Sappi Papierfabrik in Stockstadt
Bildrechte: BR / Kai Asmussen
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Die Sappi Papierfabrik in Stockstadt wird im März 2024 geschlossen. Ab November wird dort kein Papier mehr produziert.

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Aus nach 125 Jahren: Papierfabrik in Stockstadt schließt bald

Aus nach 125 Jahren: Papierfabrik in Stockstadt schließt bald

Nach der Ankündigung des Sappi-Konzerns, die Stockstadter Papierfabrik zu schließen und zu verkaufen, geht es jetzt schnell. Unternehmen und Beschäftigte haben sich auf einen Sozialplan geeinigt. Es gebe auch eine Vereinbarung mit einem Käufer.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Die Nachricht von der möglichen Schließung der Papierfabrik in Stockstadt hatte die Beschäftigten schockiert, es betrifft immerhin rund 550 Arbeitsplätze. Die Papier- und Zellstofffabrik gibt es seit mehr als 120 Jahren, sie ist einer der großen Arbeitgeber am Untermain. Inzwischen hat das Unternehmen mitgeteilt, dass das Werk geschlossen wird. Ein Sozialplan und Interessensausgleich für die rund 550 Beschäftigten sei von beiden Seiten unterzeichnet worden. Auch ein Käufer habe eine Vereinbarung unterzeichnet. Über weitere Details sei aber absolutes Stillschweigen vereinbart worden.

Papierproduktion steht ab Ende des Jahres still

Bekannt sind Details zu Produktionsende und Werkstilllegung: Demnach wurde im Rahmen des Interessenausgleichs festgelegt, dass ab Ende Dezember 2023 der Betrieb ruhen soll, Ende März kommenden Jahres soll das Werk stillgelegt werden. Die Papierproduktion werde im November eingestellt, Zellstoff werde schon jetzt nicht mehr produziert.

Die Sappi GmbH in Stockstadt beschäftigte rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter 40 Auszubildende. Deren Papier wird unter anderem zur Herstellung von hochwertigen Kalendern, Bildbänden und Kunstbüchern genutzt. Das Unternehmen wurde 1898 als reine Zellstofffabrik gegründet und hat in der Vergangenheit mehrmals den Besitzer gewechselt. Der aktuelle Besitzer, Sappi Limited, ist eine global operierende Gesellschaft, die ihren Firmensitz in Johannesburg in Südafrika hat.

Verkaufsgespräche mit Finanzinvestor gescheitert

Nach gescheiterten Verkaufsgesprächen mit dem Finanzinvestor Aurelius hatte der südafrikanische Mutterkonzern festgelegt, das Werk in Unterfranken nicht mehr weiterzubetreiben. So hieß es Anfang Juli, Sappi habe alle Optionen für die Papierfabrik in Stockstadt, einschließlich Gesprächen mit anderen potenziellen Käufern geprüft. Dabei sei deutlich geworden, dass ein Verkauf des Werks als laufendes Unternehmen nicht möglich sei.

Bei den anschließenden Beratungen ging es auch um die mögliche Schließung des Werks und einen Verkauf des Geländes. Dafür würden sowohl die Zellstofffabrik nach 125 Jahren am Standort und die Papiermaschine von 1967 geschlossen werden. Ein Verkauf des Werks als laufendes Unternehmen sei nicht möglich.

Digitalisierung und explodierende Kosten führen zu Schließung

Die Produktion lief bislang weiter, wobei hohe Rohstoffkosten für Holz und vor allem auch für Altpapier und die hohen Gaspreise seit dem Ukraine-Krieg das Geschäft erschwerten. Bereits 2020 hatte der Konzern entschieden, in Stockstadt eine von zwei Papiermaschinen am Standort zu schließen. Wegen der Digitalisierung und schwindenden Print-Auflagen ist die Nachfrage nach grafischen Papieren in den letzten Jahren zurückgegangen.

Beschäftigte fürchten um Existenz

Im Juli hatten sich die Beschäftigten vor den Werkstoren der Papierfabrik in Stockstadt zusammen mit ehemaligen Angestellten, Anwohnern und Politikern zu einer zwölfstündigen Mahnwache versammelt. "Sappi nicht zu Grabe tragen!" lautete das Motto. "Ein Stockstadt ohne Sappi kann man sich gar nicht vorstellen!", sagten die meisten, teils mit Tränen in den Augen. Sogar ein Seelsorger wurde mit ins Boot geholt, um die Beschäftigten mit ihren Sorgen nicht alleine zu lassen.

Die Schließung wäre verheerend für die Gemeinde Stockstadt und den ganzen bayerischen Untermain, so die Aschaffenburger Landtagsabgeordnete Martina Fehlner (SPD) im Juli. Auch zahlreiche Zulieferbetriebe und weitere lokale Firmen, die auf Zwischen- oder Endprodukten aus der Stockstädter Papier- und Zellstofffabrik angewiesen sind, werde eine Schließung empfindlich treffen. Sie wäre zudem ein herber Schlag für die Waldwirtschaft im Spessart und im Odenwald, die mit Holz den Grundstoff für die Produktion des Zellstoffs liefert, so die SPD-Landtagsabgeordnete.

Hintergrund: Spezialpapier aus Stockstadt

Im September 2022 hatten der Finanzinvestor Aurelius und Sappi bekannt gegeben, dass Aurelius drei Standorte des Sappi-Konzerns in Europa, Stockstadt, Maastricht in den Niederlanden und Kirkniemi in Finnland übernehmen wolle. Laut Medienberichten lag der Verkaufspreis bei 272 Millionen Euro. Doch der Verkauf scheiterte. Danach hieß es, der strategische Fokus von Sappi bleibe trotzdem unverändert. Dazu gehöre die Reduzierung des Engagements im grafischen Papiersegment. Stattdessen wolle man die Bereiche Verpackungs- und Spezialpapiere, sowie Zellstoff und Biomaterialien vorantreiben.

In Stockstadt werden nach Unternehmensangaben jährlich 145.000 Tonnen Zellstoff und bis zu 220.000 Tonnen Papier produziert. Es ist laut eigenen Angaben das einzige Sappi-Werk für Naturpapiere und das innovativste Werk in Sachen Produktentwicklung für gestrichene Papiere, die für Bildbände, Kunstbücher aber auch Beilagen genutzt werden. Sappi Europe hat seinen Hauptsitz in Brüssel (Belgien) und ist mit derzeit noch zehn Werken, 15 Verkaufsbüros und 5.500 Mitarbeitern der führende europäische Hersteller von gestrichenem Grafikpapier sowie Verpackungs- und Spezialpapieren.

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