Keine Steuerermäßigung mehr auf Agrardiesel – als Biolandwirt Anton Maier davon im Januar 2024 erfuhr, war seine erste Reaktion: "Zunächst einmal Wut, Unverständnis. Das ist eine Rückerstattung für unsere Schlepper auf den Feldern, nicht für Fahrzeuge auf der Straße."
Viele Jahre konnte er sich 21,48 Cent pro Liter von der Steuer zurückholen. Seit März 2024 sind es nur noch knapp 13 Cent, seit Januar gut sechs. Und ab 2026 sollte es überhaupt keine Rückerstattung mehr geben, so der Beschluss der Ampel vor einem Jahr. Sie musste damals sparen und fing damit unter anderem beim Agrardiesel an. Auch, weil damit eine klimaschädliche Subvention abgeschafft werden sollte.
Mehr Dieselverbrauch durch Biolandwirtschaft
Der Landwirt aus Eitensheim bei Ingolstadt verbraucht jedes Jahr bis zu 25.000 Liter Diesel. Durch die Rückerstattung hat er jährlich um die fünftausend Euro zurückbekommen. Seit er seinen Hof auf Biolandwirtschaft umgestellt hat, verbraucht er mehr Kraftstoff. Zum Beispiel, weil er Unkraut nicht mehr chemisch, sondern mechanisch bekämpft. Dafür muss er öfter aufs Feld fahren.
Dass ausgerechnet die Rückerstattung auf Diesel gestrichen wurde, machte Anton Maier wütend – gemeinsam mit tausenden anderen Landwirten protestierte er vor gut einem Jahr unter anderem für eine Wiedereinführung des Agrardiesels. Die Union, damals in der Opposition, hatte den Landwirten genau das versprochen. Und will dieses Versprechen jetzt in neuer Regierungsverantwortung offenbar einlösen. Wie aus einem Papier nach den Sondierungsgesprächen mit der SPD hervorgeht, soll der Agrardiesel "vollständig" wieder eingeführt werden.
Agrarökonom: Verpasste Chance für den Klimaschutz
Eine vertane Chance – findet Agrarökonom Johannes Sauer: "Das ist eine Subvention, die nicht umweltverträgliches Verhalten honoriert. Man müsste das eigentlich an eine umweltverträgliche Entscheidung koppeln." Subventionen seien eine Unterstützungszahlung an ein Unternehmen, für die man eine Gegenleistung erwarten könne. Im Fall der Landwirtschaft sei das zum Beispiel Kulturlandschaftspflege oder eben umweltverträgliches Wirtschaften. Dazu kommt: Die Subvention macht nur einen kleinen Teil des Haushalts der Landwirte aus. Je nach Betriebsform und -größe etwa vier bis sieben Prozent.
Diesel in anderen Ländern günstiger
Für Ackerbauer Anton Maier war der Agrardiesel eine wichtige Entlastung. Für ihn ist die Besteuerung von Diesel ohne Rückerstattung außerdem eine Wettbewerbsverzerrung. Denn andere Länder könnten durch niedrigere Steuern auf Diesel günstiger produzieren. Ohne eine Steuerrückerstattung landet Deutschland laut einer Auswertung des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblattes im europäischen Vergleich auf Platz 2 – nur in den Niederlanden ist der Diesel für Landwirte teurer.
Agrarökonom Johannes Sauer findet es dennoch sinnvoller, Subventionen an Auflagen zu koppeln und damit klimafreundliches Verhalten der Landwirte zu fördern. Staatliche Unterstützung müsse langfristig gedacht werden. Ein Vorschlag: Statt dem Agrardiesel könnte man zum Beispiel mehr Geld in die Entwicklung von elektrobetriebenen Landmaschinen stecken oder alternative Kraftstoffe fördern. Noch gibt es aber keine E-Traktoren, die flächendeckend im Einsatz sind. Die meisten Landwirte sind auf Diesel angewiesen – und hoffen deshalb, dass die neue Regierung ihre Versprechen umsetzt.
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