Ein unglücklicher Mensch sitzt in einem Gang. (Symbolfoto)
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Ein unglücklicher Mensch sitzt in einem Gang. (Symbolfoto)

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Ärztemangel: Kinderpsychiatrie-Ambulanz in Waldkirchen schließt

Immer mehr Kinder sind psychisch auffällig. Sie brauchen professionelle Hilfe, zum Beispiel bei einer Kinderpsychiatrie-Ambulanz. Die Einrichtung in Waldkirchen wird nun allerdings vorübergehend geschlossen. Der Grund: Ärztemangel.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Wegen Fachkräftemangels schließt die Kinder- und Jugendpsychiatrie-Ambulanz in Waldkirchen im Kreis Freyung-Grafenau vorübergehend zum 1. Juli. Das hat der Bezirk Niederbayern am Mittwoch mitgeteilt.

Landshuter Ärzte immer wieder eingesprungen

Es fehlt das medizinische Personal. Bereits seit Monaten hatte eine offene Oberarzt-Position an der Außenstelle des Bezirkskrankenhauses Landshut nicht nachbesetzt werden können, heißt es. Bisher seien Ärzte aus dem Haupthaus in Landshut nach Waldkirchen gependelt und hätten die Ambulanz am Laufen gehalten. Wegen Schwangerschaft und Ruhestand könne das aber nicht weiter fortgeführt werden.

Auch ein Headhunter hat keinen Erfolg

Alle Versuche, einen Arzt – auch über einen Headhunter - zu finden, seien gescheitert, heißt es weiter in der Mitteilung. Daher müsse die psychiatrische Ambulanz zum 1. Juli zugesperrt werden. Bis ein neuer Arzt gefunden ist, werden die Mitarbeitenden auf die Bezirkskrankenhaus-Außenstellen in Passau und Zwiesel verteilt. Dorthin müssen dann auch die jungen Patientinnen und Patienten ausweichen.

Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich (CSU) spricht von einer "schmerzhaften Entscheidung". Er und Chefärztin Dr. Tanja Hochegger betonen, "fieberhaft an einer Lösung zu arbeiten". "Wir setzen alles daran, das Angebot in Waldkirchen wieder hochzufahren", sagt Heinrich.

Zuletzt musste auch die psychiatrische Ambulanz für Kinder und Jugendliche in Coburg schließen.

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Psychiatrische Institutsambulanz Waldkirchen

Statistik: Tausende Diagnosen im Jahr 2020

Wie wichtig solche Angebote sind, zeigt ein Blick in die Statistik: Im ersten bayerischen Psychiatriebericht des bayerischen Gesundheitsministeriums hieß es 2020, dass etwa jeder fünfte Heranwachsende psychische Auffälligkeiten zeige, nach Daten des Robert-Koch-Instituts deutschlandweit etwas mehr als 17 Prozent der Kinder und Jugendlichen.

Unter den gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten lag damals im Freistaat bei 278.000 Kindern und Jugendlichen eine Diagnose über eine psychische Erkrankung vor. In Niederbayern waren es knapp über 23.000 Fälle, in der Oberpfalz fast 22.000.

Knapp 40 Kinder- und Jugendpsychiater in Ostbayern

Im Januar dieses Jahres hatte die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) in einem "Versorgungsatlas" die regionale Versorgung mit Kinder- und Jugendpsychiatern in den Regierungsbezirken des Freistaats dargestellt. Danach gab es in der Oberpfalz 21 zur vertragsärztlichen Versorgung zugelassene, angestellte und ermächtigte Mediziner, in Niederbayern 18.

Mit Blick auf die sogenannte allgemeine Verhältniszahl, die bei Kinder- und Jugendpsychiatern bei einem Arzt für 15.211 Kinder und Jugendlichen liegt, kommt die Statistik auf Versorgungsgrade von 96,35 Prozent in der Nordoberpfalz und 152,87 Prozent im Süden des Regierungsbezirks. Im östlichen Niederbayern liegt der Versorgungsgrad demnach bei 100,26 Prozent, im Westen bei 114,95 Prozent.

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