Die 37-Jährige war am vergangenen Samstag alleine von Phalasarna im Nordwesten von Kreta zu einer Klettertour Richtung Balos Beach aufgebrochen. Sie habe gewusst, dass es sich um eine schwere Route entlang einer steilen Bergkette handelt, bei der Schwindelfreiheit und Trittsicherheit erforderlich seien, erklärt sie im Gespräch mit BR24.
Die Münchnerin ist im oberbayerischen Miesbach aufgewachsen und bezeichnet sich selbst als sehr gute und erfahrene Kletterin. Nachdem es hieß, die Route sei ohne Sicherungen begehbar, habe sie sich die fünfstündige Tour deshalb zugetraut.
Geröllfeld wird für Münchnerin zum lebensgefährlichen Problem
Beim Queren der Steilwand sei sie unerwartet auf ein Geröllfeld gestoßen, der Untergrund sei immer lockerer geworden. Schließlich habe sie einen Punkt erreicht, an dem es kein Vor, aber auch kein Zurück mehr gab, so die 37-Jährige. Am Ende ihrer Kräfte sei sie nicht gewesen, aber: "Ich wusste, ich kann da nicht mehr weg." Unter ihr mehrere Hundert Meter stark abschüssiges, felsiges Gelände bis zum Meer.
In ihrer Not alarmierte die 37-Jährige griechische Rettungskräfte und erklärte ihre lebensgefährliche Lage. Die Verständigung sei nicht das Problem gewesen, sie habe ihre Situation gut auf Englisch schildern können und sei auch verstanden worden. Dennoch habe sie den Eindruck gehabt, dass die Verantwortlichen überfordert und unsicher waren, wie sie vorgehen sollten.
Freund zu Hause wandte sich an Münchner Feuerwehr
Deshalb rief die 37-Jährige ihren daheimgebliebenen Freund in München an. Er war es, der sich hilfesuchend an die Münchner Feuerwehr wandte. Die Einsatzzentrale konnte über das Auswärtige Amt in Berlin einen direkten Kontakt zwischen einem Mitarbeiter der griechischen Botschaft in Athen und der 37-Jährigen herstellen. Dieser habe im Hintergrund die weitere Organisation der Rettungsaktion übernommen und bis zum glücklichen Ende ständig Kontakt mit ihr gehalten.
"Ich hing wirklich im Fels und schwebte mehrere Stunden in Lebensgefahr", beschreibt die Kletterin ihre Situation. Hinsetzen sei nicht möglich gewesen, sie habe sich mehrere Stunden mit Händen und Füßen halten müssen. Zudem habe sie nicht gewusst, ob und wann sie gerettet werden könne. Eine absolut traumatische Erfahrung sei das gewesen, beschreibt die 37-Jährige im Rückblick ihre Gefühlslage.
Nach Stunden in Lebensgefahr Rettung um Mitternacht
Dank ihrer durchgegebenen Standortkoordinaten konnte schließlich eine Drohne die Münchnerin im Steilhang ausfindig machen. Fünf hochprofessionelle Bergretter machten sich mit Stirnlampen im Dunkeln auf den Weg. Sie habe sie von oben sehen können, so die 37-Jährige, dennoch habe es Stunden gebraucht, bis sie endlich bei ihr waren. Um Mitternacht gelang es der Truppe, sie abgesichert mit Seilen auf die zehn Meter über ihr gelegene Felskante zu retten. Von dort aus dauerte der Abstieg über anspruchsvolles Gelände noch einmal eineinhalb Stunden.
Die Retter erklärten der 37-Jährigen, dass die Route mit Kletterabschnitten früher in fünf Stunden zu bewältigen war, aber schon lange nicht mehr aktiv begehbar sei. Entsprechende Hinweise oder Warnschilder habe es allerdings keine gegeben, so die Münchnerin.
Größte Dankbarkeit gegenüber allen Helfern
"Allen Beteiligten gilt meine größte Dankbarkeit!", betont die 37-Jährige aus Kreta. "Ich habe mich bei allen vor Ort für die immensen Umstände und diesen riskanten wie auch für alle Beteiligten kräftezehrenden Rettungseinsatz entschuldigt."
Dieser Artikel ist erstmals am 29. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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