Sha Mahmood Noor Zahi trainiert Sprints im Sachs Stadion Schweinfurt
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Asylbewerber trainiert in Schweinfurt für Olympische Spiele

Asylbewerber trainiert in Schweinfurt für Olympische Spiele

Sha Mahmood Noor Zahi trat bei Olympia in Paris an. Jetzt ist er Asylbewerber in Deutschland. Er trainiert für seinen Traum, erneut an den Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen, in Schweinfurt weiter – auf eigene Faust.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Sha Mahmood Noor Zahi rackert für seinen Traum. Deshalb ist der 33-jährige Afghane fast jeden Tag in einem Fitnessstudio in Schweinfurt. Mit dabei: sein 20 Jahre alter Freund und Dolmetscher Nasir Mohammadi. In Deutschland will sich Sha Mahmood Noor Zahi als 100-Meter-Sprinter unbedingt verbessern. Darum hofft er in Deutschland einen Leistungssport-Trainer zu finden. "So Gott will, werde ich dann wieder bei den nächsten Olympischen Spielen in Los Angeles dabei sein und als Sprinter ins Finale kommen", sagt er in seiner Sprache Farsi. Er spricht kein Deutsch – kann nur ein wenig Englisch.

Trug die afghanische Flagge bei den Olympischen Spielen

Der 33-Jährige betont, nicht für das radikalislamische Taliban-Regime antreten zu wollen, sondern für sein Heimatland Afghanistan. Sha Mahmood Noor Zahi war schon zweimal für sein Heimatland bei den Olympischen Spielen dabei: Vor drei Jahren in Tokyo und diesen Sommer in Paris. Ins jeweilige Finale schaffte es der Sprinter bisher nicht. Aber er hat bei der Eröffnungsfeier in Paris die afghanische Flagge geschwungen. "Ich war sehr stolz, dass ich die afghanische Flagge tragen durfte – stellvertretend für 43 Millionen Landsleute", erklärt er.

Als die Taliban die Macht übernahmen, floh er in den Iran – trainierte dort weiter. Nach den Olympischen Spielen in Paris sei er mit einem Schengen-Visum nach Deutschland gereist, erzählt Sha Mahmood Noor Zhai. Derzeit ist er in einer Ankereinrichtung, einer Aufnahmestelle für Asylbewerber und Geflüchtete, bei Schweinfurt untergebracht. Alle Sportler seines afghanischen Olympiateams würden wegen der Taliban im Ausland leben, sagt er.

Trainiert im Sachs-Stadion in Schweinfurt Sprints

Dreimal in der Woche trainiert der Sprinter im Sachs-Stadion in Schweinfurt auf der Leichtathletikanlage. Die 100-Meter läuft Sha Mahmood Noor Zahi bei den heutigen winterlichen Temperaturen in 13,06 Sekunden. Zum Vergleich: Deutsche Spitzensportler laufen bei optimalen Bedingungen knapp über 10 Sekunden.

Wenn er bei diesem kalten Wetter mit 100 Prozent Leistung laufen würde, wäre die Verletzungsgefahr sehr hoch. Deshalb dürfe er nur 70 bis maximal 80 Prozent seiner Leistung abrufen. In Paris schaffte er die Distanz in 10,64 Sekunden – und brach damit den afghanischen Landesrekord.

Mit 33 Jahren zu alt für Leistungssport?

Seit kurzem trainiert Sha Mahmood Noor Zahi mit der Jugend-Leichtathletik-Gruppe des 1. FC Schweinfurt 05 in der Georg Wichtermann Sporthalle in Schweinfurt. Einer der ehrenamtlichen Trainer ist Roland Wolf. Er nahm als Sprinter und Staffelläufer schon an mehreren Seniorenweltmeisterschaften teil. Roland Wolf ist der Meinung: "Sha Mahmood bewegt sich für sein Alter eigentlich recht gut – sieht ordentlich beim Sprint aus." Aber kadermäßig oder professionell sehe er für den 33-Jährigen "keine Chance". Dazu sei der Afghane einfach zu alt.

Der Sprinter lässt sich davon nicht entmutigen. "Das Alter ist nur eine Zahl", entgegnet Sha Mahmood Noor Zhai. Mit den wenigen Möglichkeiten, die er in Afghanistan und im Iran hatte, habe er trotzdem den nationalen Sprint-Rekord brechen können. "Ich werde meinen Weg finden, dass ich in Los Angeles antreten kann", ergänzt er selbstbewusst. Vielleicht wird er tatsächlich einen Leistungssport-Trainer finden und dann in vier Jahren wieder die afghanische Flagge bei den Olympischen Spielen tragen.

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