Patrick Türk und Phillip Roser vom Landesfischereiverband messen die Strömungsgeschwindigkeit und kartieren die Wassertiefe des Mühlbachs.
Bildrechte: BR / Florian Regensburger
Audiobeitrag

Patrick Türk und Phillip Roser vom Landesfischereiverband messen die Strömungsgeschwindigkeit und kartieren die Wassertiefe des Mühlbachs.

Audiobeitrag
>

Alle für die Bachforelle: Mühlbach wird wieder Lebensraum

Alle für die Bachforelle: Mühlbach wird wieder Lebensraum

Begradigt, monoton, ohne Schatten: Der Mühlbach im Kreis Landsberg ist stark reguliert – noch. Im Lauf des Jahres soll aus ihm wieder ein naturnaher Lebensraum für gefährdete Fische, vor allem Bachforellen, werden. Damit das klappt, machen alle mit.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Der Mühlbach nördlich von Scheuring im Kreis Landsberg am Lech fließt fast schnurgerade dahin, ist fast überall gleich breit und gleich tief. Ein einziger Baum steht am Ufer des Bachs, der damit fast komplett ohne Schatten ist und sich schnell erwärmt.

Angesichts der Klimaerwärmung wird das etwa für die kälteliebende Bachforelle zum Problem – seit Anfang des Jahres steht sie auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten in Deutschland. Zahlreiche Maßnahmen sollen jetzt sicherstellen, dass die Bachforelle im Scheuringer Mühlbach eine Zukunft hat. Damit das gelingt, machen alle mit: der Landesfischereiverband, die Gemeinde Scheuring, der Landschaftspflegeverband Landsberg und der örtliche Fischereiverein, der das alles koordiniert.

Fische brauchen Schutz vor Fressfeinden

Als Erstes gehe es um eine sogenannte Strukturaufwertung, sagt Felix Wolfrum vom Landesfischereiverband. Er hat den Maßnahmenkatalog für den Mühlbach entworfen. Im Lauf des Jahres bringt der Luftwaffenfischereiverein Lechfeld, der den Mühlbach fischereilich bewirtschaftet, große Steine in den Bach ein. Hinter diesen entstehen tiefere Bereiche mit langsamerer Strömung, in denen die Fische sich gerne aufhalten. Dazu kommen Wurzelstöcke, die ebenfalls die Strömung brechen und einen Unterstand bieten, wo die Fische Schutz vor Fressfeinden finden. Denn auch die Bestände fischfressender Vögel wie dem Kormoran oder dem Gänsesäger nehmen stetig zu.

Neue Bäume sollen Schatten spenden

Durch breitere Uferrandstreifen soll der Bach mehr Raum bekommen, um sich auszubreiten und auch mal ein Ufer unterspülen können, das den Fischen dann ebenfalls Schutz bietet. Entlang des Ufers pflanzt der Landschaftspflegeverband Landsberg Kopfweiden. Sie spenden Schatten über dem zwei bis drei Meter breiten Bach, damit das Wasser sich im Sommer nicht so stark erwärmt. Gleichzeitig sind die Bäume niedrig genug, sodass die Landwirte auf ihren angrenzenden Flächen keine Ertragseinbußen durch zu viel Schatten haben.

Fische sollen wieder wandern können

In einem weiteren Schritt soll die Durchgängigkeit des Gewässers wieder hergestellt werden. An einer Stelle, wo der Bach jetzt noch über eine Betonschwelle hinabstürzt und somit für Fische nicht passierbar ist, soll ein Seitenarm außen um die Schwelle herum angelegt werden – auf einer Fläche im Besitz des Scheuringer Bürgermeisters Konrad Maisterl, die er dafür zur Verfügung stellt. Damit sollen die Bachforellen aus dem Verlorenen Bach, in den der Mühlbach mündet, wieder ihre stromaufwärts gerichteten Laichwanderungen unternehmen können.

Ziel ist es, in dem Quellbach wieder eine selbst erhaltende Bachforellenpopulation aufzubauen. Derzeit wird der Ist-Zustand kartiert, im Frühjahr sollen die Baumaßnahmen beginnen. Und dann heißt es: Abwarten, ob sich die Mühen gelohnt haben und die Bachforellen zurückkehren. Weiter oben im Bachlauf, dort, wo er durch Scheuring durchfließt, gibt es noch viele. Denn dort finden sie mehr Schutz und Unterstände, etwa unter Brücken.

Beispiel Maisinger Bach bei Starnberg

Als Blaupause für das Mühlbach-Projekt dienen laut dem Landesfischereiverband weitgehend naturbelassene Bäche wie der Maisinger Bach bei Starnberg. Der liegt in einer Schlucht, hat viel Schatten und alles Weitere, was die Bachforelle braucht. Dazu gehören ein kiesiger Grund, unterschiedlich schnell fließende Bereiche, große Steine und Totholz im Wasser, wo die Fische Schutz vor Fressfeinden finden. Diesen Zustand versucht man auch an vielen anderen Bächen in Bayern wieder herzustellen.

Bildrechte: picture alliance / blickwinkel/A. Hartl | andreas hartl
Bildbeitrag

Sollen sich im Mühlbach wieder wohlfühlen: Bachforellen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!