"Sich wenden, sich drehen, im Leben bestehen, so ist der gewürfelte Franke zu sehen." So schrieb Hans Max von Aufseß 1983 in seinem Buch "Der Franke ist ein Gewürfelter". Darauf geht die Auszeichnung "Frankenwürfel" zurück. Die Preisträger sollen wendig, witzig und widersprüchlich sein. Zwar fällt eine offizielle Veranstaltung zur Verleihung in diesem Jahr kurzfristig aus. Drei neue "Gewürfelte" gibt es aber trotzdem.
Eine Landwirtin, ein Alt-Oberbürgermeister und ein Sterne-Koch
Der Frankenwürfel geht traditionell an je eine Person aus Unter-, Mittel- und Oberfranken. In diesem Jahr ausgewählt wurden die unterfränkische Landwirtin Ute Leyh aus Rentweinsdorf im Landkreis Haßberge, der Alt-Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Ulrich Maly aus Mittelfranken und der oberfränkische Sterne- und TV-Koch Alexander Herrmann aus Wirsberg im Landkreis Kulmbach. Die drei erhalten ihre Frankenwürfel von den Regierungspräsidenten von Ober-, Mittel- und Unterfranken in diesem Jahr persönlich, weil die offizielle Veranstaltung kurzfristig abgesagt wurde.
Alexander Herrmann als Optimist statt fränkischer Jammerer
Alexander Herrmann nahm den "Frankenwürfel" von Oberfrankens Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz in seinem Heimatort Wirsberg entgegen: "Alexander Herrmann ist kein fränkischer Jammerer, sondern ein Optimist." Die Notwendigkeit, das Leben ohne den Rückhalt der Eltern meistern zu müssen, habe in ihm Eigenschaften wie Anpassungsfähigkeit, Vielseitigkeit, Beharrlichkeit, Standhaftigkeit, Beweglichkeit, Selbstbewusstsein, Gelassenheit und Heiterkeit geprägt. "Genau jene Eigenschaften also, die Hans Max von Aufseß mit den Begriffen wendig, witzig und widersprüchlich so treffend beschrieben und als Markenzeichen des 'Gewürfelten Franken' ausgemacht hat.", so Piwernetz weiter.
Alexander Herrmann ist als Fernsehkoch bundesweit bekannt. Auch im BR Fernsehen kocht er regelmäßig in seiner Show: Aufgegabelt. "Aufgegabelt ist wirklich meine Herzsendung. Weil ich darf auch wirklich, salopp gesagt, so sein, wie ich bin: Ein bisschen albern, ein bisschen frech, aber vor allem sehr spontan", so Alexander Herrmann im BR-Interview.
Nürnberger Alt-Oberbürgermeister Maly und Mundart
Mittelfrankens Regierungspräsident Thomas Bauer würdigte den Alt-Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, sowie ehemaligen Präsidenten des Deutschen Städtetags und Vorsitzenden des Bayerischen Städtetags, Ulrich Maly, im Ansbacher Schloss: "Ulrich Maly verleugnet sein fränkisches, besser gesagt, sein Nürnberger Idiom nicht. Ganz im Gegenteil, er behält seine heimatverbundene Sprachfärbung auch bei höchst intellektuellen Ausführungen bei, so etwa das rollende R. Damit beweist er, dass Mundart und Intellektualität kein Widerspruch sind."
18 Jahre lang war Maly Nürnbergs Stadt-Oberhaupt und bekannt für seine humorvollen Reden im schönsten Fränkisch. Mit einem Augenzwinkern gehe es oft einfacher – auch in der Politik, sagt Ulrich Maly. Und obwohl er staatliche Auszeichnungen, wie Verdienstorden und –kreuze stets abgelehnt hat, über den laut Regierungspräsidenten "fränkischen Nobelpreis", freut er sich: "So ein Orden bei dem auch und Humor belobigt wird, die nimmt man schon gerne." Karl Inhofer, Regierungspräsident von Mittelfranken (1995–2007) meint jedenfalls: "Das Wesen des Gewürfelten kann man weder erlernen noch durch Verdienst oder Verdienste erwerben. Man ist eben ein fränkischer Gewürfelter oder man wird es nie."
Erlebnisbäuerin Uta Leyh: "moderne, fränkische Frau vom Land"
Der "Frankenwürfel" an die unterfränkische Preisträgerin Ute Leyh aus Rentweinsdorf wird erst zu einem späteren Zeitpunkt überreicht. Unterfrankens Regierungspräsident Eugen Ehmann hat die Erlebnisbäuerin, die auch schon in der BR-Landfrauenküche den Sieg "erkocht" hat, selbst vorgeschlagen. Er charakterisiert sie als den Inbegriff einer modernen, fränkischen Frau vom Land – obwohl die sechsfache Mutter eigentlich eine geborene Städterin ist – das Widersprüchliche also. Durch und durch Stadtmensch, hat sie ihr Lehramtsstudium abgebrochen und ländliche Hauswirtschaft gelernt.
Unterfränkische Preisträgerin: "Ich war sehr überrascht"
Nun lebt sie mit ihrem Mann, Kindern, Schwiegereltern und 140 Kühen auf dem Land. "Und was sie da alles auf die Beine stellt, das ist schon bemerkenswert. Sie öffnet den Erlebnisbauernhof für Besuchergruppen, über 100 Gruppen im Jahr, spezielle Angebote bis ins Kindergartenalter. Also, das ist eine Frau, die weiß was sie will und versteht das auch kommunikativ umzusetzen", so Regierungspräsident Ehmann. Mit ihrem Konzept auf Veränderungen in der Landwirtschaft zu reagieren, das sei das Wendige an Ute Leyh. Das Witzige solle man eher als gewitzt verstehen, im Sinne von ideenreich. "Ich war sehr überrascht, wer da schon alles nominiert war. Und da waren ja dann Schriftsteller dabei oder jemand, den man von Fastnacht in Franken kennt oder Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit stehen. Und da habe ich mich natürlich schon sehr gewundert, dass ich da sozusagen als kleines Licht nominiert worden bin", sagt Ute Leyh.
Höchste fränkische Auszeichnung
Der "Frankenwürfel" gilt als höchste fränkische Auszeichnung, die traditionell am Tag des Frankenpatrons Martin, dem 11. November um 11 Uhr verliehen wird. Nachdem die "Frankenwürfel"-Verleihung bereits vergangenes Jahr wegen der Corona-Pandemie komplett ausfallen musste, sollten die noch unbekannten, sogenannten "Gewürfelten" von 2020 stattdessen ein Jahr später ausgezeichnet werden. Ursprünglich war die Verleihung in Hörblach im Landkreis Kitzingen geplant, wurde aber kurzfristig wegen eines Krankheitsfalles abgesagt.
"Frankenwürfel" wird seit 1985 verliehen
Der "Frankenwürfel" wird von den drei Regierungspräsidenten aus Ober-, Mittel- und Unterfranken an je einen Vertreter aus den drei Regionen verliehen. Er soll das Prägende des fränkischen Charakters würdigen: das Wendige, das Witzige und das Widersprüchliche. Den Preis gibt es bereits seit 1985. Zu den Preisträgern gehören unter anderem der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU), der Bamberger Mundartdichter Dr. Gerhard C. Krischker und der Büttenredner Peter Kuhn sowie der frühere Leiter des BR-Studios Würzburg, Eberhard Schellenberger.
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