Zuchtstier im Kuhstall
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Ein Zuchtstier im Kuhstall

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Arbeitsplatz Stall: Warum Stiere besonders gefährlich sind

Arbeitsplatz Stall: Warum Stiere besonders gefährlich sind

1.348 meldepflichtige Unfälle mit Rindern gab es 2022 in Bayern, davon vier tödliche. Zwar sinkt die Zahl der Unfälle von Jahr zu Jahr, dennoch ist ein Stall ein gefährlicher Arbeitsplatz. Besonders riskant ist der Umgang mit Bullen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

"Landwirt von Stier schwer verletzt und von Enkel gerettet" - Meldungen wie diese aus dem oberbayerischen Landkreis Peiting sind keine Seltenheit. Aber sind Rinder nicht eigentlich gutmütige Tiere? Nicht alle und nicht in jeder Situation. Im März dieses Jahres tötete ein Bulle einen Landwirt auf einem Bauernhof bei Erlangen. Im Oktober letzten Jahres schlug im Landkreis Tirschenreuth eine Kuh im Melkstand der Bäuerin mit dem Bein aufs Brustbein. Der Vorgang wiederholte sich ein paar Tage später, als der Ehemann die Kuh molk. Deshalb steht in den gesetzlichen Unfallverhütungsvorschriften: "Bösartige Tiere müssen aus dem Bestand entfernt werden."

Bullen sind gefährlicher als Kühe

Rinder sehen friedfertig aus, dennoch ist die Arbeit im Stall nicht ungefährlich. Zwar werden Kühe heute in der Regel künstlich besamt, trotzdem gibt es in immer mehr Betrieben zusätzlich noch einen Deckbullen, der im Stall mit den Kühen mitläuft. Zum einen zur Brunsterkennung, um am Verhalten des Bullen zu sehen, wann eine Kuh brünstig ist und besamt werden kann. Zum zweiten, um Kühe zu decken, die durch künstliche Besamung nicht trächtig werden.

Um die Unfallgefahr zu minimieren, haben manche Landwirte im Stall eine sogenannte Bullenbox gebaut, aus stabilen Stangen aus Metall, in der der sogenannte Natursprung, also die natürliche Art der Begattung bei Nutztieren, gefahrlos erfolgen kann. Die brünstige Kuh wird zum Stier geführt und nicht wie früher umgekehrt.

Bulle oder Bauer: Wer ist der Ranghöhere?

Seit 2021 ist diese Bullenbox gesetzlich vorgeschrieben, um die Unfallgefahr im Stall zu verringern. Allerdings mit einer Übergangsfrist von drei Jahren. Erst ab 2024 ist sie laut Unfallverhütungsvorschriften also wirklich in jedem Kuhstall Pflicht.

Doch warum sind Bullen gefährlicher als Kühe? Zum einen sind sie größer, schwerer und aggressiver. Den zweiten Grund erklärt Fritz Allinger von der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung (Berufsgenossenschaft): "Ein Stier hat aus Sicht des Tieres nur zwei Aufgaben: Kühe zu beglücken und Rivalen zu bekämpfen. Der Landwirt wird meist als der Ranghöhere akzeptiert, aber wenn er im Stall Arbeiten verrichtet, bei denen er den Kopf unten hat, ist er der Rangniedrigere und wird angegriffen."

Mehr Unfälle im Laufstall?

Früher waren die Kühe im Stall angebunden, in modernen Ställen laufen sie frei herum - zum Fressen, zum Melkstand, zum Melkroboter oder in einen Auslauf ins Freie. "Theoretisch gibt es in Betrieben mit Laufstall nicht mehr Unfälle als bei Anbindehaltung", sagt Fritz Allinger. Fragt man allerdings Landwirte, heißt es, mit freilaufenden Tieren gebe es durchaus mehr brenzlige Situationen als mit angebundenen.

Bei der Datenauswertung der gemeldeten Unfälle in Bayern jedenfalls zeigt sich: Sehr viele Unfälle passieren beim Melken. In Laufställen gibt es mehr Verletzungen vom Gürtel aufwärts, im Anbindestall vom Gürtel abwärts. Die Erklärung: Im Laufstall stehen die Kühe in einem Melkstand, der Landwirt ist in einer Grube, damit das Euter auf optimaler Arbeitshöhe ist. Schlägt die Kuh mit den Beinen aus, trifft sie den Melker am Oberkörper. Im Anbindestall bewegt man sich zwischen den Kühen, schlägt eine Kuh aus, trifft sie den Bauer oder die Bäuerin meist am Rumpf.

Grundsätzlich gilt: In Laufställen darf man sich erst im Alter ab 18 Jahren aufhalten, unter Aufsicht ab 15 Jahren.

Gefährliche Situation: Rinder verladen

Zu den gefährlichsten Situationen gehört das Treiben und das Verladen von Rindern in einen Viehtransporter. Im Anbindestall ist jede Kuh sozusagen ein Einzeltier, im Laufstall fühlen sich die Tiere als Teil der Herde. Beim Verladen in einen Transporter werden die Tiere oft panisch und wollen unbedingt zur Herde zurück.

Deshalb gilt nicht nur bei Verladen, sondern überall im Stall: keine hektischen Bewegungen und ein ruhiger Umgang mit den Tieren.

Trotz rückläufiger Zahlen: Meiste Unfälle in Bayern

4.338 Unfälle in der Rinderhaltung wurden 2022 deutschlandweit gemeldet, neun davon tödlich. 2021 waren es noch knapp 4.800 gemeldete Unfälle und 2017 sogar fast 7.400 Unfälle. Der Grund für den kontinuierlichen Rückgang ist einfach zu erklären: Es gibt immer weniger Milchviehbetriebe in Deutschland. Bayern führt diese Statistik an, was daran liegt, dass es im Freistaat die meisten Rinder in Deutschland gibt.

Wichtig ist, sagt Fritz Allinger von der Berufsgenossenschaft: "Die persönliche Bindung zwischen Mensch und Tier darf nicht verloren gehen. Deshalb sollten Landwirte, die einen Melkroboter haben, trotzdem regelmäßig im Stall sein, damit sie den Tieren vertraut sind."

  • Zum Artikel: Trotz sinkender Bestände - Die meisten Kühe leben im Ostallgäu

Im Video: Arbeitsplatz Bauernhof: Unfälle im Kuhstall - Unterschätzte Gefahr?

Landwirtin Elisabeth Herz
Bildrechte: BR
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Obwohl Rinder als friedfertig gelten, kann es mit den großen Tieren, vor allem mit Bullen, immer wieder zu gefährlichen Situationen kommen.

Linktipp: Die Landwirtschaftliche Sozialversicherung unterstützt Landwirtinnen und Landwirte bei der Gestaltung von sicheren und gesunden Arbeitsbedingungen in der Rinderhaltung.

Mehr dazu auf der Internetseite svlfg.de/landwirtschaft

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