Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 markiert einen der dunkelsten Momente der deutschen Geschichte. In der Reichspogromnacht brannten Synagogen, jüdische Geschäfte wurden zerstört, tausende Jüdinnen und Juden verhaftet, misshandelt oder getötet. Dieses schreckliche Ereignis mahnt bis heute zur Erinnerung und zum Engagement gegen das Vergessen.
Im vergangenen Schuljahr entwickelten Schülerinnen und Schüler des Riemenschneider Gymnasiums in Würzburg ein passendes Projekt: einen Audiowalk, der zu einigen Stolpersteinen rund um die Schule führt und die dahinterstehenden persönlichen Schicksale aufgreift.
Erinnern und Nachdenken
Der Audiowalk mit dem Namen "Hören. Stolpern. Erinnern." soll nicht nur an die Vergangenheit erinnern, sondern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch zum Nachdenken anregen. Auf dem Rundgang erzählen Audios bewegende und oft tragische Geschichten zu den Stolpersteinen und stellen Fragen wie "Kennst du jemanden, der homosexuell ist?" oder "Kennst du jemanden, der körperlich beeinträchtigt ist?". Diese Fragen sollen den Zuhörenden verdeutlichen, welche Menschen aus ihrem Freundes- und Familienkreis damals Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt gewesen wären.
Ein Projekt, das fordert
Das Projekt verlangte den Schülerinnen und Schülern viel ab. Die Texte, die Musikauswahl und die technische Umsetzung – all das lag in ihren Händen. "Das Aufwändigste war definitiv, das alles zeitlich anzupassen. Jedes Mal, wenn wir den Weg neu abgelaufen sind, haben wir gemerkt: Da fängt der Text zu früh an oder da ist ein Sprechfehler drin", erzählt die 17-jährige Thea. Die Audiodateien mussten deshalb immer wieder angepasst und neu aufgenommen werden.
Ein Projekt, das bewegt
Die Seminarleiterin Theresa Salfner-Funke unterstützte die Schülerinnen und Schüler bei jedem Schritt des Projekts: "Ich glaube, dass die intensive Auseinandersetzung mit den Einzelschicksalen der Personen, die umgekommen sind, die Schüler doch sehr gepackt, emotional erfasst und durchaus eine Sensibilität geschaffen hat." Eine Schülerin hat den Walk sogar bereits mit ihrer Großmutter durchgeführt und berichtet, dass Stolpersteine für sie seit der Teilnahme am Seminar eine tiefere Bedeutung haben.
Großes Interesse am Audiowalk
Der Audiowalk ist bereits bei mehreren Klassen und Schulen auf großes Interesse gestoßen und hat sogar den unterfränkischen P-Seminar Preis gewonnen. Er kann durch das Scannen eines QR-Codes an der Eingangstür des Gymnasiums jederzeit abgerufen werden. Ein Projekt, das Geschichte lebendig macht und gerade heute, wo antisemitische Vorfälle weltweit wieder zunehmen, besondere Relevanz hat.
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