Niederbayerische Kliniken verzeichnen aktuell einen Anstieg bei Influenza-Erkrankungen, das ergab eine stichpunktartige Umfrage des BR. "Die Zahlen sind absolut ungewöhnlich hoch", sagte Dr. Klaus Kienle, Ärztlicher Direktor der Rottal-Inn Kliniken und bezieht sich auf die Standorte in Eggenfelden und Pfarrkirchen.
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Ansteckungsgefahr: Influenza-Patienten müssen isoliert werden
Für die Influenza-Patienten sei die Gastroenterologie, ein Teilbereich der inneren Medizin, zuständig. Dort seien in Eggenfelden momentan mehr als die Hälfte der stationären Patienten mit Influenza infiziert. Da Influenza-Patienten isoliert werden müssten, stünden weniger Betten zur Verfügung. Die Versorgung der Patienten sei außerdem aufwendiger und das Ansteckungsrisiko bei den Mitarbeitern sei erhöht. Man reagiere mit einem strikten Hygienekonzept.
Da durch die Betreuung der Influenza-Patienten die Kapazitäten der Ärzte und Pflegekräfte gebunden seien, gebe es Verzögerungen bei der Diagnostik, zum Beispiel bei Darm- oder Magenspiegelungen. In der Gastroenterologie würden Sprechstunden ausgedünnt oder verschoben. Auf andere Bereiche habe die hohe Zahl der Influenza-Patienten keine Auswirkungen. Kienle war es wichtig zu betonen, dass man den normalen Betrieb aufrechterhalten könne.
Straubing: "Dramatischer Anstieg" von Influenza-Patienten
Das Klinikum St. Elisabeth in Straubing hatte bereits vergangenen Freitag einen "dramatischen Anstieg" von Influenza-Patienten gemeldet. Nachdem sich die Zahl am Wochenende sogar noch leicht erhöhte, hat das Klinikum Anfang dieser Woche kurzfristige Maßnahmen ergriffen. Seit Montag sei es beispielsweise für Besucher und Mitarbeiter verpflichtend, einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. "Der Betrieb im Klinikum läuft dennoch stabil weiter", teilte eine Sprecherin mit. Die Infektionszahlen seien seit dem Wochenende nicht weiter gestiegen.
Jetzt schaue man im Klinikum auch noch genauer darauf, dass die Händedesinfektion mit Desinfektionsspendern besser genutzt werde. Außerdem habe das Klinikum die Anzahl der Besucher auf zwei Personen pro Patienten reduziert. Bei Anzeichen einer Grippe oder eines Atemweg-Infekts wird darum gebeten, einen Besuch in der Klinik zu verschieben.
Auch Influenza-Fälle in Passau, Zwiesel, Viechtach und Deggendorf
Das Klinikum Passau habe momentan ungefähr 50 Influenza-Patienten, teilte eine Sprecherin mit. Das seien zwar viele Patienten, aber dafür sei momentan die Zeit und solche Wellen gebe es immer wieder. Die aktuelle Zahl sei noch nicht extrem hoch, es habe auch schon Jahre mit 100 an Influenza erkrankten Patienten gegeben. Bei stabiler Personalsituation sei die Lage zu bewältigen. "Dennoch bedeutet die Influenza-Welle eine zusätzliche Belastung für das Klinikum, das im Moment ohnehin stark belegt ist", so die Sprecherin.
Laut einer Sprecherin der Aberland-Kliniken mit Standorten in Zwiesel und Viechtach steigt die Zahl der Influenza-Patienten zwar an, sei aber noch nicht ungewöhnlich hoch. "Alle Patienten mit Influenza werden laut den geltenden Hygienemaßnahmen isoliert", teilte die Sprecherin der Aberland-Kliniken weiter mit. Man empfehle neben grundsätzlichen Hygienemaßnahmen eine Grippe-Impfung im Herbst für Menschen über 65 Jahre oder Menschen mit Risikofaktoren.
Ein Sprecher des Donau-Isar-Klinikums Deggendorf bestätigt ebenfalls einen Anstieg, wobei vorwiegend ältere Patienten stationär aufgenommen würden.
Auch Regensburg meldet höhere Zahlen
Ähnlich ist die Situation in der Region Regensburg. Dr. Michael Pfeifer, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Pneumologie am Krankenhaus Barmherzige Brüder, bestätigt, dass die Erkrankungsrate erheblich ansteige. Die Inzidenz von Corona-Erkrankungen bleibe dagegen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Ein Sprecher des Uniklinikums Regensburg ergänzt: "Wir sehen einen deutlichen Anstieg von Patienten mit respiratorischen Infektionen seit Mitte November." Gemeint sind Atemwegserkrankungen.
Zuletzt mehr Influenza- als Covid-Erkrankungen
Zunächst sei die Zahl der Infektionen vor allem bei Covid-19 und RSV gestiegen. Derzeit sei die Influenza vorrangig. "Die Häufigkeit ist vergleichbar mit den Vorjahren", sagt der Sprecher. Man habe im Uniklinikum bereits zum 1. Oktober entsprechende Hygienevorkehrungen getroffen, die auch jetzt unverändert gelten würden.
Bei den Barmherzigen Brüdern Regensburg sei es für Personal, das unmittelbaren Kontakt mit Patienten habe, verpflichtend einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, erklärt Pfeifer. Auf Stationen mit mehr als zwei Covid-19- oder Influenza-Patienten sei das Tragen einer Maske auch für Besucher Pflicht.
Generell empfehle man aktuell allen Besuchenden von Krankenhäusern das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, um die Gefahr einer möglichen Infektion zu reduzieren.
"Fallzahlen normal" für die Jahreszeit
Der Leiter der Klinikhygiene am Klinikum Landshut, Dr. Peter Kaiser, stuft die Fallzahlen als normal ein. "Bei den stationären Aufnahmen ist ein Anstieg seit Januar zu beobachten", sagt Kaiser. Der Anstieg sei im Vergleich zu den Vorjahren etwas höher. Patienten würden gebeten, eine Maske zu tragen und "die während der Corona-Pandemie in der Öffentlichkeit empfohlenen Hygienemaßnahmen" einzuhalten. Dazu zähle zum Beispiel Abstand halten und in die Armbeuge zu niesen.
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