Unternehmer Michael Ammon (links) mit seinem Auszubildenden Lasse Lips
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Unternehmer Michael Ammon (links) mit seinem Auszubildenden Lasse Lips, den er über eine "Last-Minute-Börse" gefunden hat.

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Suche nach Auszubildenden: Firmen setzen auf Vermittlungsbörsen

Suche nach Auszubildenden: Firmen setzen auf Vermittlungsbörsen

Der Nachwuchsmangel stellt Firmen in Bayern vor Probleme. Um Auszubildende zu finden, setzen Unternehmen auf Vermittlungsbörsen. Gleichzeitig hat sich die Ausbildungsbilanz verschlechtert. Firmen bieten insgesamt weniger Lehrstellen an.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Wie finde ich noch Azubis für meine Firma? Diese Frage stellen sich in Zeiten des Fachkräfte- und Nachwuchsmangels viele Unternehmen. Der Nürnberger Firmenchef Michael Ammon hat einen Lösungsweg für sein Unternehmen gefunden: Im Juni hat er den Abiturienten Lasse Lips auf einer Last-Minute-Börse in Nürnberg kennengelernt.

Der 18-jährige Lips wollte etwas in Richtung "Großhandel" machen. Unternehmer Ammon und der junge Mann führten ein gutes Erstgespräch - drei Wochen später hatte der 18-Jährige bei ihm einen Ausbildungsplatz zum Groß- und Außenhandelsmanager. Die Firma Ammon – ein Familienbetrieb mit 50 Beschäftigten – hat sich auf Türen- und Fensterbeschläge spezialisiert. Als Zulieferer für Handwerk, Handel und Industrie ist der Mittelständler abhängig vom Bau- und Ausbaugewerbe. Das leidet unter der anhaltenden Wirtschaftsflaute.

Trotz Wirtschaftsflaute: Azubis werden gesucht

Die Abnehmerbetriebe seien zurückhaltender mit ihren Bestellungen, sagt Michael Ammon von der gleichnamigen Firma. Grundsätzlich sei das Thema Neubau aktuell sehr eingefroren. Das spüre die Firma natürlich. Vor allem der Bau von Einfamilienhäusern sei stark zurückgegangen.

Der Bereich Sanierung dagegen laufe nach wie vor und sei natürlich auch ein großer Bestandteil, wenn man in Richtung Nachhaltigkeit und Energieeffizienz denke, bilanziert der Unternehmer. Das Thema Ausbildung sehe er losgelöst von der Konjunktur. "Wir denken in die Zukunft und Auszubildende sind die Fachkräfte der Zukunft." Deshalb werde die Firma weiter ausbilden, "damit wir auch in zwei, drei, zehn Jahren gute Mitarbeiter bei uns an Bord haben", so Ammon weiter.

Andrea Nahles: Firmen meldeten weniger Lehrstellen

In ganz Deutschland sei die Zahl der gemeldeten Lehrstellen im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen. Laut der Chefin der Bundesagentur für Arbeit Andrea Nahles habe das sowohl konjunkturelle als auch strukturelle Ursachen. Wegen der anhaltenden Wirtschaftsflaute sei die Einstellungsbereitschaft der Betriebe in ganz Deutschland gesunken. Das habe auch den Ausbildungsmarkt beeinflusst.

Ausbildungsbilanz: Firmen sind Stammgäste auf Vermittlungsbörsen

Doch es gebe auch strukturelle Gründe. Wenn etwa die Lebensmittelbranche, beispielsweise Bäcker oder Metzger, über Jahre hinweg ihre ausgeschriebenen Lehrstellen nicht besetzt bekämen, führe das dazu, dass solche Unternehmen irgendwann auch keine Lehrstellen mehr melden würden, so Nahles.

Insgesamt sei die Ausbildungsbilanz schlechter ausgefallen als in den Vorjahren. 31.000 Jugendliche, vor allem junge Menschen mit Hauptschulabschlüssen oder ausländische Bewerber hätten weder eine Lehrstelle noch ein Alternativangebot bekommen.

Firmenchef ist Stammgast bei Ausbildungsbörsen

Michael Ammon ist ganzjährig auf der Suche nach Auszubildenden und deshalb Stammgast auf jeder fränkischen Ausbildungsbörse – wie etwa der Nachvermittlungsbörse der IHK in Nürnberg. Früher hätten sich Azubis beim Unternehmen beworben, mittlerweile würde sei das andersherum, sagt Ammon. Von daher gebe sich seine Firma große Mühe, eine gute Ausbildung anzubieten und das versuche er auch auf Ausbildungsmessen zu kommunizieren.

Sozusagen als "Icebreaker" hat er diesmal seinen Neuzugang Lasse Lips dabei. Selbst frischgebackener Azubi, soll er mit den Jugendlichen auf Augenhöhe reden. Der 18-jährige Lips kann immer noch nicht glauben, wie schnell er an eine Lehrstelle gekommen ist. "Ich hatte vor vier Monaten noch absolut keine Idee, was ich dieses Jahr machen würde. Jetzt habe ich einen festen Ausbildungsberuf, ein festes Team, feste Kameraden, ich bin auf jeden Fall super zufrieden."

Fünfzehn Auszubildende pro Jahr

Michael Ammon bevorzugt Messen, die auf den Mittelstand zugeschnitten sind. Er sucht jedes Jahr etwa 15 Auszubildende. In den vergangenen Jahren sei es nicht gelungen, die maximale Zahl auszuschöpfen, sagt der Unternehmer. Deswegen sei er auch jetzt – nachträglich – noch bereit, neue Auszubildende einzustellen. Er schätzt, dass ungefähr ein Drittel seiner Lehrlinge über solche Ausbildungsmessen in die Firma kommt.

Die Nachvermittlungsbörse der IHK in Nürnberg wertet Ammon als Erfolg. Er nehme die Adressen von mehr als einer Handvoll aussichtsreicher Kandidaten mit und freue sich sehr darüber, wie gut sein Azubi-Neuzugang Lasse Lips die Firma nach außen vertreten hat.

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Firmen in Bayern setzen auf Vermittlungsbörsen

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