Der Automobilzulieferer ZF will an seinem Standort Schweinfurt für die rund 9.800 Mitarbeiter die Arbeitszeit absenken. Grund dafür ist "eine unerwartet schwache Konjunktur, die zu deutlichen Umsatzrückgängen führt". Eine ZF Sprecherin betont auf Nachfrage von BR24, dass es sich dabei nicht um Kurzarbeit handele: "Wir wollen keine Kurzarbeit". Wie hoch die Arbeitszeitabsenkung für welchen Zeitraum für wie viele Mitarbeiter konkret sein soll, teilt das Unternehmen nicht mit. Das muss laut ZF mit dem Betriebsrat noch konkret verhandelt werden.
Kapazitäten auf ein benötigtes Maß reduzieren
Rechnerisch habe das Unternehmen am Standort 650 Mitarbeiter mit einem 35-Stundenwochen-Vertrag – das bedeutet 650 Vollzeitäquivalenten – zu viel. In mehreren Betriebsversammlungen hat das Unternehmen heute darüber seine Mitarbeiter informiert. Laut ZF erklärten der Schweinfurter Standortleiter Manfred Süß und Personalleiter Marcus Giek den Mitarbeitenden, "wie man den Standort wieder in die wirtschaftliche Erfolgsspur zurückbringen und die Arbeitsplätze mit zukunftsfähigen Produkten langfristig absichern will". Dazu gehöre, "Personalkapazitäten in den Bereichen Verwaltung, Forschung und Entwicklung sowie insbesondere in der Produktion auf das künftig benötigte Maß zu reduzieren". Bereits jetzt lägen die Kapazitäten am ZF Standort Schweinfurt zehn Prozent über dem Bedarf.
Betriebsbedingte Kündigungen unbedingt vermeiden
Die 650 Vollzeitäquivalenten beziehen sich laut ZF nicht auf eine reale Mitarbeiterzahl, sondern beschreibt einen Zeitwert, den eine Vollzeit-Arbeitskraft mit einem 35-Stunden-Vertrag erbringt. Laut Süß strebe ZF gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung eine möglichst sozialverträgliche Personalanpassung und nachhaltige Standortsicherung an. "Betriebsbedingte Kündigungen wollen wir unbedingt vermeiden. Aber unsere sinkenden Umsätze erfordern ein entschiedenes Handeln", heißt es von ZF in einer Pressemitteilung wörtlich. Mit der Umsetzung von Maßnahmen wie dem Auslaufen von befristeten Verträgen, attraktiven Altersteilzeitregelungen, zusätzlichen freien Tagen sowie der Nutzung der natürlichen Fluktuation sei bereits in Abstimmung mit der Arbeitnehmervertretung begonnen worden.
Gespräche mit dem Betriebsrat
Personalleiter Marcus Giek wird in der Mitteilung so zitiert: "Wir planen nicht, 650 Stellen abzubauen, sondern wollen stattdessen die Personalkapazitäten um wöchentlich 22.750 Stunden, also 650 mal 35 Stunden, reduzieren. Daher streben wir eine Arbeitszeitabsenkung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, um unser Team an Bord zu halten. Aktuell befinden wir uns dazu in einem engen Dialog mit dem Betriebsrat und hoffen auf eine schnelle Entscheidung, denn wir brauchen in Schweinfurt eine rasche Ergebnisverbesserung noch in diesem Jahr."
Auftragsrückgang nicht nur in Schweinfurt spürbar
Auch an anderen Standorten von ZF ist der Auftragsrückgang zu spüren. Erst vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass der Automobilzulieferer ZF offenbar zahlreiche Werke in Deutschland schließen will. Ob Bayern betroffen ist, ist bisher noch unklar. An den zwei Passauer ZF-Standorten Grubweg und Patriching will das Unternehmen ab dem 1. November außerdem Kurzarbeit einführen. Das teilte das Unternehmen der Belegschaft in einer Betriebsversammlung am 11. Oktober mit.
Auch Schaeffler von schwacher Konjunktur betroffen
Auch der Automobilzulieferer Schaeffler will in Schweinfurt Kurzarbeit einführen – ebenfalls ab November. Davon betroffen sind knapp über 1.000 Beschäftigte am Schweinfurter Unternehmens-Standort. Die Kurzarbeit soll bei Schaeffler bis Ende März 2025 gehen. Grund: die schwächelnde konjunkturelle Nachfrage.
Den ZF Standort Schweinfurt gibt es – unter verschiedenen Vorgängereigentümern – seit fast 130 Jahren. Hier werden neben Elektromotoren für die Automobilindustrie unter anderem LKW-Dämpfungstechnik, Eisenbahn-Dämpfungstechnik oder auch Schnell-Ladesystem für Porsche produziert.
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