuss" nehmen, so die Betreiber. Möglich wäre das aber frühestens im kommenden Jahr. Denn bis in den Herbst hinein hätten sie schon Termine für Führungen und Besuche, unter anderem von Schulklassen und für Fernsehsender.
Sitzeck, um das es geht, ist beliebt bei Besuchern
Küblbeck und Storz sind schwer enttäuscht. Seit der Eröffnung vor vier Jahren seien Stühle, Tisch und Schirm vor dem Museum gestanden und hätten weder Fußgänger noch Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer behindert. Sie seien stets davon ausgegangen, dass die Fläche vor dem Gebäude dem Eigentümer gehört, also einer Stiftung im Bistum Passau. Diese kümmere sich auch um das Schneeräumen, sagte Küblbeck. Anderenfalls hätten sie selbstverständlich eine Gebühr bezahlt. Das Sitzeck sei beliebt bei Besuchern und Passanten, gerade auch bei älteren Menschen. Außerdem machen Küblbeck und Storz an dem Schirm gerne ihre drei Dackel Moni, Seppi und Blümchen fest - ein beliebtes Fotomotiv. Er selbst sitze dann auch vor dem Museum und unterhalte sich mit Gästen, so Küblbeck.
Viel Zuspruch von Dackel-Fans
Der Zuspruch der Dackel-Fans sei nun riesengroß. Unzählige Zuschriften hätten sie schon erhalten, und das Museum sei von Besuchern am Freitag regelrecht gestürmt worden. Die Museumsmacher vermuten als Hintergrund eine Auseinandersetzung mit der Stadt wegen eines Bau-Containers vor dem Haus. Dieser gehöre zu einer anderen Baustelle und müsse von der Stadt - auf ihren Antrag hin - jetzt zwischenzeitlich weggeräumt werden. "Der Container behindert Rollstuhlfahrer und Kinderwagen." Küblbeck kann es nicht glauben: "So ein Ärger, wegen so einer Lappalie. Wir haben Krieg in der Welt und eine Corona-Pandemie hinter uns." Das Museum habe während der vergangenen zwei Jahre schließlich auch lange Zeit geschlossen bleiben müssen.
Einzigartiges Museum
Das Dackelmuseum war im April 2018 mit einem riesigen Medienhype eröffnet worden. Zu sehen sind tausende Dackelraritäten und -utensilien, die die Betreiber über viele Jahre gesammelt haben, beziehungsweise ihnen von Dackelfreunden aus aller Welt überlassen wurden.
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