"Das ist wie Weihnachten und Ostern zusammen, wenn wir den Betrag bekommen würden", so die erste Reaktion von Pfarrer Bernhard Stiegler, als er über BR24 von der Finanzspritze des Bundes erfährt. Die letzten Monate hatten dem Pfarrer schlaflose Nächte beschert. Eine Finanzierungslücke von rund einer Million Euro klaffte, trotz großzügiger Beteiligung vom Bistum Augsburg und einer hohen Versicherungssumme.
Klosteranlage von Unwetter schwer beschädigt
Mit einem Hilferuf wandte sich der Pfarrer an die Öffentlichkeit. Die Höhe des Schadens überfordert die kleine Kirchengemeinde im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen komplett. Der Schaden in der Statik tauchte bei der Begutachtung nach dem Hagelunwetter im August 2023 auf.
Die Risse in der Basilika sind mit dem bloßen Auge zu sehen: im Gewölbe, in den Bögen, in der Fassade. Teilweise klaffen sie bis zu 20 Zentimeter auseinander. Auch die Wände neigen sich bereits. Umgehend wurde die Basilika für die Öffentlichkeit gesperrt. Jederzeit hätten Teile aus der Stuckdecke fallen können.
Basilika ist einsturzgefährdet
Problematisch ist vor allem der Dachstuhl. Im Lauf der Zeit ist das Holz brüchig und morsch geworden. Dadurch lastet mehr Gewicht auf der Stahlbetonkonstruktion, die damals zur Gewölbe-Entlastung eingebaut wurde.
"Inzwischen stützt sie nicht mehr, sondern drückt", so Stiegler. Die Sanierung wird aufwändig. Rund 6,8 Millionen Euro werden kalkuliert. 3,2 trägt die Versicherung, die den Unwetterschaden begleicht. Doch den restlichen Betrag muss die Kirchengemeinde aufbringen.
Hilferuf in Berlin gehört
Die Basilika wurde zur Zeit des Hochbarocks zwischen 1681 und1686 erbaut. Charakteristisch sind die großen Deckenbilder, die ersten bekannten Arbeiten dieser Art von Georg Asam. Die barocke Anlage zieht jährlich viele Kunst- und Kulturinteressierte aus nah und fern an.
Dementsprechend groß war die Anteilnahme. Vertreter aus Wirtschaft und Politik ließen ihre Beziehungen spielen und leiteten den Hilferuf nach Berlin weiter. Unter anderem engagierte sich der Bundestagsabgeordnete Karl Bär (Bündnis 90/Die Grünen). "Das Kloster Benediktbeuern ist ein kunsthistorischer Schatz unserer Region und ein wichtiger Bildungs- und Kulturort." Bär setzte sich mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien in Verbindung und konnte bewirken, dass Fördermittel aus seinem Etat in Höhe von 1,75 Millionen Euro an die Basilika fließen können.
Der Bundestag hat schon mal grünes Licht für die Förderfähigkeit gegeben. Für Bär ist dies auch ein Zeichen der Solidarität: "Wir lassen den Ort nach den Zerstörungen durch das Hagelunwetter nicht alleine." Jedoch stellt die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien auch klar in einer Mail an Pfarrer Stiegler: "Mit der Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages ist noch keine Bewilligung der Mittel erfolgt. Die verwaltungsmäßige Prüfung der konkreten Förderfähigkeit und eine etwaige Bewilligung erfolgt durch die Fachreferate der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) in Abstimmung mit etwaigen Ko-Finanziers und den zuständigen Behörden nach den entsprechenden Regularien." Stiegler hofft jetzt, dass dies nur eine Formalie ist und die Summe bald fließen kann.
Große Freude in Benediktbeuern
Die mögliche Finanzspritze sorgte für große Freude in Benediktbeuern. Für Bürgermeister Anton Ortlieb ist die Klosteranlage prägend für den Ort und die ganze Region, doch auch ihm bereiten die hohen Kosten Sorgen: "Die Kirche mit ihren wertvollen Kunstwerken und Fresken zu sanieren, wird mehr kosten als ursprünglich gedacht. Ohne diese Förderung wäre das äußerst schwierig darzustellen." Mit dem erwarteten Geldsegen aus Berlin sieht die Welt wieder besser aus.
Pfarrer Stiegler möchte die Chance nutzen, dass ein großes Gerüst in der Kirche steht. So könnten die wertvollen Deckenbilder renoviert und auch die Technikanlage erneuert werden. Geplant ist auch eine Instandsetzung der Orgel. Nach derzeitigen Planungen wird es rund zwei Jahre dauern, bis in der Basilika wieder Gottesdienste gefeiert werden können.
Dieser Artikel ist erstmals am 30. September 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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