Zu sehen: Reparaturarbeiten am zerstörten Norddach
Bildrechte: Christian Höck
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Das Kloster Benediktbeuern samt Basilika wurde vor einem Jahr heftig von den Hagelkörnern erwischt. Die Reparaturarbeiten laufen noch immer.

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"Es war so unwirklich": Ein Jahr nach dem Hagelsturm im Oberland

"Es war so unwirklich": Ein Jahr nach dem Hagelsturm im Oberland

Vor einem Jahr fallen tennisballgroße Hagelkörner vom Himmel und verwüsten ganze Gemeinden im Oberland. Besonders betroffen sind Bad Bayersoien und Benediktbeuern mit Kloster und Basilika. Ein Jahr später ist das Gewitter noch lange nicht vergessen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

"Plötzlich wurde der Himmel immer schwärzer", erinnert sich Christian Höck, "und dann ging es schon los": Tonk, tonk, tonk. Die Fenster der Kinderzimmer hätten den riesigen Hagelkörnern nicht lange standgehalten, erzählt der Familienvater aus Benediktbeuern. Puzzleteile, Unterlagen, Scherben und Blätter seien wild durch das Haus gewirbelt.

Keine zehn Minuten später war das Unwetter vorbei. Doch die Schäden, die die Hagelkörner in der Gemeinde im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen angerichtet hatten, waren unübersehbar. Christian Höck, der Mesner der Basilika im Kloster Benediktbeuern, entschied sich, Plastikplanen, die die Pfarrgemeinde für das jährliche Zeltlager angeschafft hatte, im Dorf zu verteilen, damit die Bewohner ihre zerstörten Häuser und Autos abdecken konnten.

"Aktionismus" sei das gewesen, sagt Höck heute, aber man habe eben irgendwas tun wollen. Denn so gut wie jedes Haus war von dem Unwetter betroffen, viele Dächer zerstört, Fenster zerborsten, Autodächer verbeult. "Es war alles so unwirklich", sagt Höck, kein Vogel habe mehr gezwitschert, kein Auto sei mehr auf den Straßen unterwegs gewesen: "Es lag eine totale Stille über dem Dorf."

Hagel im Oberland: Reparaturarbeiten dauern an

Vor genau einem Jahr sorgten Hagelkörner so groß wie Tennisbälle für ein Bild der Verwüstung im Oberland. Am stärksten betroffen waren die Gemeinden Bad Bayersoien und Benediktbeuern. Verletzt wurde bei dem Gewitter niemand, doch die Folgen des Unwetters sind bis heute spürbar.

Glücklicherweise hätten die meisten Häuser schnell repariert werden können, berichtet eine Mitarbeiterin der Gemeinde Benediktbeuern im Gespräch mit BR24, auch dank der Hilfe vieler Handwerksbetriebe aus dem Umland. Doch noch immer seien einige Dächer nur mit Planen gedeckt. Ob diese Gebäude abgerissen werden oder sich eine Reparatur lohnt, ist noch nicht geklärt.

Kloster Benediktbeuern und Basilika schwer getroffen

Schwer getroffen hat es auch das Kloster Benediktbeuern. Die Dächer der Anlage wurden stark in Mitleidenschaft gezogen, besonders auf der Westseite der Gebäude blieb kaum ein Ziegel heil. Auch die Basilika, die barocke Kirche im Kloster, wurde von dem Unwetter stark getroffen: "Das Dach wurde damals zerstört, und weil so Kirchen in der Regel keine Dachschalung haben, ist das Wasser direkt in die Gewölbe eingetreten", erklärt Mesner Höck.

Wegen des Hagelschadens und eines schon länger bestehenden Statikproblems muss die Basilika nun aufwändig saniert werden. Gesamtkosten: Rund 6,8 Millionen Euro, wobei rund die Hälfte der Kosten die Versicherung wegen des Unwetterschadens übernimmt. Ob es wirklich bei dieser Summe bleibt, ließe sich aber noch nicht abschließend sagen, so Höck. Und: Etwa eine dreiviertel Million müsse die Pfarrgemeinde selbst zahlen.

Zweit-teuerstes Schadensereignis in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg

Nicht nur im Kloster ist der finanzielle Schaden groß. Schon im vergangenen Herbst zogen die Versicherungen Bilanz: Laut der Bayerischen Versicherungskammer war das Unwetter das zweit-teuerste Schadenereignis in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg. 170 Millionen Euro entfielen allein auf diese Versicherung.

Insgesamt habe das Unwetter in ganz Deutschland Ende August rund 900 Millionen Euro an versicherten Schäden verursacht, schätzt der Gesamtverband der Versicherer (GDV). Davon seien rund 350 Millionen Euro an Kfz-Schäden entstanden, so der GDV.

Innehalten und rekapitulieren - ein Jahr später

Am Jahrestag des Unwetters denken die Bewohner und Bewohnerinnen von Benediktbeuern noch mal an den Augusttag letztes Jahr zurück: Um 16.20 Uhr, dem ungefähren Zeitpunkt des Gewitters, läuteten in Benediktbeuern die Kirchenglocken.

"Meine Frau und ich werden einfach zehn Minuten lang rekapitulieren, wie das damals war", sagte Mesner Christian Höck BR24 vorab. Die Schwägerin habe vor, sich zehn Minuten lang auf die Hausbank zu setzen und innezuhalten, der Sohn wolle mit seinen Kollegen in der Arbeit mit einem Bier anstoßen. Jeder soll seinen eigenen Weg finden, das Geschehene zu verarbeiten – um danach wieder positiv in die Zukunft blicken zu können.

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