Das Video zeigt eine Auseinandersetzung zwischen dem AfD-Landtagsabgeordneten Ralf Stadler und einem dunkelhäutigen Mann und einer Frau, offenbar mit Migrationshintergrund. Die beiden stehen in der Zugtüre am Bahnhof Moosburg. In einem rot eingeblendeten Text heißt es in Stadlers Video: "Zwei 'Neubürger' hindern den Zug am Weiterfahren." Zuerst hatte die PNP darüber berichtet.
Im Laufe der Auseinandersetzung bezeichnet der AfD-Politiker aus Passau die beiden Personen als "Pack". In einer weiteren Einblendung heißt es: "Die Mitarbeiter der Bahn sind diesem Pack völlig hilflos ausgeliefert!"
Stadler: Forderung nach Geleitschutz für Bahnpersonal
Auf BR24-Anfrage sagt Stadler, er habe Zivilcourage zeigen und den "Schaffner" unterstützen wollen, der nach Stadlers Aussagen offenbar überfordert gewesen sei mit der Situation. Es habe Streit um die Sitzplätze des Mannes und der Frau im Erste-Klasse-Abteil gegeben. Alle anderen Passagiere im Zug hätten nichts unternommen, so der Politiker. Er habe "Kante" zeigen wollen.
Stadler erlebt es nach eigenen Angaben sehr häufig, dass Bahnpersonal beleidigt werde. "Auf jeder dritten Fahrt" gebe es Zwischenfälle, "und ich fahre regelmäßig Bahn". Seine Fraktion fordere schon lange Begleitschutz für das Bahnpersonal. Mit seinem Video wolle er auf die Problematik noch einmal gezielt aufmerksam machen. "Zu Corona-Zeiten ist es doch auch möglich gewesen, bei der Kontrolle der Maskenpflicht Personal bereitzustellen, warum jetzt nicht mehr?", moniert der Niederbayer.
Gegen Ende des rund zwei Minuten langen Videos sieht man, wie Ralf Stadler den Mann aus dem Zug auf den Bahnsteig drückt mit den Worten: "Geh raus, wir möchten weiterfahren." Es folgt eine wortreiche, heftige Auseinandersetzung.
Landtagspräsidentin: Ein Abgeordneter sollte Vorbild sein
Landtagpräsidentin Ilse Aigner reagiert schockiert auf das Video. "Niemand darf einen Zug anhalten – das geht gar nicht! Aber ein Abgeordneter sollte Vorbild sein, darf keine Leute als 'Pack' beschimpfen, pauschal gegen alle Migranten hetzen, handgreiflich werden und Gewalt ausüben. Herr Stadler hätte Ruhe bewahren und die Polizei rufen müssen, anstatt sich selbst zu inszenieren", hieß es auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks.
Deutsche Bahn prüft Sachverhalt
Auf BR24-Nachfrage teilt die Deutsche Bahn schriftlich mit: "Wir nehmen das Video sehr ernst, bitten aber um Verständnis, dass wir zunächst den Sachverhalt prüfen müssen, ehe wir den Vorfall kommentieren können." Kulturelle Vielfalt, Offenheit, Toleranz und Respekt seien Grundwerte der Bahn. "Rassismus und Diskriminierung haben bei uns keinen Platz."
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