Der "eResCopter" ähnelt einer Drohne mit Flügeln für einen energiesparenden Vorwärtsflug.
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Der "eResCopter" bei der ersten öffentlichen Präsentation im Juli 2024.

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Patienten-Flugtaxi soll ab 2030 im Unterallgäu fliegen

Patienten-Flugtaxi soll ab 2030 im Unterallgäu fliegen

Er soll eine Lücke zwischen Krankenwagen und Rettungshubschrauber schließen: Der "eResCopter", eine elektrische Rettungsdrohne zum Patiententransport in der Luft. Jetzt wird der Zeitplan konkreter: Erste Patienten sollen ab 2030 abheben.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Ein typischer Einsatz könnte so aussehen: Ein Notfallpatient wird in ein Krankenhaus gebracht, dort stellen die Ärzte fest, es ist eine spezielle Herz-OP nötig. Doch dafür muss der Patient in eine Spezialklinik. Den Transport könnte in einigen Jahren dann ein neuartiges Fluggerät übernehmen, der "eResCopter". Eine Art Drohne mit acht Rotoren und zusätzlichen Flügeln. Getestet werden soll das System in der Gesundheitsregion Unterallgäu-Memmingen.

Nächstes Jahr erste Testflüge

Schon im Sommer ist der elektrisch betriebene Senkrechtstarter erstmals der Öffentlichkeit präsentiert worden. Jetzt wird der Zeitplan konkreter. David Löbl, Chef des Fluggerät-Entwicklers ERC-Systems aus Ottobrunn bei München, sagte dem BR, schon Anfang des nächsten Jahres könnte es erste Testflüge auf einem Flugplatz geben. Man liege gut im Zeitplan. Ab dem Jahr 2030 – vielleicht aber auch ein, zwei Jahre später – könnten dann die ersten Patientinnen und Patienten mit der Rettungsdrohne transportiert werden.

Günstiger als ein Hubschrauber

Der Vorteil des Patienten-Flugtaxis: Es ist günstiger als ein Hubschrauber. Laut dem Hersteller kostet die Flugminute nur acht Euro – im Vergleich zu 23 Euro bei einem klassischen Hubschrauber. Und mit 180 km/h in der Luft ist der elektrische Senkrechtstarter deutlich schneller als ein Transport mit dem Rettungswagen. Deshalb auch die Testregion Unterallgäu-Memmingen. "In der Region gibt es teilweise Fahrzeiten von 40 bis 100 Minuten auf der Straße", sagt Prof. Peter Biberthaler. Er leitet die Unfallchirurgie im Klinikum rechts der Isar und begleitet das Projekt als medizinischer Experte.

Laut Prof. Biberthaler ist die Patientenversorgung in spezialisierten Zentren besser, das führe aber auch vermehrt zu Patiententransporten. Dazu käme eine älter werdende Gesellschaft mit tendenziell mehr Krankenhausaufenthalten.

Mehr Patiententransporte durch Krankenhausreform

Eine wichtige Rolle könnte auch die vom Bundestag beschlossene Krankenhausreform spielen. Das Ziel: Weniger Krankenhäuser und mehr Spezialisierungen. Da scheint es auf der Hand zu liegen, dass künftig mehr Patienten von einer Klinik in eine andere transportiert werden müssen.

Bessere Vernetzung der Kliniken durch Patienten-Flugtaxi

Was nach mehr Aufwand klingt, sieht Gesundheitsökonom Prof. Franz Benstetter von der TH Rosenheim als Vorteil. Der "eResCopter" helfe mit bei einer besseren Vernetzung der Kliniken. Das könne Geld sparen, was am Ende auch die Beitragszahler der Krankenkassen entlaste. Welchen Effekt der elektrische Flieger genau hat, sei noch nicht abzuschätzen. Aber der Gesundheitsökonom nennt ein Beispiel aus Spanien, das er wissenschaftlich begleitet habe. Dabei sei es um eine bessere Vernetzung von Gesundheitseinrichtungen gegangen, so Benstetter. Am Ende habe man 20 Prozent der Kosten einsparen können.

Landrat: "Das Krankenhaussterben beenden"

Der Unterallgäuer Landrat Alex Eder von den Freien Wählern sieht in dem Projekt sogar eine Chance, "das Krankenhaussterben zu beenden." Weil, "wir auf dem Land weiterhin Häuser betreiben können, die gewisse medizinische Leistungen nicht mehr anbieten müssen, weil wir mit dem System günstig und schnell abverlegen können." So hätten die Menschen weiterhin ein Krankenhaus vor Ort für den Notfall, auch wenn es dann möglicherweise zur Operation in eine andere Klinik geht – dann natürlich durch die Luft per Patienten-Flugtaxi.

Im Video: Per Rettungs-Drohne in die Notaufnahme

Ein seriennaher Prototyp, ein sogenannter Demonstrator, des E-Res-Copters wird in Taufkirchen bei München vorgestellt.
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Mit Tragflächen und acht Rotorblättern vereint der E-Res-Copter Eigenschaften von Flugzeug und Helikopter.

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