Rund 290 Einsatzkräfte der Polizei haben am Mittwochmorgen mehrere Wohnungen im Landkreis Neumarkt durchsucht. Hintergrund des Großeinsatzes waren laut Polizeipräsidium Oberpfalz Hinweise darauf, dass dort Anschläge auf das bundesweite Stromnetz vorbereitet wurden.
Der Plan: Stromversorgung in weiten Teilen Deutschlands kappen
Die Polizei sprach zunächst von möglichen Sabotagehandlungen an "kritischer Infrastruktur der Bundesrepublik Deutschland". Jetzt wurde bekannt, dass die Verdächtigen offenbar vorhatten, durch Anschläge auf Freileitungsmasten von großen Stromtrassen die Stromversorgung in großen Teilen der Bundesrepublik zu unterbrechen. Wie die Männer vorgehen wollte, dazu wollte die Polizei keine Einzelheiten bekannt geben. Sprengstoff etwa sei bei den Männern jedenfalls nicht gefunden worden, so ein Polizeisprecher.
Schusswaffen und Munition sichergestellt
Bei der großangelegten Durchsuchungsaktion von mehreren Wohnungen und Gebäuden im Landkreis Neumarkt stellten die Beamten - wie am Donnerstag bekannt wurde - etwa 70 Schusswaffen sicher, darunter 21 Kurzwaffen und 54 Langwaffen, zum Beispiel Gewehre aus dem Jagdbereich. Den Großteil der Waffen hätten die Männer legal besessen, für insgesamt 15 Waffen hätten derartige Berechtigungen nicht vorgelegen. Zusätzlich stellte die Polizei mehrere Zehntausend Schuss Munition sicher, dazu Laptops und Mobiltelefone, die nun ausgewertet werden sollen.
Gruppe handelte wohl auf eigene Faust
Verdächtigt werden sechs deutsche Männer im Alter zwischen 34 und 59 Jahren. Die Gruppe kannte sich bereits seit Längerem, so ein Polizeisprecher auf BR-Anfrage. Nach bisherigen Erkenntnissen handelten die Männer wohl auf eigene Faust. Hinweise darauf, dass sie Teil eines radikalen Netzwerks seien, gebe es bisher nicht. Zunächst war die Rede davon, dass es sich bei ihnen möglicherweise um sogenannte Prepper handelte.
Die Durchsuchungsaktion im Landkreis Neumarkt habe zur "polizeilichen Gefahrenabwehr" stattgefunden und wurde mit richterlichem Beschluss durchgeführt, hieß es weiter. Daran beteiligt waren auch Kräfte der Bereitschaftspolizei sowie Spezialeinheiten aus Baden-Württemberg und Bayern.
Innenminister lobt Polizeiarbeit
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bezeichnete die Aktion als vollen Erfolg. "Unseren Ermittlern ist ein empfindlicher Schlag gegen eine Gruppierung mit rücksichtslosen und verfassungsfeindlichen Absichten gelungen", erklärte Herrmann noch am Mittwoch in einer Mitteilung. Bei den geplanten Sabotageakten hätten es die Verdächtigen auf große Stromleitungen abgesehen, hieß es weiter.
Waren Verdächtige Reichsbürger?
Festnahmen gab es bisher nicht. Die Ermittlungen der Kripo dauern an. Unter anderem geht es um möglichen illegalen Waffenbesitz. Außerdem geht die Polizei Hinweisen nach, wonach die es sich bei den verdächtigen Männern um Angehörige der Reichsbürger-Szene handelt.
💡 Was sind Prepper?
Der Begriff "Prepper" wird aus dem Englischen abgeleitet und bedeutet soviel wie "to be prepared" (vorbereitet sein). Diese Szene stammt ursprünglich aus den USA. Prepper bereiten sich auf einen von ihnen erwarteten Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung vor. Sie bezweifeln, dass in solchen Fällen die staatliche Krisenvorsorge funktioniert. Prepper horten daher Vorräte, einige machen zudem Überlebenstrainings. Prepper sind keine homogene Gruppe. Teilweise entstammen sie dem rechtsradikalen Spektrum oder der sogenannten "Reichsbürger"-Bewegung. Manche dieser Prepper horten auch Waffenvorräte.
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