Nachdem ein 15-Jähriger aus dem Landkreis Regensburg nach dem Konsum von Hustensaft mit Limonade reanimiert werden musste, warnen Apotheker aus Niederbayern und der Oberpfalz vor einem fahrlässigen Umgang mit Medikamenten mit dem Wirkstoff Codein.
Heikler Hustensaft: Codein kann gefährlich werden
Wolfgang Bayer, Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands für Rottal-Inn und Mitinhaber der Rottal-Apotheke Eggenfelden, weist im BR-Interview darauf hin, dass Hustensäfte mit dem Inhaltsstoff Codein "heikel" in der Handhabung seien. Zum einen seien die Säfte sehr wirksam, da der Hustenreiz gestillt wird und eine Schmerzlinderung eintritt, zum anderen könne eine falsche oder zu hohe Dosierung von Säften mit Codein aber sehr gefährlich werden.
Generell seien alle Codein-Präparate verschreibungs- und apothekenpflichtig. Aktuell würden in den Apotheken viele Rezepte für Hustensäfte mit Codein eingereicht, da viele Menschen in Bayern an Atemwegsinfekten erkrankt sind.
Das sagt ein Apotheker zu dodeinhaltigen Arzneimitteln
Apotheker Peter Dorfner aus Neumarkt in der Oberpfalz bestätigt dies und ergänzt: Das Codein wirke dämpfend auf das Hustenzentrum, aber parallel eben auch auf die Atmung. "Das ist normalerweise kein Problem, wenn ich mich an die vorgeschriebene Dosierung halte. Aber es kann natürlich ein Problem in verschiedenen Kombinationen sein." Werden noch andere Medikamente oder Stoffe mit dem Hustensaft gemischt, kann es zu gefährlichen Wirkungen kommen, so Dorfner.
Der Wirkstoff Codein gehört zu der Liste der unverzichtbaren Arzneimittel. Mit der aktuellen Regelung ist Dorfer zufrieden. Eine zusätzliche Regulierung sei aus seiner Sicht kontraproduktiv, weil der Wirkstoff dann im Bereich der Betäubungsmittel liege und als Hustenmittel nicht mehr verordnet werden könne.
Gefälschte Codein-Rezepte im Umlauf
Allerdings sei aktuell ein bedenklicher Trend erkennbar, so der Apotheker aus Neumarkt: "Was tatsächlich passiert, und zwar häufig, ist, dass wir gefälschte Rezepte bekommen. Wir haben gerade im letzten Vierteljahr sehr, sehr oft auch bei uns die Polizei geholt und solche Fälle zur Anzeige gebracht." Laut Dorfner handelt sich bei knapp der Hälfte der gefälschten Rezepte um Suchtersatzmittel, worunter auch Codein fällt.
Beide Apotheker aus Niederbayern und der Oberpfalz weisen darauf hin, dass im Haushalt sämtliche Medikamente sicher und für Kinder und Jugendliche unzugänglich aufbewahrt werden müssen.
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