Dieter Manske ist Applikationsingenieur beim Automobilzulieferer ZF in Schweinfurt. Seit 24 Jahren arbeitet er dort. Doch jetzt fürchtet Manske um seinen Arbeitsplatz. Die Krise der Automobilindustrie – sie trifft auch die Zulieferer – und damit den Industriestandort Schweinfurt. Manske sagt "Jeder sitzt jetzt hier, weiß nichts Genaues, man weiß nicht, wie es weitergeht, man kommt natürlich ein Stück weit in existenzielle Ängste." Er sei davon ausgegangen, dass er in diesem Beruf und in dieser Firma in Rente gehe, so Manske und jetzt habe er "einfach nur Angst".
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"Freundschaften werden auseinandergerissen"
Aufgrund von "unerwartet schwacher Konjunktur" will Dieter Manskes Arbeitgeber ZF am Standort für die rund 9.800 Mitarbeiter die Arbeitszeit senken. Und ZF ist nicht das einzige Unternehmen, bei dem die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer um ihre Stellen fürchten. Auch der Automobilzulieferer Schaeffler will in Schweinfurt Kurzarbeit für 1.000 Beschäftigte einführen.
Was das für die Region bedeuten könnte, erklärte in der Sendung" jetzt red i" im BR Fernsehen Michael Henkelmann, der ebenfalls beim Zulieferer ZF arbeitet. Viele seiner Freunde und Bekannten wüssten nicht, ob sie sich ein Eigenheim bauen sollten oder nicht, weil unklar sei, ob sie in der Region in Zukunft noch eine Arbeit fänden, so der 34-Jährige. Dies sei traurig, sagte er, denn so würden "Freundschaften auseinander gerissen".
Wunsch nach Automobilgipfel mit Ländern
Angesichts solcher Szenarien äußerte Kerstin Schreyer, die wirtschaftspolitische Sprecherin der CSU im Landtag, den Wunsch nach einem Automobilgipfel zwischen Bund und Ländern. Auch Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter sowie alle betroffenen Ministerien sollten vertreten sein - "Alle miteinander an einem Tisch", forderte Schreyer.
Zudem kritisierte Schreyer die Bundesregierung: Sie habe zuweilen das Gefühl, dass die "astronomisch gestiegenen" Energiekosten dem "ein oder anderen Politiker in Berlin, gar nicht mal so unrecht seien", weil damit die ideologischen Wünsche nach Energieumstieg schnell transportiert werden könnten.
IG-Metall hält an Forderung nach Lohnerhöhung fest
Christiane Benner, erste Vorsitzende der IG Metall, forderte trotz Krisenstimmung, die Löhne der Beschäftigten zu erhöhen. Aktuell verlangt die IG Metall unter anderem 7 Prozent mehr Lohn und will mehr Beschäftigten als bisher die Möglichkeit bieten, sich zwischen Zeit und Geld zu entscheiden. Diese Forderungen seien trotz drohendem Stellenabbau in der Branche gerechtfertigt, denn Lohnverzicht schaffe auch keine Arbeitsplätze, so Benner. Zudem kritisierte sie, dass es keine erschwinglichen E-Autos gebe. Sie teile die Auffassung, dass diesbezüglich "Aufgaben" von der Automobilindustrie nicht gemacht worden seien.
Simon Schütz, Pressesprecher vom Verband der Automobilindustrie versprach indes: "Die günstigeren E-Autos werden kommen". Er sagte, dass die Probleme der deutschen Autoindustrie struktureller Natur seien und er beklagte die hohen Energiekosten in Deutschland sowie die ausufernde Bürokratie. Schütz mahnte: Wenn man weltweit erfolgreich sein wolle, dann dürfe man nicht sparen.
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