Rund 180 Menschen haben am Dienstagabend vor der Brose Arena in Bamberg gegen das dort am Abend stattfindende Konzert von Till Lindemann demonstriert. Zum Protest gegen den Auftritt des Rammstein-Sängers aufgerufen hatte das Aktionsbündnis "Keine Bühne Bamberg". Es besteht aus feministisch ausgerichteten Gruppen aus Bamberg, Coburg, Nürnberg und Würzburg.
Polizei: Keine körperlichen Auseinandersetzungen
Die Demonstration des Aktionsbündnisses "Keine Bühne Bamberg" vor der Brose Arena beinhaltete mehrere Redebeiträge zum Thema sexualisierter Gewalt und Sexismus, Musik und das gemeinsame Skandieren von Parolen, wie "kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat".
Zu körperlichen Auseinandersetzungen mit den mehr als 6.000 anwesenden Lindemann-Fans kam es nicht, wie ein Polizeisprecher im Gespräch mit BR24 bestätigt. Es blieb bei hämischem Applaus, Pfiffen und Beleidigungen. Nach dem 90-minütigen Protest sind die Demonstrierenden weitergezogen. Später am Abend waren eine weitere Kundgebung in Bahnhofsnähe sowie ein Punk-Konzert als Gegenveranstaltung zum Konzert Till Lindemanns geplant.
Auch bei anderen Konzerten kam es bereits zu Demonstrationen
Auch bei den bisherigen Konzerten des Rammstein-Sängers, der bis zum Ende des Jahres im Rahmen seiner Solo-Tour 24 Auftritte in 13 Ländern geplant hat, war es zu ähnlichen Demonstrationen gekommen. Beim Tour-Auftakt in Leipzig hatten rund 600 Menschen demonstriert, in Münster waren es etwa 250.
Demonstrierende sehen Lindemanns Fall nach wie vor kritisch
Gegen Lindemann hatten im Sommer dieses Jahres mehrere Frauen schwere Anschuldigungen erhoben. Dabei ging es unter anderem um Machtmissbrauch, um sie sexuell gefügig zu machen. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte das Ermittlungsverfahren gegen Lindemann schließlich am 29. August eingestellt. Es konnten keine Belege für ein strafbares Verhalten gefunden werden.
Die Protestierenden erachten den Sänger weiter als schuldig und betrachten den Fall nur als Spitze des Eisbergs und als Beispiel für das gelebte Patriarchat in der Gesellschaft. Viele Opfer von sexualisierter Gewalt würden sich nicht trauen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Es sei schwer, sich zu öffnen und darüber zu sprechen.
Konzert in Bamberg wurde nicht abgesagt
Von der Stadt Bamberg und dem Veranstalter, dem Concertbüro Franken, hatte das Aktionsbündnis gefordert, das Lindemann-Konzert am Dienstag zu verbieten und abzusagen. Das sei nicht machbar, erklärte Axel Ballreich vom Concertbüro Franken auf Anfrage von BR24. Als Veranstalter habe man Verträge zu erfüllen und keinerlei juristische Handhabe. Im Fall Lindemann sei noch nicht mal eine Anklage erhoben worden. Bis zu einer Verurteilung gelte in Deutschland die Unschuldsvermutung.
Bei einer Konzertabsage durch den Veranstalter müsste dieser mit Schadenersatzforderungen in sechsstelliger Höhe rechnen. Zudem sei der Vertrag mit Lindemann bereits vor Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den Sänger geschlossen worden. Die Stadt Bamberg bestätigte das.
Im Video: Protestaktion des Aktionsbündnisses "Keine Bühne Bamberg" gegen Till Lindemann
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