Weiterhin willkommen, aber bitte nicht ganz so einnehmend – so könnte man die Änderungswünsche der grün-roten Mehrheit an die Ausrichter der IAA zusammenfassen. Der Münchner Stadtrat entschied nämlich, dass die Internationale Automobilausstellung auch nächstes Jahr in München stattfinden darf – allerdings nur mit etwas geändertem Konzept.
Frei zugängliche Ausstellungsflächen waren zu groß
Im Mittelpunkt der Diskussionen standen vor allem die "Open Spaces" der IAA. Gemeint sind damit öffentlich zugängliche Ausstellungsflächen in der Innenstadt, auf denen die Aussteller neue Autos und Konzepte vorstellen. Bei der IAA-Premiere Im vergangenen Jahr waren diese Flächen vielen zu wuchtig erschienen. Beim nächsten Mal wird nun der Platz vor der Feldherrnhalle nicht mehr zur Verfügung stehen.
Außerdem soll die Ausstellungsfläche am Königsplatz um 2000 Quadratmeter verkleinert werden, damit Fahrradfahrer und Fußgänger ohne Behinderungen über den Platz können und das Mahnmal für die Bücherverbrennung von 1933 freigehalten wird. Als Ausgleich für die wegfallenden Flächen wird der Messe München und dem Verband der Automobilindustrie (VDA) in der Ludwigstraße mehr Platz als 2021 angeboten.
Im Rathaus gibt es zudem Zweifel an der "Blue Lane". Bei dieser blauen Spur handelt es sich um eine Strecke, die für die IAA zwischen dem Königsplatz und der Messestadt Riem markiert wurde. Dort hatten umweltfreundlichere Verkehrsmittel – also emissionsfreie Autos, Fahrgemeinschaften und der öffentliche Personennahverkehr – Vorfahrt. Sollte es so etwas auch 2023 wieder geben, soll nach dem Willen der Stadtrats-Mehrheit "mit der Veranstalterin über alternative Routen gesprochen werden".
CSU spricht von "kaltem Rauswurf"
Die Vorschläge waren Inhalt eines grün-roten Änderungsantrags, den die Opposition ablehnte. Die Forderungen kämen einem "kalten Rauswurf" des VDA gleich, sagte etwa die CSU. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) betonte unterdessen, dass man dem Messeveranstalter "Brücken bauen" wolle und nun Gespräche führen werde, wie man das Thema IAA "hinkriegen" könne. Er sei zuversichtlich, dass man einen Kompromiss finden werde.
Forderungen sorgen für Verstimmung beim Messeveranstalter
Der VDA reagiert allerdings erst einmal verstimmt: Die Stadt habe sich für die IAA "mit einem klaren Konzept inklusive der benannten Plätze beworben". Das habe wesentlich zum Erfolg der Münchner Bewerbung beigetragen. "Dass mit dem heutigen Beschluss, auch nach den Gesprächen der vergangenen Wochen, nun einseitig das Konzept der Bewerbung in Teilen zurückgenommen wird, verwundert uns und ist schwer nachvollziehbar", heißt es in einer Stellungnahme. Man werde die Folgen nun prüfen.
Staatkanzleichef Herrmann: Entscheidung "kleinkariert" und "innovationsfeindlich"
Verstimmt zeigte sich auch der Chef der Bayerischen Staatskanzlei, Florian Herrmann: "Der rot-grüne Beschluss im Münchner Stadtrat ist für eine Weltstadt kleinkariert, innovationsfeindlich und damit mehr als bedauerlich." Herrmann betonte, die IAA sei für den "Industrie- und Mobilitätsstandort Bayern ein Schlüssel-Event". Der Freistaat Bayern habe viele Flächen für die IAA zur Verfügung gestellt und wolle dies auch in Zukunft tun. Auch der Hofgarten stehe dafür bereit.
Freistaat verlangt Kompromisse von der Stadt
Mit 400.000 Besuchern sei die IAA im vergangenen Jahr trotz aller Corona-Einschränkungen "ein großartiger Erfolg" gewesen, so Herrmann: "das dezentrale und moderne Konzept hat Menschen aus aller Welt begeistert". Die Staatsregierung habe sich mit großer Überzeugung dafür stark gemacht, dass die IAA Mobility nach München kommt. "Ziel ist es, die IAA langfristig an München und Bayern zu binden. Es entspricht nicht unserem Stil, Verträge einseitig zu ändern. Und es ist sehr befremdlich, wenn rot-grüne Stadträte sagen, der Veranstalter könne ja wieder nach Frankfurt zurückkehren, wenn ihm etwas nicht passe. Bayern ist Autoland. Wir erwarten daher von der Stadt München, dass sie konstruktiv in einen notwendigen Dialog eintritt und noch einmal über Kompromisse nachdenkt.“
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