Lastwagen stehen auf einem Rastplatz (Archiv- und Symbolbild)
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Wegen Lkw-Fahrer-Mangel: Lieferengpässe zu Weihnachten?

Wegen Lkw-Fahrer-Mangel: Lieferengpässe zu Weihnachten?

Der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen warnt mit Blick auf Weihnachten vor verspäteten Lieferungen. Grund sei ein zunehmender Lkw-Fahrer-Mangel. Eine große Hürde bei der Suche nach neuen Kräften: die Bürokratie.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Erst Black Friday und dann die vorweihnachtliche Einkaufstour: Auf Deutschlands Straßen sind zahlreiche Laster unterwegs, um Waren von A nach B zu bringen. Doch auch wenn das Geschäft im wahrsten Sinne des Wortes brummt, machen sich die Spediteure Sorgen um die Zukunft.

Beruf als Lkw-Fahrer für junge Generation nicht attraktiv

Viele Speditionen müssten mittlerweile Teile ihrer Lkw-Flotte auf dem Hof stehen lassen, weil sie nicht genügend Fahrer haben, berichtet Stephan Doppelhammer, Geschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT).

Der Mangel verschärfe sich jedes Jahr: Etwa 30.000 Fahrer scheiden pro Jahr altersbedingt aus, nur 15.000 junge Menschen steigen in den Job ein, so der Verband. Der Beruf mit tagelangen Reisen und Übernachtungen an oft überfüllten Raststätten wirke auf die junge Generation nicht attraktiv.

Bürokratie erschwert Anwerbung von Arbeitskräften

Erschwert wird die Suche nach neuen Fahrern durch bürokratische Hürden in Deutschland. Weil Fahrer aus osteuropäischen Ländern wie Polen, Tschechien oder Rumänien mittlerweile in ihrer Heimat gute Berufsmöglichkeiten hätten, sei es schwer, diese noch anzuwerben, erzählt etwa der Bamberger Spediteur Frank Herbst.

Er sei deshalb vor allem auf Fahrer aus Drittstaaten, also Nicht-EU-Ländern, angewiesen. Doch deutsche Vorschriften verhinderten meist ihren Einsatz. 40 Fahrer aus der Türkei hätten bei ihm Arbeitsverträge unterschrieben. "Alle haben sich in Ankara in der Botschaft eingefunden, haben im Großraum Oberfranken Familie, haben Wohnungen", sagt Herbst. "Es wäre denkbar einfach, aber die Führerscheine werden hier von den Behörden nicht anerkannt. Wir haben also Arbeitsverträge, die wir nicht gültig werden lassen können, nur weil Bürokratie zwischen uns steht."

Was Herbst besonders ärgert: Fahren genau diese Menschen aus Drittstaaten wie der Türkei oder der Ukraine im Auftrag von Speditionen aus anderen EU-Staaten, dürfen sie ihre Brummis problemlos durch die Bundesrepublik steuern. Nicht aber als Angestellte deutscher Arbeitgeber. Und sollten diese Fahrer die notwendige Prüfung zur "Beschleunigten Grundqualifikation" ablegen wollen, ist das in Deutschland – anders als in anderen EU-Ländern – nicht auf Englisch oder in der Heimatsprache der Fahrer möglich, sondern nur auf Deutsch. Das sei für die meisten Anwärter unrealistisch.

Verkehrsministerium will teilweise nachbessern

Auf BR-Anfrage teilt das Bundesverkehrsministerium schriftlich mit: "In einem aktuellen Rechtsetzungsvorhaben […] soll die Prüfung zur Erlangung der beschleunigten Grundqualifikation in mehreren Fremdsprachen abgelegt werden können. Hierzu zählen: Englisch, Hocharabisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Türkisch und Ukrainisch. Die Verordnung befindet sich im parlamentarischen Verfahren. Sie bedarf der Zustimmung des Bundesrates."

Auch die Anerkennung ukrainischer Führerscheine sei geplant. Für Fahrer aus anderen Drittstaaten scheint die Lage aber komplizierter. Das Bundesverkehrsministerium schreibt: "Vor allem müssen das Ausbildungs- und Prüfungsniveau sowie die Verkehrsverhältnisse des Staates mit denen in Deutschland vergleichbar sein. […] Der Drittstaat muss unter denselben Voraussetzungen auch deutsche Fahrerlaubnisse ohne erneute Prüfung umschreiben. Eine Interessensbekundung an der Umschreibung von türkischen Führerscheinen liegt derzeit nicht vor."

Wie kann der Kraftfahrer-Beruf attraktiver gemacht werden?

Keine gute Nachricht für Frank Herbst und seine 40 potenziellen Mitarbeiter aus der Türkei. Aber er fordert auch Verbesserungen an anderer Stelle: Vor allem große Verlader wie Discounter oder Handelsketten sollten seiner Meinung nach dazu verpflichtet werden, gute Sanitäranlagen samt Duschen für die Fahrer zur Verfügung zu stellen, um den Kraftfahrer-Beruf etwas attraktiver zu machen.

Das Bundesverkehrsministerium sieht sich hier nicht in der Pflicht: "Die Ausstattung der Laderampen mit Sanitäranlagen ist grundsätzlich Aufgabe der privatwirtschaftlich agierenden Akteure. Auf Bitte der Verbände moderiert das BMDV einen Arbeitskreis, bei dem die wichtigsten Verbände des Straßengüterverkehrs, der Industrie, des Handels und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft jährlich zusammenkommen, um gemeinsam Lösungsmöglichkeiten für optimierte Abläufe und bessere Arbeitsbedingungen an Rampen zu entwickeln", so das Ministerium.

Verschärfung der Lieferengpässe um Weihnachten zu befürchten

Der Lkw-Fahrer-Mangel dürfte also zunächst ein großes Problem der Spediteure bleiben. Manche Speditionen bringe er in Existenznöte, so LBT-Chef Doppelhammer. Wenn die Politik nicht endlich reagiere, um den Fahrermangel zu lindern, seien als Folge Lieferengpässe zu befürchten – gerade in stressigen Zeiten, wie etwa jetzt um Weihnachten herum.

Damit also die Geschenke rechtzeitig unter dem Christbaum liegen, rät er, deutlich früher zu bestellen als gewohnt.

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