Die hochfliegenden Pläne für ein Flugtaxi will Airbus Helicopters vorerst auf Eis legen. Zum Jahresende soll die Entwicklung des elektrisch betriebenen und autonom fliegenden Fluggeräts "vorerst pausiert" werden - so heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme von Airbus. Wie lang diese "Pause" dauern soll, teilte das Unternehmen darin nicht mit. Von einem generellen Aus für das Projekt "CityAirbus" ist zunächst nicht die Rede.
Batterie noch nicht leistungsfähig genug?
Im Rahmen der laufenden Bewertung der Unternehmensstrategie habe man beschlossen, den Start eines UAM-Programms zu verschieben, heißt es von Airbus. UAM steht für "Urban Air Mobility". Damit ist in der Regel das elektrische, autonome Fliegen gemeint. Umgangssprachlich werden die Fluggeräte oft als Flugtaxis bezeichnet. Aus Unternehmenskreisen hat der BR erfahren, dass der Projekt-Stopp vor allem an der nach wie vor zu schwachen Leistung von Batterien liegt. Die Technik habe sich nicht so weiterentwickelt, wie erwartet. Man benötige eine bestimmte Leistung, um die Mission zu erfüllen, 100 Kilometer mit vier Passagieren zu fliegen. Da brauche es noch Fortschritte, so Bruno Even, der Hauptgeschäftsführer von Airbus Helicopters in einem Pressegespräch. "Wir sehen nicht, dass diese technologische Reife in der nahen Zukunft erreicht wird."
Airbus hat dreistelligen Millionenbetrag investiert
Airbus hatte gegenüber dem BR immer wieder von einem "signifikanten dreistelligen Millionenbetrag" gesprochen, der in die Entwicklung des elektrischen Fliegens investiert werde. Erst vor knapp einem Jahr ist auf dem Werksgelände in Donauwörth für knapp zehn Millionen Euro eine neue Halle extra für die Entwicklung des "CityAirbus NextGen" eingeweiht worden. Airbus relativiert in seiner Stellungnahme aber auch die hohen Kosten für das elektrische Fliegen: Die Entwicklungen hätten zu einem besseren Verständnis von Technologien geführt, die auch für andere Airbus-Produkte relevant seien, heißt es in der Mitteilung.
Auswirkungen auf Mitarbeiter noch unbekannt
Ob durch den Stopp des Projekts zum Ende des Jahres auch Jobs wegfallen, teilte Airbus nicht mit. In der Vergangenheit hieß es jedoch oft, dass die Ingenieure meist nicht ausschließlich am Flugtaxi arbeiten, sondern auch in anderen Unternehmensbereichen eingesetzt werden. Außerdem läuft das Geschäft mit den klassischen Hubschraubern derzeit sehr gut für Airbus.
Weltweiter Wettlauf um das erste marktreife Flugtaxi
Die Entwicklung eines ersten marktreifen Flugtaxis ist ein weltweiter Technologie-Wettlauf - in dem Airbus nie ganz vorne mit dabei war. So sah es jedenfalls Luftfahrtexperte Prof. Florian Holzapfel von der TU München in einer früheren Einschätzung gegenüber dem BR. Tatsächlich sind andere Unternehmen mit ihren Prototypen schon zu Testflügen vor der Skyline Manhattans in New York oder über bebautes Gebiet in Asien geflogen. Bei Airbus ist der neue "CityAirbus NextGen" im vergangenen Jahr auf dem Werksgelände in Donauwörth überhaupt zum ersten Mal abgehoben. Mit vorherigen Flugtaxi-Versionen gab es aber schon längere Testflüge.
Viel Polit-Prominenz bei Airbus-Terminen
Trotzdem gehören die Flugtaxi-Entwicklungen von Airbus hierzulande aber wohl zu den bekanntesten Fluggeräten. Vor allem, weil Airbus viele Entwicklungsschritte groß gefeiert hat: So zum Beispiel den "CityAirbus NextGen" bevor dieser überhaupt das erste Mal geflogen ist. Zu den Terminen kam oft viel Polit-Prominenz, von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bis zur Grünen-Vorsitzenden Eva Lettenbauer. Airbus hat für die Flugtaxi-Entwicklung auch Fördergelder vom Bund und vom Freistaat bekommen. Wie viel, das gibt Airbus nicht an. Alle öffentlichen Förderprojekte würden jedoch abgeschlossen. Das daraus gewonnene Know-How käme auch den anderen Airbus-Produkten zugute.
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