Einer Umfrage (externer Link) der Bundeswehr zufolge nehmen 58 Prozent der Deutschen die Spannungen zwischen Russland und dem Westen als Bedrohung für ihre persönliche Sicherheit wahr. Und knapp zwei Drittel der Befragten äußerten im jüngsten ARD-DeutschlandTrend die Befürchtung, dass Russland weitere Länder in der EU angreifen könne. Weltweit gibt es immer mehr Konflikte und die Menschen sehnen sich nach Frieden – doch wie realistisch ist das? Und wie empfinden Menschen in Bayern die Situation aktuell?
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"Ihr werdet ein Leben ohne Krieg erleben"
"Ich mach' mir definitiv Sorgen", sagt Kaya Sommerfeld aus Nürnberg über die aktuellen Entwicklungen, auch, weil sie ein kleines Kind hat. Gisela Schönwetter aus Landsberg am Lech teilt diese Meinung. Sie sagt in einer Umfrage der Münchner Runde, sie könne sich noch erinnern, dass ihre Eltern gesagt hätten: "Mei habt’s ihr’s schön, ihr werdet ein Leben ohne Krieg erleben!" Doch diese Hoffnung scheint aktuell in weite Zukunft gerückt zu sein. Aktuell gibt es 59 bewaffnete Konflikte weltweit, das ist die höchste Anzahl seit Ende des Zweiten Weltkriegs.
Käßmann wünscht sich, dass mehr Kraft in den Waffenstillstand geht
Angesichts dieser Entwicklungen bedauert die Theologin Margot Käßmann, dass die Friedensbewegung, zu der sie sich selbst zugehörig fühlt, in Misskredit geraten sei. Man werde ständig an den Rand in Richtung AfD und BSW geschoben, sagt sie in der Münchner Runde im BR Fernsehen. Von beiden Parteien distanziert sie sich klar; sie erhofft sich Impulse aus der Politik: "Ich würde mir wünschen, dass mehr Kraft in einen Waffenstillstand geht."
"Ich hoffe, dass nächstes Jahr der Krieg zu Ende ist, in der Ukraine und in Syrien", sagt Ella Fengel in der Umfrage der Münchner Runde. Gerhard Zagelbaum ist sich sicher, dass es zu einer Trennung zwischen West- und Ostukraine kommen werde und fragt sich, ob "man dies nicht schon zu Kriegsbeginn hätte machen können". Eine Einschätzung, die er mit der friedensbewegten Theologin Käßmann zwar nicht teilt, allerdings sagt auch sie resigniert: "Waffenlieferungen seit fast drei Jahren haben ja auch nicht viel weitergebracht."
"Es war ein Fehler, zu sagen, der Ukraine-Konflikt sei schnell vorbei"
"Es war ein Fehler von vielen Ukraine-Unterstützern, den Ukrainern am Anfang des Krieges zu sagen, das geht ganz schnell vorbei", kritisiert Sicherheitsexperte Prof. Peter R. Neumann vom King’s College in London. Seiner Einschätzung nach sollte man sich auch keine Hoffnung auf eine baldige Friedenslösung machen. Die Sorgen der bayerischen Bevölkerung sind also nicht unberechtigt – Neumann sagt, er glaube, es laufe auf eine Situation hinaus, bei der der Konflikt "eingefroren" werde – vergleichbar mit der Situation in Nord- und Südkorea. Dies sei nicht positiv, aber eine "realpolitische Einschätzung" und auch der Wunsch des zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump.
Vorsichtiger Optimismus
Eine Einschätzung des Sicherheitsexperten könnte die Bürgerinnen und Bürger in Bayerns Fußgängerzonen jedoch zumindest ein wenig optimistischer stimmen: Neumann sagt, er glaube nicht, dass sofort ein neuer Konflikt in Europa bevorstehe, denn die russische Wirtschaft benötige eine Atempause: "Ich glaube, dass das Land ganz schön ächzt."
Auch den Fall Assads in Syrien wertet der Experte als Zeichen für Putins Schwäche. Der Fall sei ein Zeichen, dass Russland eventuell doch nicht die Weltmacht sei, die es zu sein vorgebe und es Russland nicht möglich sei, an drei Fronten gleichzeitig zu kämpfen. Auch wenn dies nicht sofort Frieden in dieser krisengeplagten Zeit bedeutet, so lässt es doch zumindest etwas Hoffnung schöpfen.
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