Im ersten Harry-Potter-Film gibt es eine Szene, in der Tausende von Briefen durch den Türschlitz der Familie Dursley flattern, bei der Harry unter der Treppe wohnen muss. Zwei dieser Briefe sind jetzt bis nach Rosenheim geflattert und in der aktuellen Ausstellung "Heldinnen und Helden" im Lokschuppen Rosenheim zu sehen.
Dem Heldendasein auf der Spur
Die Rosenheimer Heldenreise geht durch alle Zeiten und beleuchtet alle Schwerpunkte des Heldendaseins. Dabei gehen die Macher nicht chronologisch oder nach Genres vor. Man habe sich getraut, etwas anderes, etwas ganz anderes zu machen, sagt Kuratorin Andrea Erkenbrecher lachend. "Wir gehen einem Phänomen nach!" Was macht eine Heldin oder einen Helden aus? Ist man Held auf Ewigkeit? Was braucht man für ein Heldendasein? Was macht einen zum Antihelden? All diesen Fragen spürt die Rosenheimer Ausstellung nach.
Rund 160 Heldinnen und Helden werden thematisiert, wobei viel mehr Männer Helden geworden sind als Frauen Heldinnen. Denn man müsse der Tatsache ins Auge sehen: Bis heute gebe es einen männlichen Überhang bei den Helden, so Kuratorin Erkenbrecher mit Blick auf die vergangenen Jahrhunderte.
Mit einem Avatar durch den Lokschuppen
Gleich am Eingang besteht die Möglichkeit, sich einen Avatar auf seinem Handy einzurichten. Man gibt der Figur einen Namen, entscheidet, ob Frau oder Mann und wie viele Muskeln der Avatar mit sich herumschleppen soll. Jeder kann mit seinem eigenen Avatar auf Entdeckungsreise gehen. Spieldauer 90 Minuten. Kleiner Spoiler: Ein stinkiger alter Hund taucht ebenfalls auf der Bildfläche auf.
Für die dazugehörigen Audios hat der Lokschuppen tolle Sprecherinnen und Sprecher ausgewählt. Und auch KI ist in dieser Ausstellung präsent. Im Obergeschoss ist ein 30 Meter langes Bild zu sehen, das Julian van Dieken mit Künstlicher Intelligenz geschaffen hat. Ein ziemlich beeindruckendes, wenn auch leicht gruseliges Ergebnis.
350 Exponate – mehr als die Hälfte Originale
"Lauf Forrest, lauf!", denkt man sich, wenn man vor der Vitrine mit Kleidung steht, die "Forrest Gump" im gleichnamigen Film getragen hat. 350 Exponate sind ausgestellt, darunter 190 Originale – unter anderem ein Offiziersrock des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Masken für Kriegsversehrte, ein Laborgerät von Marie Curie, der Spielerpass von Fritz Walter oder eine Jeanne-d'Arc-Statuette aus Orléans aus dem Jahre 1878.
Ein Höhepunkt dürfte für viele das "Batmobil" sein. Das Gefährt kam sehr knapp in die Ausstellung, denn das Automobil wurde aus Amerika importiert und musste einmal dort und dann auch hier durch den Zoll. Bei dem "Batmobil" handelt es sich um einen Nachbau aus einem "Batman"-Film von Tim Burton. Andere Besucherinnen und Besuchern sind sicher hingerissen von Steffi Grafs Turnschuhen oder von den Boxhandschuhen Muhammad Alis.
Der Lokschuppen, der 2,4 Millionen Euro in die Schau investiert hat, erwartet rund 145.000 Besucher.
Heldinnen und Helden sind überall
Helden und Heroes begegnen wir überall - im Supermarkt, in der Werbung, beim Spielzeug und im Film. Die Alltagshelden werden dagegen oft vergessen. Kuratorin Erkenbrecher möchte festhalten, dass es Helden nicht einfach gibt und niemand als Held geboren wird. "Helden werden gemacht", sagt sie. Wenn niemand da sei, der einen Menschen als Held betitele und wer keine Anhängerschaft findet, der oder die werde dann auch nicht zu einem Helden oder zu einer Heldin. Und deswegen sei auch das Publikum so unglaublich wichtig, wirft die Kuratorin ein. Heldendasein, das sei etwas, was vom Menschen gemacht wird.
Die Ausstellung "Heldinnen und Helden" ist bis zum 15. Dezember 2024 im Ausstellungszentrum Lokschuppen in Rosenheim zu sehen.
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